Skurril: Was Wahrsager fälschlicherweise für 2019 voraussagten
Donald Trump lebt und ist sogar noch US-Präsident. In das Weiße Haus ist kein Papagei eingebrochen und ein Affe im King-Kong-Format ist auch noch niemandem vor die Füße gelaufen. Und überhaupt: Die Erde existiert noch. Auch in diesem Jahr gab es wieder reihenweise Pleiten von Hellsehern und Propheten.
Der deutsche Mathematiker Michael Kunkel nimmt seit 18 Jahren für die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) Vorhersagen von Wahrsagern und Astrologen unter die Lupe. Auch heuter gab es wieder kaum Treffer, teilte die GWUP im südhessischen Roßdorf mit. Astrologen werfen Kunkel "Pauschalisierung" vor.
Neben Vorhersagen für Vulkanausbrüche, Erdbeben, Tsunamis oder Waldbrände hätten auch realistischere Prognosen wie ein harter Brexit, das Ende von Facebook oder das Aus der Bundesregierung in Deutschland gefloppt. Beim Schicksal des US-Präsidenten seien die Auguren zudem völlig uneins gewesen. So sahen sie Trump als Opfer eines Anschlags, als Rücktrittskandidaten oder eben doch weiter im Amt. "Anschläge auf US-Präsidenten werden in jedem Jahr vorhergesagt", meint der Mainzer Mathematiker Kunkel, der 2019 mehr als 100 Texte, Websites, Videos, Blogs und Presseartikel ausgewertet hat.
Bei der Auswertung werde zum einen auf die wörtliche Formulierung geachtet, zum anderen auf die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens einer Prognose. Bei der Vorhersage, das Kind des britischen Prinzen Harry und seiner Frau Meghan werde ein Mädchen, habe die Wahrsagerin eine 50 Prozent-Chance gehabt - und falsch gelegen. "Baby Sussex" Archie Harrison Mountbatten-Windsor ist ein Bub. Andere Formulierungen wie "besteht aufgrund mehrerer Spannungseffekte erhöhtes Krisenpotenzial" könnten so ziemlich alles bedeuten.
Zufallstreffer dank wiederkehrender Prognosen
Einige Hellseher stellten gleichzeitig Hunderte Vorhersagen bereit und brüsteten sich, wenn eine zutrifft. So habe sich eine Wahrsagerin darauf berufen, dass sie Michael Jacksons Tod 2009 richtig vorhersagt habe. "Der war aber auch schon die fünf Jahre davor auf ihrer Liste."
Klassiker seien auch in diesem Jahr alle wie auch immer gearteten Katastrophen, Kriege und Weltuntergangsszenarien gewesen. Ebenso die üblichen Klatschthemen Liebesglück, Gesundheit oder Karriere. Besondere Ereignisse, wie 2013 der Rücktritt des Papstes habe es nicht gegeben. Den habe damals zwar keiner vorhergesagt, doch wäre solch ein Ereignis tatsächlich ein besonderer Treffer.
Einmalige Ereignisse wie die Anschläge auf das World Trade Center 2001 oder der zerstörerische Tsunami 2004 fänden sich in abgewandelter Form erst in den Folgejahren unter den Vorhersagen. "Man sagt einfach nur das voraus, was es schon mal gab."
Der Deutsche Astrologen-Verband in Heidelberg bezeichnet die Aussagen der GWUP als "Jahresritual". "Das ist keine seriöse Kritik. Was mich vor allem stört, ist die Pauschalisierung", sagt der Vorsitzende Klemens Ludwig. Es gebe drei Kategorien von Vorhersagen: unsinnige, unterhaltende und unverzichtbare. Panikmache wie Weltuntergangsszenarien nehme niemand ernst und der unterhaltene Tratsch habe nichts mit Astrologie zu tun. "Wenn man ein Prognose machen will, braucht man ein Grundhoroskop." Das funktioniere bei einer Vorhersage über den künftigen Nachwuchs der Royals ja schon mal ohnehin nicht.
Die unverzichtbaren Vorhersagen würden bei der Aufstellung der GWUP gänzlich fehlen. "Ich kann genau sagen, wenn es Phasen gibt, in denen es aufwärts geht. Ich kann nicht sehen, wie sich das äußert", sagt Ludwig. Die Wirtschaftskrise 2008 sei von Astrologen vorhergesagt worden. "Ich kenne Wirtschaftsleute, die viel Geld zahlen für Astrologen." Kritiker müssten stärker differenzieren.
Ludwig selbst sagt aufgrund von Planetenkonstellationen für die kommenden Jahre einen fallenden DAX voraus, bis auf 8.500 Punkte. Dann gehe es wieder bergauf.
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