Ein Leben ohne Huhn? Niemals

Ein Leben ohne Huhn? Niemals
Mit vier frischgeschlüpften Küken begann meine Hühnerliebe vor 25 Jahren, seither sind Generationen gekommen und gegangen.

Hühner zu haben, bedeutet für mich vor allem eines: Entspannung. Stundenlang könnte ich ihnen zusehen beim Scharren, Picken, Zanken, Sonnen, und das auch noch nach 25 Jahren Hühnerhaltung. Setze ich mich zu ihnen auf die Wiese, kommen sie ganz nahe, zupfen an bunten Dingen, die ich bei mir trage. Jedes Huhn ist anders, jedes hat seine Rolle in der Schar.

Das neugierige Sperber, das jeden Wurm als Erstes findet, das resche Schwarze, das den anderen alles wegfressen will, die beiden hübschen Jungen, die noch ein wenig scheu sind. Das Weiße mit dem schiefen Kamm, das wir „Seitenscheitel“ nennen, ist das Unterste in der Hierarchie und kriegt nur das, was übrig bleibt.

Ein Leben ohne Huhn? Niemals

Der handgeschlüpfte Hahn „Fiepser“ begleitete mich die ersten Wochen auf Schritt und Tritt

Drei sind zwei zu viel

Mit elf Hennen und einem jungen Hahn ist der Stall derzeit ideal besetzt. Der Hahn ist voriges Jahr im April geschlüpft und mit zwei Schwestern und einem Bruder groß geworden. Unzertrennlich waren die Vier während der ersten Monate. Nach einem halben Jahr beginnen Hähne zu krähen, die Hennen legen ihre ersten Eier.

Und damit wird es schwierig. Jeder der Hähne versucht instinktiv, seine Pflichten als Arterhalter zu erfüllen, die Hennen leiden darunter, ständig besprungen zu werden. Wieder standen wir vorigen Herbst also vor der Entscheidung: Wer muss gehen, wer darf bleiben? Und so wurde aus dem erst eineinhalbjährigen „Althahn“ ein feines Coq au Vin, und für „Guido“, den hübschen jungen Rotgefiederten, fanden wir einen guten Platz bei einem benachbarten Hühnerbauern. Dort teilt er sich jetzt 150 Legehennen mit ein paar Kollegen. Glück gehabt!
 

Wie alt werden Hühner?

Großvater Fiepser – Sie erinnern sich vielleicht an die Geschichte des handgeschlüpften Hahns, über den ich 2015 in der  schrieb (Bilder o.). Er  wurde viereinhalb Jahre alt und war zum Schluss schon ziemlich wackelig auf den Beinen. Die älteste Henne ist mit neun Jahren im Herbst plötzlich tot im Auslauf gelegen.

Wie jedes Jahr hat sie sich im September ein zweites Mal zum Brüten zurückgezogen, mit den entbehrungsreichen drei Wochen Brutzeit, in der die Hennen so gut wie rund um die Uhr auf den Eiern sitzen, hat sie sich aber offenbar überfordert. Fünf Tage, bevor die fünf Küken hätten schlüpfen sollen, hat sie die Kraft verlassen. Mit ihren neun Jahren war sie aber auch der älteste Hühnervogel, den ich kannte.

Ein Leben ohne Huhn? Niemals

Huhn und Huhn in Heidis Garten

Unsere Hühner sind Kreuzungen verschiedenster Rassen, eine zufällig gewachsene Schar aus Brama, Sperber, Altsteirern, Sulmtalern, Araucana, Marans. Und jede Rasse hat ihre speziellen Eigenschaften. Die einen zum Beispiel brüten gern und regelmäßig, die anderen nie. Auch die Farbe der Eier hängt allein von der Rasse ab, und nicht etwa vom Futter. Gefressen wird von unseren Hühnern übrigens fast alles, am allerliebsten Fleisch in kleinen Stücken und banaler grüner Kopfsalat.

Wozu überhaupt ein Hahn?

Findet der Hahn etwas Interessantes, ruft er die Hennen mit einem ganz eigenen Ton und zeigt ihnen Futter, ohne selbst zu fressen – das ist eine seiner angeborenen Eigenschaften. Auch beschützt er die Schar vor Feinden, warnt mit speziellen Lauten vor Gefahren wie Raubvögeln. Nicht immer mit Erfolg – einige unserer Küken sind Falken zum Opfer gefallen. Ist ein Hahn in der Schar, sind die Hennen auch entspannter und weniger zickig auf ihre Hackordnung bedacht. Und: Küken gibt’s nur mit Hahn.

Resteverwertung

Noch einer von vielen Vorteilen einer kleinen Hühnerschar im Garten: alle Lebensmittel-Küchenabfälle werden restlos verwertet. Bei uns ist es so: Was übrig bleibt, bekommt der Hund. Was er nicht mag, fressen die Hühner. Und wir genießen ihre Eier.

 

 

 

 

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