F wie Frauen: Alleine, aber nicht auf sich gestellt

F wie Frauen: Alleine, aber nicht auf sich gestellt
Mütter dominieren in der Gruppe der Ein-Eltern-Haushalte. Für sie entstehen nun eigene Wohnbauten.

In Meidling steht 2020 eine Premiere an: Bis dahin soll in der Wolfganggasse ein Teil einer Wohnanlage fertig werden, die an die Bedürfnisse von Alleinerziehenden angepasst ist. Insgesamt sind bis 2022 rund 850 Wohnungen, ein Pflegewohnhaus und ein Kindergarten im Quartier Wolfganggasse geplant.

Profitieren werden davon voraussichtlich vor allem Frauen. Denn sie machen nach wie vor den größten Anteil dieser Gruppe aus: 2016 gab es in Österreich 225.000 Ein-Eltern-Haushalte mit Müttern, aber nur 44.000 mit Vätern.

Für Alleinerziehende ist der Alltag besonders fordernd: „Ihr Problem ist, dass sie leicht in die Armut abrutschen. Ihre finanzielle Situation ist besonders schwierig, weil einfach nur eine Person ein Einkommen hat“, erklärt Familiensoziologin Christine Geserick vom Österreichischen Institut für Familienforschung (ÖIF).

Hinzu kommt zeitliche Knappheit: Ohne Unterstützung sind Kinderbetreuung und Beruf für Ein-Eltern-Familien besonders schwierig abzustimmen.

Anschluss finden

Das schafft spezielle Anforderungen an die Unterkunft. Das neue Wohnquartier in der Wolfganggasse soll diese erfüllen. Auf dem 31.000 Quadratmeter großen Areal rund um die alte Remise finden Alleinerziehende nicht nur ein leistbares Dach über dem Kopf, sondern auch Kinderbetreuung und Anknüpfungspunkte zu anderen Eltern: etwa einen Kindergarten mit sechs Gruppen und zahlreiche Gemeinschaftsräume.

Ein Teil der Einheiten ist als Wohngemeinschaft inklusive Küche und großem Gemeinschaftsraum konzipiert. Zusätzlich wird es temporär anmietbare Gästeappartements geben. Dort können etwa Verwandte übernachten.

Die ersten 180 geförderten Wohnungen auf dem Gelände sollen bereits nächstes Jahr fertiggestellt werden.

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Quartier Wolfganggasse: So soll das neue Wohnquartier an der alten Remise aussehen.

Das Projekt an der Remise wird nicht das einzige in dieser Form bleiben. Auch in der Käthe-Dorsch-Gasse in Penzing entstehen bis 2022 rund 400 geförderte und 100 frei finanzierte Wohnungen – mit Fokus auf Alleinerziehende. Günstige Mieten und die Möglichkeit, Anschluss zu finden, stehen auch hier im Vordergrund.

Der Verein Juno, der sich um die Anliegen von Ein-Eltern-Familien kümmert, wird das Zusammenleben mitgestalten. Außerdem entsteht in der Nachbarschaft ein Bildungscampus mit Kindergarten, Volks- und Mittelschule.

Den gleichen Fokus hat das neue Quartier An der Schanze in Floridsdorf (siehe N wie Neubauleistung; Infos zu allen Projekten unter www.wohnberatung-wien.at oder 01/24 111).

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Blick in den künftigen Hof des Projekts in der Käthe-Dorsch-Gasse

Anforderungen

Nicht nur Mütter, die mit ihren Kindern leben, sondern Frauen generell sind eine wichtige Zielgruppe geförderter Wohnprojekte. Denn sie haben in puncto Wohnen spezielle Bedürfnisse: kleine und günstige Wohnungen sind bei ihnen besonders gefragt.

Der Grund: Frauen leben in Österreich häufiger alleine als Männer. 2016 gab es rund 760.000 weibliche Ein-Personen-Haushalte, aber nur 600.000 männliche.

„Das betrifft vor allem ältere Menschen und ergibt sich daraus, dass Frauen eine höhere Lebenserwartung haben“, erklärt Soziologin Geserick. Hinzu komme, dass Frauen im Schnitt ein geringeres Gehalt als Männer haben.

Auch gibt es Wohnprojekte speziell nur für Frauen (siehe V wie Verein).

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