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Hinter den Toren auf Schloss Kaps in Kitzbühel

Die KURIER ROMY findet bei Schloss Kaps statt. Hausherr Maximilian Lamberg und Tochter Claire Hoyos öffneten im Vorfeld der Gala die Tore, erzählen vom Anwesen wo auch Briefe an Casanova liegen und einem berüchtigten Geheimgang.

Dieses Blau ist es, das Alfons Walde in seinen Bildern verewigte“, sagt Maximilian Lamberg und deutet auf das Dach von Schloss Kaps, wobei er aber nicht den in die Höhe ragenden Turm, sondern den Himmel dahinter meint. Dort nämlich erstreckt sich der Himmel in strahlender Farbe und es ist jenes Blau, das der Maler zu seinen Lebzeiten so berühmt gemacht hat. Er beschrieb es als Ausdruck der besonderen Lichtverhältnisse in Kitzbühel, verbunden mit der dortigen Stimmung.

Walde starb 1958, das Blau blieb, anderes nicht. „Ich habe fast alles verändert“, sagt Lamberg, heutiger Besitzer des Schlosses, das ursprünglich im 16. Jahrhundert erbaut und zwischenzeitlich auch als Pension genutzt wurde. Seine Töchter Claire und Camilla haben ihre Kindheit „auf der Baustelle verbracht“, wie Claire sagt, die sich innerhalb der Familie auf die Weiterentwicklung des gesamten Geländes in Hinblick auf Veranstaltungen konzentriert, während Camilla, mit Nachname Pongratz-Lippitt, seit kurzem auf Weinbau setzt und an einem eigenen Kapser Schaumwein auf Chardonnay-Basis arbeitet. Gemeinsam haben die beiden das Wirtschaftsgebäude verändert und daraus den Kapser Turm geschaffen, der auf rund 220 Quadratmetern vier Schlafzimmer umfasst und gemietet werden kann.

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In den Bücherregalen der Bibliothek finden sich zahlreiche alte Werke.

©Kurier/FRANZ NEUMAYR

Golfplatz-Umbau„Wir haben den kompletten Trakt umgebaut, drei Etagen daraus gemacht“, sagt Lamberg, dessen Vater auch den Bau des angrenzenden Golfplatzes initiierte. Die Leidenschaft für den Sport hat er seinem Sohn in die Wiege gelegt, Maximilian Lamberg wurde mit elf Jahren zum passionierten Golfer und spielte sich im Laufe seiner Golf-Karriere auf ein Handicap von Plus Zwei. Diese Spielstärke wird nur von ganz wenigen erreicht. Heute geht er nicht mehr auf die Runde, mischt bei der Gestaltung des Platzes aber kräftig mit. 2005 wurde dieser komplett umgestaltet, und demnächst möchte Lamberg erneut modernisieren. Die Doglegs (Spielbahnen mit Kurven, Anm.) seien zu knapp bemessen, es brauche Hügel. Und es brauche „entsprechenden finanziellen Aufwand und die notwendigen Genehmigungen“, sagt Lamberg. Dann ließe sich das zeitnah realisieren. „Ich bin eben ein Perfektionist“, sagt er und lacht, während er zusammen mit Tochter Claire in Richtung der großen Eingangstore geht, vorbei an einem Teich und einer großen Fläche direkt vor dem Schloss, die für Veranstaltungen genutzt wird – in diesem Winter für die ROMY-Gala.

Etwas ganz Besonderes schwebt ihm ebenso vor: den Bau von zwei Spielbahnen, die sich überkreuzen. Auf einem Golfplatz in Italien habe er das gesehen, und seither will er es nachbauen. „Genial ist das“, ruft er und strahlt dabei. „Golf“, sagt er außerdem, „ist eine Frage des Humors.“ Geht es schief, müsse man darüber lachen können.

„So ein großes Haus ist immer verbunden mit Verantwortung und Veränderung“, sagt Claire, die seit ihrer Heirat den Nachnamen Hoyos trägt. „Ich fand das immer schon spannend.“ Maximilian Lamberg schmunzelt. „Und sie hat sich schon als Kind lebhaft eingebracht, damals aber auf andere Art, nämlich, als sie den Arbeitern die Jause versteckt hat.“

Beim Schloss angekommen, findet sich ein kleiner Springbrunnen, nebenan erinnern Inschriften an die Vorfahren, es gibt sogar eine kleine Kapelle. Oberhalb des Eingangstors thront das Familienwappen aus weißem Marmor, dahinter eröffnet sich ein langer Gang mit roten Bodenteppichen, von der Decke hängen große Kronleuchter.

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Das Schloss Kaps in Kitzbühel hat eine jahrhundertealte Geschichte.

©Kurier/FRANZ NEUMAYR

Es geht in die Bibliothek im ersten Stock, wo die Stuckdecken des 17. Jahrhunderts erhalten wurden und an deren Wänden sich in Bücherregalen unzählige Werke aneinander reihen; auch eine alte Brockhaus Kollektion findet sich. Manche Werke sind schon so alt, dass sich die Seiten biegen und die Buchrücken abgeschürft sind. „Hier bin ich am liebsten“, sagt Claire, „die Atmosphäre ist ganz besonders.“ Und Liebe zur Literatur habe sie immer schon gehabt. Doch noch etwas Besonderes gibt es hier: Briefe an Casanova, geschrieben von ihren Vorfahren. Jene, die Casanova geschrieben hat, seien von ihm selbst verbrannt worden.

Erfahren haben die Lambergs das durch das Studieren ihrer Familiengeschichte. „Diese Familie hat viele Geheimnisse“, sagt Lamberg. „Etwa auch, dass aus ebendieser, unserer Familie, der Gesandte der Österreichischen Monarchie stammte, der zu den Friedensverhandlungen des 30-jährigen Krieges nach Münster und Osnabrück reiste.“ Es sei faszinierend und ein Privileg sowie Ehre zugleich, so viel später Teil dieser Familie zu sein, in der Diplomatie stets großes Thema war.

Es gibt also viele Geschichten rund um das Schloss, doch eine davon hat keinen wahren Kern: „Ich selbst habe in der Volksschule gelernt, dass es einen unterirdischen Geheimgang zwischen Schloss Kaps und Schloss Lebenberg geben soll“, sagt Maximilian Lamberg. Früher gehörte das ja alles zusammen, wurde später aufgeteilt. „Aber das ist Unsinn, und spätestens bei den Bauarbeiten wäre ein solcher Tunnel entdeckt worden.“ Trotzdem würden die Familienmitglieder stets auf den vermeintlichen Geheimgang angesprochen werden. Und tatsächlich, ein (anderer) Gang wurde sehr wohl gebaut. „Nur ist der 15 Meter lang und führt lediglich vor die Schlossmauern“, lacht Claire. Als Kinder hatten sie dort gerne gespielt.

Im Gespräch: Maximilian Lamberg, Claire Hoyos, Marlene Auer.

Im Gespräch: Maximilian Lamberg, Claire Hoyos, Marlene Auer.

©Kurier/FRANZ NEUMAYR

Zwar sei der Erhaltungsaufwand für so ein Anwesen enorm, sagt sie, „doch jede Generation sieht es als Aufgabe, weiterzumachen.“ So habe zum Beispiel ihr Urgroßvater auch die Verbindung zum Tennissport gestärkt, indem er den Alpenländer Pokal innerhalb eines Allsports-Club aufbaute, zu dem auch Eishockey, Fußball und eine Bobbahn zählten. Auch das scheint in der Familie zu liegen, war doch Vorfahrin Paula von Lamberg einst Pionierin des Damenskisprungs.

„Man muss Dinge erfinden, die erfolgreich sind“, sagen die beiden heute und haben für die Zukunft eine Vision. Das gesamte Areal soll daher zu einer Oase der Lebensfreude werden, mit Verkaufsständen von heimischen Landwirten, Krebszucht im Teich, Imkern, Alpakas und mehr. „Zehn Hektar Paradies“, sagen sie, „ohne Handy“. Weil in einer durchdigitalisierten Welt gehe es um das Erleben, um das Spüren. Denn das sei doch das, „was das Leben tatsächlich ausmacht.“

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