Zwei Gehängte und der Dreimarkstein: Die Grenze an der Höhenstraße

Gastgarten des "Häuserl am Stoan".
Wo sich Wiener und Niederösterreicher mitten im Wald Grüß Gott und Gute Nacht sagen: Ein Besuch im Umfeld der Höhenstraße.

Der Mann auf dem Mountainbike keucht noch, als er vor dem Gasthaus "Am Roan" kurz vom Drahtesel steigt. Er hat es - ohne Elektroantrieb - am Schwarzenbergpark vorbei über das Kopfsteinpflaster und die Kehren ganz nach oben geschafft. 

Hier bleibt der Sportler stehen, um den Blick zu genießen. Und der ist tatsächlich atemberaubend. Im Rücken die Landesgrenze zu Niederösterreich, zu Füßen die Millionenstadt Wien. Er lächelt zufrieden, steigt aufs Rad und fährt weiter.

Verkehrsschild Ortsende von Wien auf der Höhenstraße.

Auf der Höhenstraße übertritt man die Landesgrenze zwischen Wien und Niederösterreich.  

Auf der anderen Straßenseite kommen - am diesem Montag nur spärlich - Wanderer vorbei. Nur das Stempelkissen für die Stadtwanderwege ist geöffnet. Zwar ist die Dichte an Ausflugslokalen groß an der Höhenstraße, nur sind am Montag viele geschlossen.

"Am Roan" - das Grenzwirtshaus an der Höhenstraße

Wie das "Am Roan", benannt nach dem Roan, Grenze. Sonst ist es eine beliebte Hochzeitslocation - kein Wunder, bei dem Ausblick. 

Ausflugsgasthaus Am Roan an der Höhenstraße.

"Am Roan" an der Höhenstraße in Wien. 

Oder natürlich bei jenen gerne frequentiert, die den nahen Wienerwald mit seinen "Gipfeln" für Wanderungen nutzen. Mit "Ausblick auf Gutes", wie die Wirtsleute sagen: "Am Roan interpretiert die Wiener Küche als das, was sie immer war. Eine Melange mit Einflüssen aus der ganzen Welt. Mit Blick über ganz Wien."

Blick auf Wien von der Höhenstraße aus.

Blick von der Höhenstraße auf Wien. 

Und ja, auch Gipfel gibt es dort. Etwa den "Zwei Gehängte". 442 Meter hoch ist er einer der Grenzberge zwischen Klosterneuburg und Hernals. Der Name geht zurück auf einen alten Flurnamen. 

Ende von Wien/Höhenstrtaße

Eine der Brücken der Höhenstraße. 

Der Weg zu dem Grenzberg führt unter anderem unter der Höhenstraße durch - unter der "Zwei-Gehängten-Brücke". 

Strauss und der Dreimarkstein

Nicht weit davon entfernt und mit 454 Metern nur unwesentlich höher findet sich der Dreimarkstein. Er liegt quasi in einem Dreiländereck - zwischen Hernals und Döbling in Wien und der Gemeinde Weidling in Niederösterreich. 

Unterhalb des Dreimarksteins liegt Salmannsdorf, die dortige Dreimarksteingasse verdient gerade heuer besondere Aufmerksamkeit. Denn hier, im Haus Nr. 13, hat Johann Strauss als Sechsjähriger seinen ersten Walzer komponiert. 

Haus Dreimarksteingasse 13.

Das Haus Dreimarksteingasse 13.

Inschrift mit der Aufschrift: Hier hat ein großer Musikant, Der Meister Strauß ist er genannt, Den ersten Walzer komponiert Und dadurch dieses Haus geziert

Die Inschrift auf dem Haus. 

Sebastian-Kapelle in Wien.

Ende von Wien/Höhenstrtaße

Inschrift neben der Sebastian-Kapelle.

Ende von Wien/Höhenstrtaße

Eine Tafel mit der Inschrift "Hier hat ein großer Musikant, Der Meister Strauß ist er genannt, Den ersten Walzer komponiert Und dadurch dieses Haus geziert“ erinnert an den großen Komponisten, dessen Geburtstag sich heuer zum 200. Mal jährt.

Walzerseligkeit und Glockenklang

Auch die gegenüberliegende Sebastian-Kapelle hat Strauß-Bezug. Wie der Verein zur Pflege der Denkmäler und der lokalen Kultur in Neustift am Walde und Salmannsdorf auf seiner Webseite anführt, hat auch Johann Strauß Vater "eine enge Beziehung zu Salmannsdorf und seinen biederen Bewohnern" unterhalten: Dieser habe nämlich eine Glocke für diese Kapelle gespendet. 

Sebastian-Kapelle in Wien.

Die Sebastian-Kapelle. 

Salmannsdorf, ein klassischer kleiner Weinbauort, war eine der letzten Gemeinden, die von Wien (1890/1892) eingemeindet wurden und hat eine lange Geschichte, Schon 1279 wurde es urkundlich erwähnt, 1683 von den Türken zerstört, 1713 von der Pest gebeutelt, heute ist die Gegend beliebtes Ausflugsziel.

Andacht im Wald

Die christliche Tradition ist nicht nur an der Sebastian-Kapelle erkennbar. Etwas weiter unten, in Hernals, liegt idyllisch eingebettet die Waldandacht Maria Einsiedeln, nur wenige Schritte von einem kleinen Parkplatz an der Höhenstraße entfernt. 

Die Waldandacht.

Die Waldandacht.

Diese Kapelle, die auf eine Stiftung eines Industriellen Ende des 19. Jahrhunderts zurückgeht, wurde laut Stadt Wien im Zweiten Weltkrieg durch Fliegerbomben zerstört und wieder aufgebaut. Heute dient sie Wanderern dazu, kurz zu verweilen. 

Apropos christlich: Direkt an der Höhenstraße im Grenzgebiet von Wien und Niederösterreich heißt sogar ein Gasthaus "Grüaß-Di-a-Gott-Wirt" - es hat noch bis 12. September geschlossen. 

Ziege kratzt sich mit ihren Hörnern.

Häuserl am Stoan

Die Ziegen lassen sich gerne füttern. 

Gastgarten des "Häuserl am Stoan".

Häuserl am Stoan. 

Also lohnt sich ein Besuch beim "Häuserl am Stoan". Die Ziegen vor dem Eingang erfreuen drei junge Wandersleute und umgekehrt. 

Stolz ist die Familie Fitzka, die den Betrieb seit 1923 aufgebaut hat, dass bei ihnen die "Gasthausuhr noch ganz langsam tickt und nur mit Bargeld bezahlt werden kann". Aber der unbezahlbare Blick auf Wien ist auch dort gratis. 

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