Zocken statt Folter: Im Retro Gaming Museum fesseln nur Spiele

Zocken statt Folter: Im Retro Gaming Museum fesseln nur Spiele
Seit Juni lässt Markus Krainer in seinem neuen Museum Gaming-Fans in die Welt der Videospiele eintauchen. Untergebracht ist es ausgerechnet im ehemaligen Foltermuseum im 6. Bezirk.

In seiner Jugend spielte Joachim leidenschaftlich gerne Videospiele. Heute ist er 46 Jahre alt. Sein Alter spielt im „Retro Gaming Museum“ – dem ersten Videospielmuseum Österreichs – aber keine Rolle. Im Gegenteil: „Ich fühle mich wieder wie ein Kind“, sagte Joachim kichernd, während er auf einem Game Boy nach Jahrzehnten wieder  Tetris spielt. 

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Erst kürzlich, genauer gesagt am 7. Juni, eröffnete Markus Krainer das Videospielmuseum neben dem Haus des Meeres. Genau an jenem Ort, an dem einst das Foltermuseum mit seinen eisernen Jungfrauen und Folterinstrumenten für schaurigen Schrecken bei den Besuchern sorgte. Doch nach 25 Jahren war es für das Museum an der Zeit, mit der Folter aufzuhören. 

Dafür wird jetzt gespielt. „Das ehemalige Museum musste renoviert werden. Das hätte sich allerdings nicht ausgezahlt. Der damalige Besitzer, ein Freund von mir, fragte mich, ob ich eine Idee hätte, was man hier stattdessen aufbauen könnte“, erzählt Krainer. Tatsächlich spielte der 36-Jährige schon länger mit der Idee eines Videospielmuseums, da er sich privat bereits eine kleine Gaming-Sammlung angeschafft hatte. 

Über 400 Exponate

Die einzige Motivation war das aber nicht: „Ich wollte einen Ort schaffen, an dem man in die Videospiel-Welt von damals eintauchen kann. Damit auch vor allem junge Menschen zu sehen bekommen, was es früher alles gegeben hat“, sagt Krainer. 

Und jetzt haben sowohl jung als auch alt die Möglichkeit, mehr als 400 Exponate im neuen Museum kennenzulernen oder eben wieder für sich zu entdecken – ob Retrokonsolen, klassische Arcade-Spiele wie Pac-Man, Computer oder sogar die älteste Virtual-Reality-Brille von Nintendo aus dem Jahr 1994 – das Angebot ist groß.

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Neben den Sammlerstücken, die das Museum besitzt, bringen auch viele Gaming-Liebhaber ihre alten Schätze vorbei. So auch der elfjährige Leopold, der dafür gratis ins Museum durfte: „Ich brauche meine alte Wii-Konsole nicht mehr. Aber ich komme sicher wieder her, um auf ihr zu spielen.“ 

Zocken statt Folter: Im Retro Gaming Museum fesseln nur Spiele

Seit Juni können Fans im neuen Museum in die Welt der Videospiele eintauchen.

Zocken statt Folter: Im Retro Gaming Museum fesseln nur Spiele

Im Gaming Museum gibt es über 400 Exponate, die ausprobiert werden können.

Zocken statt Folter: Im Retro Gaming Museum fesseln nur Spiele

Im Retro Gaming Museum kann man jene Spiele ausprobieren, die schon Mama, Papa oder Großeltern begeisterten.

Zocken statt Folter: Im Retro Gaming Museum fesseln nur Spiele

Der Game Boy ist eine 8-Bit-Handheld-Konsole, die im Jahre 1989 erschienen ist. Zunächst nur mit dem Spiel „Tetris“.

Zocken statt Folter: Im Retro Gaming Museum fesseln nur Spiele

Neben den Sammlerstücken, die das Museum besitzt, bringen auch viele Gaming-Liebhaber ihre alten Schätze vorbei. 

Denn wer glaubt, dass im Gaming Museum alle Ausstellungsstücke hinter Glas verschlossen sind, der irrt: „Mir war es wichtig, dass die Exponate von den Besuchern nicht nur angeschaut, sondern auch ausprobiert werden“, betont der Leiter. Ausprobiert werden können unter anderem zwei VR-Brillen – die Besucher virtuell auf eine Achterbahnfahrt mitnehmen – sechs Arcade-Automaten und acht verschiedene Retro-Konsolen.

Ausstellung wächst stetig

Die Ausstellungen des Museums wachsen stetig – gerade weil so viele Besucher ihre alten Geräte abgeben. Deswegen kann es laut Krainer gut sein, dass das Museum beim zweiten Besuch anders aussieht als beim ersten.

Für den elfjährigen Gaming-Fan Leopold bedeutet das, dass er nicht nur wieder auf seiner alten Wii-Konsole spielen kann, sondern auch andere Spiele neu entdecken kann. Auch wenn sich die Besucher an die Geschwindigkeit mancher Geräte erst gewöhnen müssen: „Die Playstation 1 ist nicht hängen geblieben. Sie ist wirklich so langsam“, lacht Krainer. 

Diese Erfahrung machen auch die beiden Brüder Elijah und Nathan, während sie sich an den Sammlerstücken ausprobieren. Die beiden sind zum ersten Mal im Museum. „Ich habe zufällig erfahren, dass es das Foltermuseum nicht mehr gibt und dass hier stattdessen ein Videospielmuseum eröffnet hat“, erzählt der zwölfjährige Nathan, der seinem 19-jährigen Bruder den Besuch zum Geburtstag geschenkt hat: „Weil er Gaming auch cool findet, dachte ich, wäre das eine nette Idee.“

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Auf die Frage was sein Lieblingsspiel sei, antwortet Nathan mit Pac-Man – ausgerechnet ein Spiel aus dem Jahr 1980. Es scheint hier wirklich keine Rolle zu spielen, in welcher Generation man geboren wurde – die Nostalgie und Begeisterung für alte Videospiele verbindet über Jahrzehnte. Immerhin ist das Museum ein Ort für „ewige Kinder von 0 bis 99 Jahren“, betont Krainer.

„Ab 100 möchte ich gleich sagen, ist der Eintritt freilich gratis.“

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