Nachgefragt: Was Anistons Kollagen-Drinks wirklich bringen

Nachgefragt: Was Anistons Kollagen-Drinks wirklich bringen
Präparate aus Rind und Fisch boomen, die Haut und Muskeln optimieren sollen. Ein Medizin-Check.

Jennifer Aniston schwitzt in ihrer Villa am Laufband, macht Yoga und verausgabt sich beim Seilspringen. Danach gönnt sich der Hollywoodstar einen schwarzen Kaffee – und rührt Kollagenpulver dazu.

Wie viele Millionen Dollar Aniston für diesen Werbespot erhalten hat, bleibt streng geheim. Sichtbarer sind die Umsätze der Marke, die mit ihrer neuen Botschafterin und Kreativdirektorin seit Jahresbeginn in die Höhe schnellten.

Kardashian mischt mit

Wo sich ein Beautytrend breitmacht, lassen auch die Kardashians nicht lange auf sich warten. So zeigt sich die auf gesundheitsbewusste Trends getrimmte Kourtney Kardashian in sozialen Netzwerken ebenfalls längst mit Kollagenpräparaten, die der Reality-Star selbst vertreibt (eine Packung ca. 44 Dollar).

Nachgefragt: Was Anistons Kollagen-Drinks wirklich bringen

Kourtney Kardashian wirbt für das Ergänzungspulver

Pulver und Riegel in Drogerien

Hiesige Drogerien haben auf die neuen US-Bestseller schnell reagiert – neben Pulver und Kapseln, stehen auch hierzulande schon Gummibärchen und Fitnessriegel, die mit Kollagen versetzt sind, in den Regalen.

Je älter, desto weniger Kollagen

Aber was kann das angebliche Wundermittel wirklich? Versprochen wird allerhand – neben weniger Falten, auch gesunde Haare und ein strafferes Bindegewebe.  

Tatsächlich ist das Strukturprotein wichtiger Bestandteil unserer Haut. Die Gesamteiweißmasse des menschlichen Körpers besteht zu etwa 30 Prozent aus Kollagen. Je älter wir werden, desto geringer der Anteil. Der Nahrungszusatz soll daher helfen, für mehr Elastizität und Feuchtigkeit zu sorgen und brüchige Fasern in unserem Gewebe auszugleichen.

Aus Fischschuppen

Unterschieden wird in drei Kollagen-Typen. Typ 1 und 3 sollen die Gesundheit von Haut, Haare, Nägel und Knochen verbessern. Typ 2 findet sich in Gelenken und Knorpeln. Für Veganer sind keine dieser Produkte geeignet, da alle Arten aus tierischem Eiweiß gewonnen werden – meist aus Rinderhaut oder den Schuppen und der Haut von Fischen (Marines Kollagen).

Die durchaus hochpreisigen Mittelchen versprechen viel – und halten wenig, wie der österreichische Anti-Aging-Experte und Gynäkologe Markus Metka meint: „Die Wirkung ist äußerst beschränkt, weil nur ein verschwindend kleiner Teil tatsächlich vom Körper aufgenommen wird, wenn man Kollagen oral einnimmt. Es ist leider Wunschdenken, dass dadurch Cellulite oder Falten verschwinden können.“

Der Mediziner kann aber sehr wohl unterstreichen, dass Aminosäuren, die im Kollagen enthalten sind, das Bindegewebe stärken und Faszien und Sehen geschmeidig halten. „Wer ein, zwei Mal in der Woche Fleisch isst oder noch besser Suppen, in denen Knochen vom Huhn mitgekocht wurden, hat sicherlich genug Kollagen.“

Hühnersuppe ist besser

Diesen Tipp haben sich offenbar auch Promis wie Halle Berry und Heidi Klum zu Herzen genommen. Letztere hat schon mehrmals erklärt, dass sie für straffe Haut jeden Morgen ein großes Glas Hühnersuppe trinkt.

„Neben den Aminosäuren Cholin, Cystein und Prolin, ist Lysin in größeren Mengen ausschließlich in Hühnerfleisch enthalten. Diese Bausteine des Kollagens können viel leichter vom Körper verwertet werden als jene in Ergänzungspräparaten.“

Beim Umgang mit Hühnerfleisch ist Vorsicht geboten

Metka gibt zu beachten, dass auch eine ausreichende Zufuhr von Vitamin C von Bedeutung ist: „Das zugeführte Hydroxyprolin kann nur in Prolin umgewandelt, wenn es genügend Vitamin C gibt. Es ist entscheidend für die Stabilität des Bindegewebes und der Knochen.“

Ein Beitrag, um seine Haut jung zu halten, sei außerdem der Verzicht auf Zucker. Denn Zucker beschädigt Elastin und Kollagen und könne einen ähnlichen Karamelleffekt wie in der Pfanne haben, so Metka – es entstehen Altersflecken.

Wer auf Kollagen-Drinks dennoch nicht verzichten will und mit Mini-Effekten zufrieden ist, der kann zumindest „nichts anstellen“. Auch durch größere Mengen an Kollagen entstehen keine Nebenwirkungen.

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