Es sind dieser Tage nicht die Modeboutique-Eröffnungen, die in Wien für Andrang sorgen. Sondern Pflanzen, auf die es vor allem die junge Kundschaft abgesehen hat.
Um Einlass in den Pop-up-Dschungel des französischstämmigen Unternehmens Bergamotte zu bekommen, standen jüngst Grün-Liebhaber bei der Location in der Josefstadt geduldig an. Nicht weit entfernt, in der Neubaugasse 68, gibt es seit Kurzem eine dauerhafte Destination für alle, die auf der Suche nach der perfekten Topfpflanze sind.
In ihrem Concept Store Calienna bieten Miriam und Christian Cervantes alles vom Mini-Kaktus bis zum Feigenbaum an. Dazu Bücher, Nischen-Beautyprodukte und natürlich Töpfe. Im integrierten Coffeeshop-Bereich kann auch ohne Botanik-Einkauf bei Kaffee und Croissant entspannt werden.
Grüne soziale Medien
Dank Shops wie Calienna wird der Pflanzeneinkauf zunehmend zum Erlebnis. „Um das geht es im Einzelhandel. Man muss ein Umfeld schaffen, in dem sich die Menschen wohlfühlen und gerne Zeit verbringen“, sagt Christian Cervantes, der aus Laguna Beach in Kalifornien stammt. In den vergangenen zwölf Jahren hat das Paar unter anderem in New York und London gelebt und dabei beobachtet, wie gestresst Stadtbewohner sind. „Hier in Wien wollten wir eine Ruheoase schaffen“, erklärt seine Frau Miriam das Konzept.
Dass unter jenen, die die Begrünung der eigenen vier Wände früher als Hobby für ältere Generationen ansahen, Topfpflanzen-Shopping plötzlich boomt, ist wenig überraschend zu einem großen Teil den sozialen Medien zu verdanken. Sogenannte Plantfluencer, die ansprechende Fotos ihrer Topfpflanzen und Tipps zu deren Pflege online veröffentlichen, haben auf Instagram Hunderttausende Follower. „Die sozialen Medien vermitteln den Menschen, was für einen positiven Einfluss die Pflanzen auf ihr Leben haben können“, sieht Miriam Cervantes den Trend begründet.
Topf im Zentrum
Ein weiterer Grund für die Popularität von Shops wie Calienna und Bergamotte ist deren Lage. „Wir bringen eine liebevoll kuratierte Auswahl mitten in die Innenstadt: Keine mühsame Fahrt mit dem Auto in ein Gartencenter oder einen Baumarkt sind notwendig“, weiß Lara Maria Gräfen, Marketingleitung bei Bergamotte. Besonders beliebt sei bei der Kundschaft derzeit die Rarität Monstera Variegata.
„Die Forellenbegonie ist nach wie vor populär“, verrät Miriam Cervantes. „Wir haben viele Kunden, die eindeutig zum ersten Mal Topfpflanzen kaufen und viel Beratung wollen. Und dann sind da diejenigen, die vor einem stehen und sagen: ,Ich bin auf der Suche nach einer Philodendron Pink Princess‘. Es handelt sich um ein Sammlerstück.“ Was gefällt, entscheidet zu einem großen Teil Instagram: „Es gibt auch den einen oder anderen, der abgespeicherte Fotos herzeigt.“
Der Topfpflanzen-Hype dürfte gekommen sein, um zu bleiben – auch weil durch die Pandemie die eigenen vier Wände noch wichtiger geworden sind. Miriam Cervantes: „Alle verbringen jetzt mehr denn je Zeit daheim und wollen es sich dort dementsprechend gemütlich machen. Pflanzen sind ein wichtiger Teil dieses Prozesses.“
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