Bausparen zündet zum 100. Geburtstag den Turbo

Bausparen feiert heuer seinen 100. Geburtstag. „Damals wie heute zählt es zu den beliebtesten Spar- und Finanzierungsformen in Österreich und ist bei allen Generationen beliebt“, sagt Susanne Riess-Hahn, Wüstenrot Generaldirektorin und derzeit Vorsitzende des Bausparkassenverbandes (BVO).
Bausparen entstand in Österreich während einer Zeit bitterer Wohnungsnot in Folge des Ersten Weltkriegs. Durch das Solidarsparen wurde es auch für Menschen mit kleineren Einkommen möglich, Wohneigentum zu schaffen. „An der Grundidee des Bausparens hat sich bis heute nichts geändert“, sagt Riess-Hahn. Sie verweist dabei auf eine Wohnstudie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Integral vom Februar dieses Jahres, die im Auftrag des Bausparkassenverbandes durchgeführt wurde. Die mit 79 Prozent überwiegende Mehrheit der befragten 1.000 Österreicher wünscht sich demnach im eigenen Haus oder der eigenen Wohnung zu leben. Tatsächlich macht dies aber nur knapp die Hälfte. „Damit zählt Österreich zu den Schlusslichtern in Europa“, sagt Riess-Hahn.
Prämien
82 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Unterstützung beim Vermögensaufbau durch die Erhöhung der staatlichen Bausparprämie. In Summe wurden zwar im Vorjahr 34 Millionen Euro ausbezahlt. Allerdings beträgt diese derzeit nur 1,5 Prozent bei einer maximalen Fördersumme der Einzahlungen von 1.200 Euro jährlich (7.000 Euro bei Einmalerlägen). Das entspricht bestenfalls 18 Euro im Jahr, immerhin steuerfrei. Der Verband wünscht sich daher die Anhebung auf 3 Prozent und eine maximale Fördersumme von 1.800 Euro im Jahr. Im Regierungsprogramm ist davon die Rede, dass die Prämie bei Bedarf angepasst werden soll.
Im Rahmen der Umfrage gaben 42 Prozent der 18 bis 29-Jährigen an, einen Bausparvertrag abschließen zu wollen. Über alle Generationen hinweg waren es 31 Prozent. Zwar wurden im Vorjahr mit 472.148 um 40.000 weniger neue Verträge abgeschlossen als im Jahr davor. Die Einlagen legten jedoch um 240 Millionen Euro auf knapp 14,6 Milliarden Euro zu. „Den Turbo hat die Zinswende gezündet“, sagt Andreas Kaim, Chef der s Bausparkasse. Da die Zinsen generell rückläufig sind, kann das Bausparen wieder besser mit klassischen Sparprodukten konkurrieren (siehe auch Bericht Seite 3).
Generell bewegen sich bei variablen Verträgen die Zinsen in einer vertraglich festgelegten Bandbreite. Nach einem fixen Einstiegszinssatz für meist 6 bis 12 Monate erfolgt für die Restlaufzeit die Verzinsung für je ein Kalenderjahr innerhalb der jeweiligen Bandbreite, abhängig vom aktuellen Zinsumfeld. Aktuell sind dies bei laufender Einzahlung zwischen 0,01 bis 4,25 Prozent. Der Einstiegszinssatz ist derzeit je nach den vier Anbietern sehr unterschiedlich und reicht von 2,25 bis 4,0 Prozent.
Unter Inflationsrate
Bei Fixbindungen liegt der Einstiegszinssatz derzeit zwischen 1,5 und 2,5 Prozent, die Verzinsung danach zwischen 1,5 und 1,8 Prozent bei Einmalzahlung. Aktuell liegt die effektive Verzinsung laut Bankenrechner der Arbeiterkammer bei allen Anbietern und Varianten mit maximal knapp zwei Prozent weiterhin unter der Inflationsrate. Laut AK-Berechnung wirft die Variante Einmalerlag mit fixer Bindung am meisten ab. Einige Anbieter offerieren bei Abschluss zudem einen Bonus.
Grundsätzlich gibt es zwar beim Bausparen die Möglichkeit, den Vertrag vorzeitig aufzulösen. „Aber das wird teuer“, sagt AK-Finanzexperte Christoph Prantner. „Die Bausparprämie wird dann rückgebucht, die Verzinsung rückwirkend reduziert und es werden einmalige Spesen verrechnet.“ Ausgenommen ist dies alles bei nachgewiesener widmungsgemäßer Verwendung (für Wohnzwecke, Bildung oder Pflege).
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