Zerstückelte Leiche im Marchfeldkanal: 20 Jahre Haft

Zusammenfassung
- 39-jähriger Angeklagter gesteht Tötung seines Freundes und behauptet, auf Befehl der albanischen Mafia gehandelt zu haben.
- Teile der Leiche des 45-jährigen Opfers wurden im Marchfeldkanal gefunden, nachdem er seit November 2023 vermisst war.
- Angeklagter behauptet, er habe keine Wahl gehabt und fürchtete um sein eigenes Leben wegen Schulden bei der Mafia.
Der Mike ist schuld. Mike, angeblich Mitglied der albanischen Mafia. Dieser Mann habe ihm befohlen, seinen Freund zu erschlagen. Das sagt Herr K., 39 Jahre alt, Iraner.
Der Freund ist der 45-jährige Peyman N.. Teile seiner zerstückelten Leiche wurden im vergangenen Jänner von einem Fischer im Marchfeldkanal gefunden. Seit Mitte November 2023 galt er als vermisst.
Vor Gericht sitzt nun sein Freund und Geschäftspartner (vertreten von Rechtsanwalt Manfred Arbacher-Stöger). Gemeinsam wollte man im Transportbusiness Geld verdienen. Doch das dürfte schief gegangen sein.
"Scheiße gebaut"
"Bei unserem letzten Gespräch hat Peyman mir gesagt: Ich habe Scheiße gebaut", schildert ein Freund, der am Dienstag als Zeuge geladen ist. Doch mehr sei nicht aus ihm herauszubringen gewesen. Erst später habe er erfahren, dass das spätere Opfer sein Kryptowährungskonto mit Verlusten aufgelöst hatte.
Dann brach der Kontakt zum Opfer ab. "Dabei hatten wir eine enge Freundschaft." Ans Telefon ging der Mann nicht mehr. Zu ausgemachten Treffen tauchte der Mann nicht auf. Seine WhatsApp-Nachrichten klangen plötzlich anders. "Ich habe erkannt, dass hier jemand anderer schreibt", schildert der Zeuge. "Ich habe ihm geschrieben, er soll mich anrufen, damit ich seine Stimme höre. Sonst gehe ich zur Polizei." Anruf kam keiner.
Vermisstenanzeige
Und tatsächlich ging der Freund zur Polizei. Und das ausgerechnet mit dem nun Angeklagten. "Bei der ersten Polizeiinspektion hat man uns nicht ernst genommen. Der Polizist hat gesagt, in Österreich verschwindet man nicht so leicht", erzählt der Mann. Auf der zweiten Inspektion schließlich wurde die Vermisstenanzeige aufgenommen. Auch die Ex-Frau des Opfers machte sich große Sorgen.
Der Zeuge und der Angeklagte hielten auch Nachschau in der Wohnung des Opfers in Hietzing. Gerade zu diesem Zeitpunkt war die Polizei bei der Wohnung des Vermissten - weil eine Nachbarin angezeigt hatte, dass das Fenster des Mannes in den Innenhof schon so lange offen stehe und niemand in der Wohnung reagiere.
Gründlich geputzt
Dass sich hier ein blutiges Verbrechen ereignet hatte, ahnte niemand. Peyman N. war mit einem Hammer getötet worden. In der Wohnung wurde seine Leiche auch zerstückelt. Doch danach wurde derart gründlich geputzt, dass sogar der Parkettboden herausgerissen werden musste, um Blutspuren zu finden.
Doch der angeklagte Herr N. spricht lieber davon, dass auch er um sein Leben fürchten musste. "Mike wollte uns eine Lektion erteilen. Damit alle Leute, die für ihn arbeiten, wissen, was ihnen droht", erzählt der 39-Jährige. Denn das Opfer und er hätten der Mafia Geld geschuldet. "Warum hat dieser Mike nicht auch Sie umgebracht?", fragt der Staatsanwalt. "Ich habe keine Antwort auf diese Frage", sagt der Angeklagte. Und dazu, dass er seinen Freund ermordete erklärt er: "Manchmal ist man in einer Lage, in der man keine andere Wahl hat."
Das Urteil fiel Dienstag Nachmittag: 20 Jahre Haft. Nicht rechtskräftig.
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