 
			Liebes-Killer Finanzen? 3 Beziehungs-Tipps, wenn einer mehr verdient
Wer zahlt, bestimmt? Oft endet es so, wenn ein Partner mehr verdient. Ist es die Frau, erschweren auch noch alte Rollenbilder die Situation.
Von Annika Bingger
„Geld ist nie nur Geld. Es steht für Wert, Freiheit und Macht – und genau deshalb wirkt es sich so stark auf Beziehungen aus“, sagt Daria Lewandowska, Finanz-Coachin und Aktivistin für Geldthemen.
Lisa und Tobias heißen anders, wollen aber lieber anonym bleiben. Lisa ist Unternehmensberaterin, Tobias ist Volksschullehrer. Sie verdient etwa doppelt so viel wie er. Anfangs spielte das Gehaltsgefälle keine Rolle, doch mit der Zeit wurden die Unterschiede spürbar – bei Urlaubsplänen, Restaurantbesuchen, beim Lebensstil.
Über Geld wird zu wenig geredet
„Gehaltsunterschiede in Partnerschaften sind nichts Neues“, erklärt Lewandowska. „Doch sie werden oft verschwiegen – aus Scham, Unsicherheit oder Angst, den anderen zu verletzen.“ Das Thema totzuschweigen, geht meist nicht lange gut. Geld hat einen enormen Einfluss auf das Gleichgewicht in einer Beziehung.
Wer zahlt, bestimmt?
„Wer mehr verdient, bestimmt oft auch mehr – selbst wenn das nicht bewusst geschieht.“ Insbesondere in heteronormativen Beziehungen sei das Thema besonders sensibel. „Dass der Mann mehr verdienen soll, ist noch tief in unserer Gesellschaft verankert“, betont sie. „Wenn die Frau die Hauptverdienerin ist, kratzt das häufig am männlichen Selbstwertgefühl.“
Tobias spürte das, als Lisa und er den ersten gemeinsamen Urlaub nach Rom planten. Lisa schlug eine etwas teurere Unterkunft vor. „Ich konnte mir das eigentlich nicht leisten, wollte aber auch nicht der Spielverderber sein“, erzählt Tobias. „Als sie dann anbot, meinen Anteil zu übernehmen, habe ich mich mies gefühlt.“
So kippt die Beziehung ins Ungleichgewicht
Wenn einer der Partner dauerhaft alle Kosten trägt, kann das die Balance der Beziehung gefährden. Das berge die Gefahr, dass sich der eine abhängig fühle und der andere automatisch mehr Kontrolle habe. Lisa übernahm am Ende tatsächlich den Großteil der Kosten. Die Situation zu akzeptieren, fiel Tobias schwer.
Plötzlich diskutierten sie über vermeintliche Kleinigkeiten. „Im Nachhinein ging es dabei gar nicht ums Essen oder den Zeitplan. Es ging darum, wer das letzte Wort hatte“, reflektiert Tobias. „Und ich hatte das Gefühl, dass ich dabei weniger mitzureden hatte, da ich ja auch weniger bezahlte.“
Geldthemen sind immer auch Selbstwertthemen.
Dieses Gefühl, das sich im Urlaub breitgemacht hatte, wirkte nach. Die Frage, wer welche Kosten übernimmt, stand unausgesprochen zwischen ihnen. Immer wieder führte das Thema Geld zu Spannungen. Und mit der Zeit spürte Lisa, dass sie ungewollt zur Entscheiderin innerhalb ihrer Beziehung geworden war: „Ich begann mich und mein Verhalten zu hinterfragen“, sagt sie.
Lewandowska zufolge können größere finanzielle Entscheidungen wie die Wahl der Wohnung oder die Frage, wer in welchem Umfang berufstätig ist, oft unausgesprochen von der finanziell stärkeren Person bestimmt werden. Nicht selten wachse der finanzstärkere Partner so stillschweigend in die Rolle des Hauptverdieners – mit all den Erwartungen und Abhängigkeiten. Lewandowska rät, das Gespräch über Finanzen nicht aufzuschieben.
Diese 3 Punkte sollten Paare klären
Diese Punkte sollten Paare laut Finanzcoachin Daria Lewandowska am besten früh und offen klären:
- Wie wollen wir unsere Kosten aufteilen?
- Was empfindet jeder als fair?
- Welche finanziellen Ziele haben wir – gemeinsam und individuell?
Jeder zahlt seinen Anteil
Dabei müsse Fairness nicht immer Gleichheit bedeuten: „Eine prozentuale Aufteilung nach Einkommen oder eine flexible Lösung, bei der der finanziell Stärkere gewisse Kosten trägt, kann für beide Seiten entlastend wirken“, so die Finanz-Coachin. Bei Lisa und Tobias werden die Fixkosten nun anteilig geteilt – Lisa übernimmt 60 Prozent, Tobias 40 Prozent. Bei Sonderausgaben entscheidet Tobias, was er beitragen kann. „Das hat uns enorm entlastet“, sagt Lisa.
„Geldthemen sind immer auch Selbstwertthemen“, betont Lewandowska. Der Partner mit dem geringeren Einkommen sollte seine Rolle nicht über sein Gehalt definieren, sondern andere Rollen und Stärken innerhalb der Beziehung sehen. „Es gibt viele Formen von Wertschätzung und Beitrag – etwa ob jemand mehr Hausarbeit übernimmt, die Urlaubsplanung organisiert oder eine emotionale Stütze ist.“ 
Das musste Tobias zunächst lernen, seine Stärken und seinen Mehrwert für die Beziehung abseits des Einkommens zu sehen. Heute schätzt er seine Rolle vor allem in der Kommunikation und wie er die gemeinsame Freizeit mitgestaltet.
 
    
                    
                                            
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