Wohnen auf dem Mistplatz: Zwischenbrücken könnte verbaut werden

Seit fünf Jahren schon kann in der Dresdner Straße kein Müll mehr abgeliefert werden – zumindest nicht legal. Der Mistplatz Zwischenbrücken ist schon seit 2020 geschlossen, seitdem fehlt in der Leopoldstadt und der Brigittenau eine Alternative. Und die Hoffnung, die Anrainerinnen und Anrainer bisher noch hegten, dass der Standort in der Dresdner Straße wieder öffnen könnte, dürfte nun endgültig platzen.
Denn für die Fläche, auf der sich der ehemalige Mistplatz befindet, wurde nun ein Flächenwidmungs- und Bebauungsplan ausgearbeitet und zur öffentlichen Einsicht aufgelegt. Das heißt: Die Fläche soll – wenn dies der Gemeinderat beschließt – umgewidmet und anschließend verbaut werden.
Gemischte Nutzung
Pläne in diese Richtung bestätigt auch die MA 21 (Stadtteilplanung und Flächennutzung). Vorgeschlagen wird die Widmung „Bauland/ Gemischtes Baugebiet“. Damit wird eine gemischte Nutzung möglich. Die Erdgeschossbereiche könnten dann als Verkaufsflächen genutzt werden, der erste Stock beispielsweise als Arztpraxen, darüber Wohnungen. Von Letzteren sollen auf dem gesamten Plangebiet, das über den ehemaligen Mistplatz hinausgeht, 200 entstehen. Zwei Drittel dieser Wohnungen werden gefördert beziehungsweise leistbar errichtet, wie es von der MA 21 heißt.

Die denkmalgeschützten Objekte – etwa die ehemalige Leichenhalle, die einst den Eingang zum Mistplatz bildete – bleiben erhalten. Mit einem möglichen Baubeginn ist nicht vor 2029 zu rechen, berichtet ein Sprecher der Magistratsabteilung.
Kritik an den Plänen
Zufrieden mit den Plänen der Stadt sind aber nicht alle. Die KPÖ in der Brigittenau – die schon 2023 eine Petition zur Erhaltung des Mistplatzes initiiert hat – ruft nun Anrainerinnen und Anrainer dazu auf, bis 13. Juni Stellungnahmen zum vorliegenden Umwidmungsentwurf abzugeben. Bis dahin läuft die Frist, in der die Pläne öffentlich eingesehen werden können.
Laut KPÖ brauche es jetzt einen Mistplatz und nicht die Verbauung von „dringend benötigter Infrastruktur“. „Unsere Prämisse war von Anfang an, dass man den Mistplatz Zwischenbrücken renoviert und weiter nutzt, bis man einen neuen Standort findet“, sagt Bezirksrat Matthias Kaltenböck (KPÖ). Das sei aber nicht passiert. Stattdessen sei man in der Leopoldstadt und in der Brigittenau schon seit Jahren ohne Mistplatz. Das habe nicht nur zu schlechter Stimmung geführt, sondern auch zu illegalen Müllablagerungen. Und so schnell wird sich das nicht ändern: „Auch wenn man sich jetzt auf einen neuen Standort festlegt, dann dauert es noch Jahre, bis es wieder einen Mistplatz gibt“, sagt Kaltenböck.
Keine Einigung in Sicht
Dabei konnte man sich bisher noch nicht einmal auf einen neuen Standort einigen. Kurz zusammengefasst: Die MA 48 (Abfallwirtschaft) wünscht sich ein Gebiet beim Nordbahnhof in der Innstraße, Bürgerproteste verhinderten das bisher. Die MA 48 hält aber weiter daran fest. „Wir 48er bemühen uns seit Jahren um einen neuen Mistplatz für die Bezirke 2 und 20. Bekanntlich ist der beste Mistplatz wohl der beim Nachbarn – also nicht bei mir, aber doch so nahe als möglich“, so eine Sprecherin. Eine Einigung konnte also noch nicht erzielt werden, die Leopoldstadt und die Brigittenau bleiben weiter ohne Mistplatz.
Ein möglicher Wermutstropfen: Sie sind damit nicht allein. Auch in der Seestadt lässt der geplante Mistplatz auf sich warten. Die „dortige Flächenaufteilung“ sei noch nicht abgeschlossen, einen Zeitrahmen gebe es deshalb auch noch nicht, so die MA 48.
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