Designerhotel: Dicke nicht erwünscht

Designerhotel: Dicke nicht erwünscht
Maximal 130 Kilogramm dürfen Gäste eines deutschen Hotels wiegen. Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten.

Wie dick darf man sein, um ein Hotel zu besuchen? "Nicht mehr als 130 Kilogramm", sagt die Hotelchefin des Beachhotel in Sahlenburg bei Cuxhaven an der deutschen Nordsee. Sie weist darauf hin, "dass das Interieur des Hauses für Menschen, die schwerer sind, nicht geeignet ist. Kinder und Raucher sind ebenfalls nicht willkommen." Viele finden das empörend, das sei diskriminierend.

Hotelbesitzerin Angelika Hargesheimer lässt die Kritik nicht gelten: „Aus Haftungsgründen weisen wir ausdrücklich darauf hin, dass das Interieur unseres Hauses für Menschen mit einem Körpergewicht von mehr als 130 kg nicht geeignet ist“,  heißt es auf der Internetseite des Hotels. Hargesheimer wird in einem Bericht des Magazins butenunbinnen noch deutlicher: „Sie haben ja unten die Designerstühle gesehen, das sind richtige Klassiker. Wenn sich da eine Person von über 130 Kilogramm draufsetzt, die sitzt da mit einer Pobacke drauf und der Stuhl hält das auch nicht lange aus. Ich möchte aber ein Designer-Hotel haben, also ich möchte schöne Möbel haben – und nicht so Eiche brutal.“

Strafbar macht sich das Hotel mit dieser Einstellung nicht, aber auf Bewertungsportalen machen Gäste ihrem Ärger Luft. Auch Experten sehen das Konzept kritisch. „Es zeigt eben, dass es in diesem Bereich immer noch so ist, dass man scheinbar unbestraft diskriminieren kann“, erklärt Friedrich Schrob von der Universität Bremen dem Magazin. Schrob forscht er zum Thema Gewichtsdiskriminierung und befürchtet, dass sich übergewichtige Menschen durch solche Herabwürdigungen noch mehr isolieren.

Der Wissenschaftler fordert, dass Diskriminierungen aufgrund körperlicher Merkmale mit ins Antidiskriminierungsgesetz aufgenommen werden müssten. Doch die Kritik prallt von Angelika Hargesheimer ab: „Also ich finde es persönlich diskriminierend, dass ich so einen Anblick ertragen muss – ehrlich gesagt. Und ich weiß, wenn ich dick bin, dass da was nicht stimmt.“

Keine falsche Erwartungen

Die Besitzerin des Hotels sagt nun, dass sie nach mehreren Beschwerden lediglich falsche Erwartungen habe vermeiden wollen. "Die Gäste sollen ihren Aufenthalt genießen können", sagte Angelika Hargesheimer am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Ihr liege es fern, Menschen zu diskriminieren.

Grund für den Hinweis auf der Homepage sei ein zusammengebrochenes Hotelbett gewesen, in dem ein übergewichtiger Gast geschlafen habe. Der Mann habe auf Schadenersatz geklagt, man habe sich außergerichtlich geeinigt, sagte Hargesheimer. Andere übergewichtige Gäste hätten kritisiert, nicht in die Dusche des Boutiquehotels mit eher kleinen Zimmern zu passen oder zu unbequem auf den Stühlen im Frühstücksbereich zu sitzen.

Schlechte Bewertungen auf verschiedenen Plattformen waren die Folgen. Die reagieren jetzt, etwa Tripadvisor: „Aufgrund eines aktuellen Ereignisses, das die Aufmerksamkeit der Medien erregt hat und einen Anstieg an Bewertungseinreichungen zur Folgen hatte, die keine persönlichen Erlebnisse widerspiegeln, werden wir für diesen Eintrag vorübergehend keine neuen Bewertungen veröffentlichen. Sollten Sie dieses Unternehmen besucht haben und uns von Ihrer persönlichen Erfahrung berichten wollen, schauen Sie bald wieder vorbei. Wir freuen uns auf Ihre Bewertung!“

 

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