Scheitern an der Töpferscheibe

Töpfern soll entspannen und Sinn stiften. Sagt man
Die Sehnsucht nach dem Analogen treibt immer mehr Büromenschen zum Handwerk. Nicht alle haben dabei Erfolg. Ein Selbstversuch.

Ich bin die Ruhe selbst. Ein ausgesprochenes Talent. Die Töpferscheibe dreht sich gleichmäßig und wie von Zauberhand formt sich unter meinen zarten Fingerspitzen eine Vase, die ich in den Ofen schiebe, mit kleinen Blümchen bemale und umgehend glasiere. Mit freiem Auge ist sie von einem Augarten-Stück nicht zu unterscheiden. Ich werde bald wiederkommen und mein gesamtes Geschirr selber töpfern.

So in etwa stelle ich mir das vor, als ich die Vorbereitungen für meine Töpfer-Schnupperstunde treffe. Ich habe meine Fingernägel sehr kurz geschnitten und meine Ringe daheim gelassen. Und pflegeleichte Jeans angezogen, denn ein bisschen skeptisch bin ich doch. Zugleich aber hege ich die Hoffnung, dass eine bisher unerkannte Begabung in mir schlummert. Die Hoffnung stirbt jäh und unmittelbar, nachdem mir der Geruch von Neusiedler-See in die Nase steigt. Das Odeur von Wasser, Schlamm und Lehm, die sich zu einer Suppe aus gesammelten Tonresten und Bakterien zusammentun.

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