Mehr Bildung am einstigen „Lido der Arbeitslosen“

Mehr Bildung am einstigen „Lido der Arbeitslosen“
Die Volkshochschule Urania setzt jetzt auf Frauen und Geisteswissenschaften – Schmankerln aus dem Sommerprogramm.
Von Uwe Mauch

Natürlich gibt es in der Urania weiterhin die klassischen Sprach- und Bewegungskurse, doch VHS-Direktorin Doris Zametzer will im Haus an der Mündung des Wienflusses in den Donaukanal darüber hinaus neue Akzente setzen. Hier einige Highlights:

Nah am Wasser gebaut: Sind Frauen emotionaler als Männer? Dieser Frage will die Neurobiologin Isabella Sarto-Jackson in ihrem Kurs nachgehen. Neue Studien zeigen jedenfalls, dass männliche und weibliche Gehirne anatomisch und funktionell unterschiedlich ticken.

Wasser: Segen & Tod: Die Kunsthistorikerin Ruth Koblizek erzählt Geschichten und Anekdoten zu Trinkwasserversorgung und Hygienemaßnahmen in Wien, zu Kanaldüften und Seuchenherden, Überschwemmungen und „Todesfluten“ (in Bezug auf Selbstmorde und Morde).

Vom „Lido der Arbeitslosen“ zum Investorentraum: Der Historiker Anton Tantner will „die steile Karriere des Donaukanals und seiner Uferanlagen“ im Verlauf der Jahrhunderte skizzieren. Diente der Wiener Arm der Donau einst der Entsorgung von Unrat und als Rückzugsort „randständiger Subjekte“, entwickelte er sich bis heute zu einem beliebten Freizeitgebiet, wo die von Konsumzwang noch freien Verweilzonen durch Investoren-Begehrlichkeit gefährdet sind.

Vom anderen Ufer: Die Sozialarbeiterin und Psychotherapeutin Elisabeth Cinatl beleuchtet Lebensrealitäten von lesbischen und bisexuellen Frauen. Cinatl will auch darauf aufmerksam machen, dass Vorurteile ebenso wie falsch verstandene „Political Correctness“ Auswirkungen auf gleichgeschlechtlich und bisexuell empfindende Frauen haben. „Direkte Folgen davon sind Gefühle der Nicht-Akzeptanz, der Scham und der Unsicherheit.“

Sagenhafte Frauen: Die Autorin Betina Aumair über weibliche Wasserwesen in der deutschsprachigen Literatur und ihr Auftauchen in der Mythologie und Sagenwelt. Die unterschiedlichen Vorstellungen dieser Wasserwesen stehen laut Aumair auch im Kontext mit gesellschaftlichen Entwicklungen.

Wiener Waschweiber: Die Sozialwissenschafterin Beatrix Hain wirft einen Blick zurück auf die „Wiener Waschweiber“, ihre Arbeit für den Kaiser und die feinen Leute, ihr süßes Image und ihre tatsächlich bittersüße Lebensrealität. In Volksliedern und Heimatfilmen werden sie gerne als süße Wiener Mädel dargestellt, immer lustig und adrett, tanzend auf dem Wäschermädelball. Sogar eine Mehlspeise wurde nach ihnen benannt. Tatsächlich waren aber das Spülen, Wringen, Aufhängen, Glattwalken, Stärken und Bügeln extrem kräfteraubende Tätigkeiten für die Frauen.

Einführung: VHS-Direktorin Doris Zametzer lädt die KURIER-Leserinnen zu sich in die VHS Urania. Der Kurs „Fischen für Frauen“ unter anderem mit der Expertin Sabine Hornacek beginnt am Donnerstag, 5. 8., um 17 Uhr. Weitere Termine in der Lobau am 12. und 19. 8. Drei Abende kosten 46,20 Euro. Nähere Informationen hier.

Fortführung: Weiterführende Kurse bietet der Verband der Österreichischen Arbeiter-Fischerei-Vereine an. Nähere Informationen hier.

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