Wie eine Niederösterreicherin beim Wandern 50 Kilo verlor
Glücklich, entspannt, stolz wirkt Daniela Leinweber auf ihren Wanderungen. „Vor allem auch dankbar“, fügt sie schnellen Schrittes hinzu. „Dankbar, dass ich den Turnaround in meinem Leben geschafft habe und die Welt mit den Augen einer Wandererin betrachten darf. Und dass ich nun diese einzigartigen Begegnungen mit der Natur und den Menschen erleben darf.“
142 Kilo waren genug
Was für andere Leute nach einer Selbstverständlichkeit klingt, ist für die Sozialpädagogin aus dem südlichen Niederösterreich einer der größten Erfolge in ihrem Leben. Denn ihre Rückkehr aus der selbst gewählten Isolation war für sie ein ebenso Kräfte wie Nerven raubender Weg, wie sie in ihrem Buch „Schritt für Schritt“ (siehe unten) eindrucksvoll schildert.
„Der Weihnachtstag vor acht Jahren war der Wendepunkt in meinem Leben“, erzählt Daniela Leinweber dem KURIER. „Ich habe versucht, mich im Bett zu meinem Mann umzudrehen, doch trotz einer enormen Kraftanstrengung mit heftigem Rudern mit Händen und Füßen habe ich es nicht geschafft.“
Sie brachte zu jener Zeit 142 Kilo auf die Waage. In ihrer Erinnerung fühlte sich das so an: „Ich war ein absoluter Couch-Potato. Meine Lebensqualität war im Eimer. Und ich musste feststellen, dass ich selbst nur mehr Zuschauerin im Theaterstück meines Lebens war. Ich musste dringend etwas ändern.“
Aufs und Abs
Die Leidtragende begann spontan mit dem Gehen. Was blieb ihr auch anderes übrig? „Mit solch enormem Übergewicht war damals keine andere Sportart möglich.“ Doch mit ihrem Willen versetzte sie Berge. Aus dem langsamen Spazierengehen wurde im Laufe der Zeit Walken, dann Wandern im Gelände und schließlich Weitwandern.
Was in der Rückschau nach einem stetigen Aufstieg klingt, war von vielen Aufs und ebenso vielen Abs begleitet. „Das erste halbe Jahr hat sich der Erfolg nur auf der Waage gezeigt und an der Kleidung“, sagt Daniela Leinweber. „Rein optisch ist lange niemandem etwas aufgefallen.“
Erstmals bei der 120-Kilo-Marke habe ihr Umfeld Notiz genommen. Sie hatte jedoch auch nicht viel Aufsehen um ihren Plan gemacht: „Zu groß war die Angst, dass ich auch diese gefühlt 367. Diät wieder nicht durchhalten werde.“
Vor zwei Jahren erfüllte sie sich dann ihren großen Traum: „Da bin ich gemeinsam mit meinem Mann den gesamten South West Coast Path mit all seinen wunderbaren Facetten gewandert.“
Runter auf 82 Kilo
Das Ziel des insgesamt 1.014 Kilometer langen Fernwanderwegs, der als längster ausgeschilderter Wanderweg in Großbritannien gilt und weltweit Bekanntheit erlangt hat, erreichten die Leinwebers nach zwei Monaten. Nach der ebenso eindrucksvollen wie erfolgreichen Wanderung marschierte der Zeiger ihrer Waage „ganz, ganz kurz“ auf 82 Kilo runter. „Aber dieses Gewicht konnte ich nur einen kurzen Wimpernschlag lang halten“, betont die Autorin, die immer schon gerne geschrieben hat.
„Heute schwanke ich immer rund um die 90 Kilo. Das ist in Ordnung für mich. Ich werde nie die Figur einer Gazelle haben. Aber es geht mir gut, ich bin fit und mittlerweile mit mir im Reinen.“
Bei Wanderungen mit Freunden ist die Sozialpädagogin schon lange nicht mehr die letzte auf dem Berg oben. Zur Arbeit fährt sie jetzt mit ihrem Fahrrad. Zuletzt hat sie sich ein Dirndl gekauft und in der Öffentlichkeit ohne Stress gegessen. „Und ich besitze wieder einen Badeanzug.“
Anderen übergewichtigen Menschen Ratschläge erteilen, das möchte sie nicht: „Bei mir war einfach ein Punkt erreicht, wo ich nicht mehr weiter konnte. Da musste ich mich dann auch nicht mehr extra motivieren. Insofern fiel es mir relativ leicht.“
Das Abnehmen war für Daniela Leinweber schon anstrengend. „Doch die wahre Königsdisziplin ist, das Gewicht zu halten – und darauf muss ich heute immer noch ganz genau achten.“
Die Autorin
Daniela Leinweber arbeitet als Sozialpädagogin. Sie leitet eine Fremdunterbringungseinrichtung mit 40 Jugendlichen. Lange hat sie unter ihrem Gewicht gelitten, physisch wie psychisch
Ihr Buch
Daniela Leinweber: Schritt für Schritt. Unterwegs am South West Coast Path. Leykam-Verlag, 317 Seiten, 21 Euro. Ein Teil des Erlöses kommt den Jugendlichen zugute, die sie betreut
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