Hoffnung auf mehr Nachhaltigkeit und weniger Fast Fashion

Es gibt sie bereits, die nachhaltige Mode. Hier bei der Greenshowroom Modeschau in Berlin 2018
Der britische Mode- und Design-Experte Anthony Kent hält die durch den Brexit entstandenen Hürden in der Modebranche für eine Chance.

„Es könnte britische Marken dazu bringen, mehr zuhause zu produzieren. Man muss mehr über die Lieferketten nachdenken“, sagt der Mode-Forscher von der Nottingham Trent Universität, Anthony Kent, über den Brexit. Im Sinne der Nachhaltigkeit sei das wünschenswert. „Vielleicht wird es dadurch weniger Enthusiasmus für Fast Fashion geben.“

Die britische Modebranche ist eine derjenigen, die besonders stark mit den neuen Regeln nach dem Brexit zu kämpfen hat: Durch den zwischen Großbritannien und der EU vereinbarten Handelspakt gilt zwar prinzipiell zollfreier Handel - allerdings nur dann, wenn die Produkte auch tatsächlich weitgehend in diesen Ländern produziert werden und aus Materialien von dort bestehen.

Im Modesektor, der viel in Asien nähen lässt und nicht-heimische Rohstoffe verwendet, ist das oft nicht der Fall. Wenn Kunden in der EU bei einem Modelabel in Großbritannien Kleidung bestellen, werden daher teilweise Zollgebühren fällig - für Verbraucher eine unangenehme Überraschung.

„Unternehmen, die in Europa aktiv sind, haben dieses Problem sehr plötzlich herausgefunden“, sagte Kent. „Es ist nicht großartig diskutiert worden, bevor der Brexit tatsächlich stattfand.“ Sicherlich werde es Betriebe geben, die stark darunter leiden oder sogar untergehen könnten. Andere könnten Aktivitäten stärker in die EU verlagern - wie etwa der Sportbekleidungs-Hersteller JD Sports, der die Eröffnung eines Standortes mit rund 1.000 Beschäftigten in der EU in Erwägung zieht.

Pandemiefolgen

Die Modebranche ist zusätzlich stark durch die Folgen der Pandemie gebeutelt. Der Trend zum Online-Shopping führte dazu, dass traditionelle Ketten in den Einkaufsstraßen wie Topshop nicht in ihrer bisherigen Form überleben konnten. Online-Handelsplattformen wie Asos oder Bohoo übernahmen mehrere Marken, darunter auch Topshop, vom strauchelnden Kaufhauskonzern Arcadia, wollen jedoch nicht die Filialen erhalten. Auch die London Fashion Week, üblicherweise ein wichtiges Event im Terminkalender der Modebranche, muss wegen der Pandemie derzeit ausschließlich online stattfinden.
 

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