Dramatik auf den Schultern: Rückkehr des Bolero
Er ist knapp, er ist feurig und er set die Schulternpartie in Szene. Warum der Bolero wieder auf so vielen Catwalks vertreten ist und wie man ihn am besten stylt.
Der französische Modedesigner Stéphane Rolland mag es immer dramatisch. Vergangenen Frühling ließ er sich von Josephine Bakers sozialem Engagement zu fließenden, verbindenden Drapierungen inspirieren. Im Herbst davor war er mit wogenden, wolkenartigen Kleidern aufgefallen.
Doch die Kreationen für die aktuellen Herbstkreationen, präsentiert im Théâtre des Champs-Élysées, sind sogar für Rolland außergewöhnlich auffällig. Dramatische Schultern, skulpturale horn-ähnliche Formationen und eine kräftige Farbpalette von Rot über Schwarz bis zu Gold – eine modische Ode an die Tradition des spanischen Boléros.
Große Dramatik bei Stephane Rolland.
©REUTERS/Manon CruzAuch wenn der feurige Tanz an sich von Rolland alleine zur Muse für die aktuelle Herbstmode wurde: das gleichnamige knappe Jäckchen mit den kurzen oder langen Ärmeln, das maximal bis zur Taille reicht und von der spanischen Musikrichtung inspiriert wurde, tauchte diese Saison gleich auf mehreren Mode-Laufstegen auf.
Fell bis fein glitzernd
Pradas kleine Schwester, Miu Miu, präsentierte in Paris eine flauschige Fell-Variante in Cognacfarbe. Dior führte, ebenfalls in Paris, ein weißes Modell mit Dalmatiner-schwarzen Punkten zu ellbogenlangen Lederhandschuhen vor und Ludovic de Saint Sernin schuf eine besonders knappe, mit Dutzenden Nieten übersehene Variante.
Und auch am roten Teppich erlebt der Bolero ein Comeback: Singer-Songwriterin Dua Lipa vervollständigte ihr glitzerndes Outfit bei der diesjährigen Met Gala mit kurzem, glänzendem Jäckchen von Chanel und Schauspielerin Jamie Lee Curtis hatte bereits bei den SAG-Awards im Frühling mit einem wuscheligen Feder-Bolero von Dolce&Gabbana „Showgirl“-Energie vermitteln wollen.
Dua Lipa mit Bolero von Chanel bei der Met Gala.
©EPA/JUSTIN LANEWieso das knappe Oberteil nach zwei Jahrzehnten wieder an Beliebtheit gewinnt? Ganz, erinnert Imageberaterin Eva Köck-Eripek, war der Bolero seit seinem Hoch in den 2000er-Jahren natürlich nie aus der Mode: Als eleganter Überwurf zu Ball- oder Brautkleidern ist er in Seide oder Spitze trendunabhängig ein Fixelement der Modewelt.
Dass er nun wieder das Alltagsoutfit komplementieren darf, liegt einerseits an der Gen Z, die mit Vorliebe die Retro-Highlights der 2000er-Jahre zelebriert. Andererseits suchen viele nach Jahren der Oversized-Blusen und androgynen Schnitte wieder femininer Kleidungsstücke, die eine Sanduhrfigur erzeugen.
Die Styling Tipps
Wie stylt man den Bolero nun aber am besten? „Wichtig zu wissen“, sagt Imageberaterin Eva Köck-Eripek, „ist dass der Bolero weder wärmt noch ein komplettes Styling darstellt. Er ist ein Farbtupfer, ein kurzes Jäckchen, ein Element des Lagenlooks.“
Bolero aus Fell von Miu Miu.
©APA/AFP/ALAIN JOCARDGanz allgemeine passe der Bolero kleineren Frauen besonders gut, weil er ihren Körper streckt und die Schultern betont. Besonders vorteilhaft wirkt das bei höher geschnitten Hosen und Röcken. „Wenn man einen Bolero mit Hüfthosen kombiniert, wird zwar der Oberkörper gestreckt, dafür wirken die Beine gestutzt.“ Ein Bolero in Kombination mit einem Minirock kann hingegen schnell billig wirken: oben wie unten knapp ist selten empfehlenswert.
Und weil das Jäckchen im Lagenlook funktioniert, ist das richtige Top entscheidend. Dieses sollte bevorzugt anliegend, vielleicht sogar ein Body und keinesfalls zu voluminös sein.
Um die Schultern elegant zu betonen, muss man übrigens nicht unbedingt einen tatsächlichen Bolero erstehen, erklärt Eva Köck-Eripek: „Man kann den Effekt auch mit einem drapierten Schal erzielen.“
Kreativität wird nicht nur bei Fashion Designern, sondern auch bei Fashionistas gefeiert.
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