Fluorfreie Funktionsjacken funktionieren nicht optimal

Mit der richtigen Wanderausrüstung macht der Ausflug noch mehr Spaß.
Wanderlast statt Wanderlust: Der Verein für Konsumenteninformation testete acht Jacken. Keine schaffte eine "(sehr) gute" Bewertung.

Wandern macht noch mehr Freude, wenn die Ausrüstung passt: Tatsächlich lassen viele Funktionsjacken keinen Regen durch und transportieren trotzdem Schweiß von innen nach außen. Das Material, das dies ermöglicht, steht aber in der Kritik: Es enthält in der Regel fluorhaltige Chemikalien wie PFAS.

Diese Substanzen bergen Gefahr für die Umwelt und in weiterer Folge für die Gesundheit.

Acht Jacken auf dem Prüfstand

Viele Outdoor-Ausstatter bieten daher inzwischen Alternativen an. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat nun acht als fluorfrei deklarierte Jacken geprüft, die für Preise zwischen 120 und 220 Euro erhältlich sind.

Beim Ergebnis gibt es noch Luft nach oben: Keine einzige Jacke schaffte ein "gutes" Ergebnis. In der Gesamtbewertung wurden fünf Kleidungsstücke "durchschnittlich" vergeben und drei "weniger zufriedenstellend".

Wasserdichte lässt schnell nach

Im Neuzustand konnten die meisten Jacken bei der Starkregenprüfung noch überzeugen. Nach dem fünften Waschgang erwies sich aber keine der Funktionsjacken mehr als wasserdicht. Ähnlich schlechte Ergebnisse nach wiederholtem Waschen gab es allerdings auch beim letzten Test im Jahr 2016 zu (vorrangig) fluorhaltigen Funktionsjacken.

"Das Problem liegt dabei oft nicht am Gewebe selbst, sondern vielmehr an der Qualität der Verarbeitung", erklärt VKI-Projektleiter Christian Undeutsch. "Wasser dringt meist an Nahtstellen oder beim Reißverschluss ein, wenn diese nicht sauber abgedichtet sind."

Verunreinigtes Material verarbeitet

Obwohl alle getesteten Jacken als fluorfrei deklariert waren, enthielt jene von Haglöfs (Esker Jacket Men) in geringen Mengen PFAS. Dabei könnte es sich um Verunreinigungen handeln, die bei der Produktion in das Textil gelangt sind. Da aber auch Verunreinigungen die Umwelt belasten, wurde die Jacke abgewertet.

Schwer abbaubar und vermutlich krebserregend

Was aber macht PFAS nun so problematisch? Sie werden aufgrund ihrer technischen Eigenschaften seit langer Zeit in vielen Industriebereichen und in zahlreichen Verbraucherprodukten eingesetzt. PFAS sind allerdings auch schwer abbaubar und können mittlerweile überall nachgewiesen werden – in der Umwelt bis hin zu den Polgebieten, in der Nahrungskette und im Menschen.

Einige von ihnen wirken im Tierversuch leberschädigend, fortpflanzungsgefährdend und vermutlich krebserzeugend. Der Mensch nimmt PFAS hauptsächlich über Lebensmittel und das Trinkwasser auf. 

Pflegehinweise beachten

Was können nun Konsumentinnen und Konsumenten tun, die nachhaltig handeln möchten? "Wer bereits eine PFAS-haltige Funktionsjacke hat, sollte versuchen, diese so lange wie möglich zu verwenden", empfiehlt Christian Undeutsch.

"Werfen Sie diese nicht weg, sondern befolgen Sie die Pflege-Tipps der Hersteller und reaktivieren Sie von Zeit zu Zeit durch Wärmebehandlung die Imprägnierung, sei es im Trockner, mit einem Föhn oder durch Bügeln. Eigentlich sollten fluorhaltige Funktionsjacken aber eher ein Nischenprodukt für Extremsportler oder bestimmte Berufsgruppen wie Feuerwehren sein. Es schadet nicht, zu hinterfragen, wofür man die Jacke einsetzt. Wenn man gelegentlich einfache Wanderungen unternimmt, braucht man keine Hochgebirgsausrüstung."

Detaillierte Testergebnisse gibt es sofort auf www.konsument.at/funktionsjacken102020, ab dem 24.09. im Oktober-KONSUMENT.

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