Ein Loblied auf die Sinnesfreude

Ein Loblied auf die Sinnesfreude
Die Strauss-Operette kurzweilig und neu inszeniert – von 25. bis 28. April 2025 im MuseumsQuartier.

Eine Liebes- und Verwechslungsgeschichte, die nach einigen Wirrungen und Skandalen ein Happy End hat. Eine Waldmeisterbowle spielt eine wichtige Rolle. Und durch die Wirkung des Alkohols finden sich am Schluss die richtigen Paare... „Waldmeister“, die am 4. Dezember 1895 im Theater an der Wien uraufgeführte Operette von Johann Strauss, erinnert entfernt an das vorherrschende Durcheinander in „Die Fledermaus“.

Es beginnt mit einem Ausflug ins Grüne: Eine Gruppe lebenslustiger junger Leute, angeführt von der Sängerin Pauline, flüchtet vor einem Unwetter in die „Waldmühle“. Als der strenge Oberforstrat Tymoleon auftaucht, um seine Schüler beim unerlaubten Ausflug zu erwischen, hält er Pauline für die Müllerin und lässt sich gern von ihr bezirzen. Dabei ist Tymoleon mit der schönen Freda verlobt. In die hat sich auch der junge Botho verliebt. Deshalb packt er natürlich die Gelegenheit beim Schopf, Tymoleon bloßzustellen – mithilfe des Botanikprofessors Erasmus Müller, der angereist ist, um den von Fredas Mutter Malvine angeblich entdeckten „schwarzen Waldmeister“ zu begutachten.

Erasmus erkennt sofort, dass es sich lediglich um mit Tinte gefärbten Waldmeister handelt, doch die Wirkung der Pflanze, mit reichlich Alkohol zu einer süffigen Bowle verarbeitet, lässt nichts zu wünschen übrig. Und so finden zu guter Letzt die richtigen Paare zusammen.

„Der Duft des ,Waldmeister’ ist noch immer würziger echter Strauss, nur durch Abliegen milder geworden“, schrieb der führende Wiener Kritiker Eduard Hanslick, der mit Johannes Brahms bei der Uraufführung war. Strauss selbst dirigierte dabei die Ouvertüre seiner 14. und vorletzten Operette.

Der Komponist destillierte aus dem „Waldmeister“ sofort mehrere „Schlager“, unter anderem den Walzer „Trau, schau, wem“, die französische Polka „Herrjemineh“, die Polka- Mazurka „Liebe und Ehe“, die Schnellpolka „Klipp-klapp“, den Marsch „Es war so wunderschön“, und die „Waldmeister-Quadrille“.

Libretto in der Kritik

Kritisch, teils sogar vernichtend beurteilt wurde das Buch von Gustav Davis (1856-1951). Der Journalist und Operettentexter schrieb österreichische Zeitungsgeschichte als Gründer und Herausgeber der alten Kronen Zeitung. Von seinen Erben erwarb Hans Dichand 1958 die Titelrechte.

Der Humorist urteilte einst gnadenlos: „Es ist merkwürdig, welches Pech Herr Strauss mit seinen Textbüchern hat! Wir wetten, dass er, wenn ihm 20 Libretti zur Vertonung eingereicht werden, worunter 18 vernünftige und witzige, er sicherlich das zwanzigste, das humorloseste, blödeste akzeptiert. Und solch’ ein zwanzigstes ist der ,Waldmeister’.“

Entstaubte Version

Als Gastspiel des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München ist „Waldmeister“, neu inszeniert von Josef E. Köpplinger, im MuseumsQuartier, Halle E, zu erleben. Der gebürtige Niederösterreicher ließ sich von Roland Geyer, Intendant des Festjahres Johann Strauss 2025 Wien, überzeugen: „Leicht war’s nicht. Ich kannte zwar das Stück und die Feydeau oder Labiche ähnliche Komödiensituation. Aber nachdem ich das Libretto gelesen hatte, wollte ich den Auftrag zurückgeben. Die Muse hat mich nicht und nicht geküsst.“

Bis dem 60-Jährigen klar wurde, „dass man das in Sachsen spielende Original in den Wiener Wald verlegen muss“. Dass man daraus eine „wunderschöne Heimatfilmgeschichte der 50er-Jahre“ machen kann. Und das ziemlich aktuell. „Jeder will etwas anderes. Die Amtsfrau, eine Grüne, gelangweilt und spießig, flüchtet sich in die Natur“, so Köpplinger im Ö1 Klassik-Treffpunkt. „Ihr Mann, der Amtsmann Heffele (Robert Meyer), leitet in meiner Fassung den christlich-bürgerlichen Dilettanten-Theaterverein und plant immer Shakespeare-Aufführungen, um sich irgendwie abzulenken... “ So wird aus der Operette eine rasante Screwball-Comedy mit toller Musik.

Von 25. bis 28. April 2025 im MuseumsQuartier Wien

Tickets & Infos finden Sie hier.

Ein Loblied auf die Sinnesfreude

Ein Musik-Mix aus Klassik, Elektronik und Roma-Musik.

Eine Zerlegung: ROMABARON – KEIN Z******BARON

Simonida Selimovićs hinterfragt in einer radikalen Neuinterpretation von Strauss’ Operettenhit die Stereotype des Originals und macht in einer alternativen Erzählung verdrängte Realitäten sichtbar. Regisseur Alireza Daryanavard beleuchtet gesellschaftliche Machtverhältnisse und die Kontinuität von Diskriminierung. 

Von 11. bis 13. April 2025 im Tanzquartier Wien MuseumsQuartier, Halle G

Ein Loblied auf die Sinnesfreude

Diana Damrau singt Arien aus den vier ersten Strauss-Operetten.

„Feuer, Lebenslust …“

Sie war Johann Strauss’ erste Rosalinde in der „Fledermaus“ und galt als „die Königin der Operette“: Marie Geistinger (1836 – 1903), die erste Direktorin des Theaters an der Wien und damals die berühmteste deutschsprachige Operettendiva, hat maßgeblich zum erfolgreichen Start von Strauss als Operettenkomponist beigetragen. Für sie schrieb er die Hauptpartien seiner ersten vier Bühnenstücke. Sie garantierte ihm ein volles Haus und internationales Interesse. Bei „Feuer, Lebenslust …“ wird Diana Damrau, Strauss-Fan seit frühesten Sängertagen, am 7. Mai in einer Operettengala auf der Bühne im Musikverein „die funkelnden Sopranpartien von Marie Geistinger zum Leben erwecken, so wie sie zum ersten Mal in Strauss' frühesten Operetten zu hören waren“. 
Am Programm stehen u. a. „In den Harem“ aus „Indigo und die 40 Räuber“, „Versteh ich noch nicht die Farben zu mischen“ aus „Der Karneval in Rom“, „Was er alles durchgemacht“ aus „Cagliostro in Wien“ und „Klänge der Heimat“ aus „Die Fledermaus“. 

„Mit Power präsent“ 

Operette ist für die Damrau „die umfassendste Form des Musiktheaters, weil alle Talente gefordert sind. Die knackigen Dialoge, da muss alles stimmen, wir müssen mit Power präsent sein, singen, tanzen und spielen in gleichem Maße. Und: Operette hat doch schon immer etwas Anrüchiges. Das war das Kabarett des Musiktheaters, denken Sie an den Frosch in der,Fledermaus’.“ Schauspieler Michael Dangl verkörpert Theaterdirektor Steininger und wird Geistinger (Damrau) in kleinen Szenen moderierend gegenüberstehen. Unter der Leitung von Ernst Theis spielt das Orchester Akademie für Alte Musik Berlin. Diana Damrau: „Das ist Operette, wie sie sein sollte: voller Geschichtenerzählen, Witz und Wiener Schmäh!“ 

Am 7. Mai 2025 (19.30 Uhr) im Musikverein, Großer Saal

Ein Loblied auf die Sinnesfreude

Mathilde Monnier im Dienste des Themas Johann Strauss.

Intensität ohne Nostalgie

Mathilde Monnier gehört schon seit Jahrzehnten zu den ganz Großen des zeitgenössischen Tanzes. Sie leitete 20 Jahre lang das Centre choréographique national in Montpellier und von 2014 bis 2020 das Centre national de la danse in Pantin. Beim ImPulsTanz-Festival gastierte die französische Performerin und Choreografin 2023 mit „Black Lights“: Dabei ging es um die Widrigkeiten, Belästigungen, Benachteiligungen und gewalttätigen Übergriffe, denen viele Frauen im Laufe ihres Lebens ausgesetzt sind. 

Bilder ferner Träume 

Zuletzt ließ sich die Künstlerin von Johann Strauss inspirieren. In ihren kreativen Phasen verbringt sie den Nachmittag mit den Tänzerinnen und Tänzern im Studio, erzählt die Künstlerin, die selbst erst spät zum Tanz kam. „Wir suchen, wir bringen Leads auf den Markt. Es ist komisch, Kreation: Manchmal probt man stundenlang mühsam etwas und es funktioniert nicht. Und Intensität ohne Nostalgie dann, zack, erscheint das, was wir ausdrücken wollten, plötzlich richtig, offensichtlich. Ich kann mich nicht mit Shows zufriedengeben, bei denen es nur schöne Bewegungen gibt. In meinen Choreografien gibt es natürlich Gesten, aber auch Texte, Bilder, Lieder, alles im Dienste eines Themas.“ 

Sound als Nachklang 

In einer sehr persönlichen Recherche widmen sich die 65-Jährige und das Dance On Ensemble aktuell der Zeit des Walzerkönigs. Fasziniert von der Epoche der großen Bälle in Wien, die durch seine Musik in uns nachklingt, erwecken sie deren Intensität ganz ohne Nostalgie neu. Melodische Bruchstücke, das Rauschen eleganter Roben und zum Leben erwachte Silhouetten erschaffen ein geisterhaftes und flüchtiges Universum. „MUSIQUE – In the Spirit of Johann Strauss“ ist klanglich geprägt von der aus Ungarn stammenden und in Wien lebenden Komponistin und Pianistin Judit Varga. Auch ihre Musik basiert in Klangfarben und Atmosphäre auf den Werken des Jahresregenten, deren Rhythmus und Melodien. Hier allerdings hören wir keine von großem Orchester gespielten Walzer. Strauss’ Klavierversionen seiner Werke sind die Grundlage von Vargas Musik. Als wären es Bilder ferner Träume, verstärkt ein Disklavier, ein „selbstspielendes Klavier“, den Eindruck, dass nicht nur die musikalische Essenz, sondern tatsächlich auch Strauss’ Geist unter uns ist – auf der Bühne live begleitet an einem zweiten Piano von Judit Varga. 

Von 10. bis 12. Mai 2025 im Volkstheater Wien

Erhalten Sie 20 Prozent Rabatt für „Die Fledermaus à la Janoska“ mit dem Aktionscode: Flughund.
Am 5. April 2025 (18 Uhr) Halle E im MuseumsQuartier Wien