Wo ist der Doppelmörder von Mariahilf?
Zwei Polizisten machten vergangene Woche eine grausame Entdeckung: In einer Wohnung in der Mollardgasse lagen die Leichen zweier Frauen. Unter Tatverdacht steht der Lebensgefährte der Mutter, ein 49-jähriger Tunesier.
Die Ermittlungen laufen seitdem auf Hochtouren. Hat sich der Verdächtige ins Ausland abgesetzt? Ist er bei Bekannten untergetaucht? Die Polizei hält sich bedeckt – aus „ermittlungstaktischen Gründen“, wie es heißt. Nur so viel: „Es gibt Hinweise, die klar in eine Richtung gehen. Deshalb haben wir auch kein Fahndungsfoto herausgegeben“, erklärt Polizeisprecher Markus Dittrich. Denn: Man müsse abwägen, ob es die Ermittlungen vorantreibe oder behindere, wenn man die Bevölkerung einbindet. In diesem Fall gebe es genügend Anhaltspunkte.
Flughäfen überwacht
Wie also vorgehen? „Es gibt kein Schema F. Wir schauen uns das Umfeld des Verdächtigen an. Hat er Migrationshintergrund und eine Familie im Ausland, werden die Flughäfen besonders stark kontrolliert“, sagt Dittrich. Ist der mutmaßliche Täter im Inland verankert, werden Freunde und Bekannte des Gesuchten unter die Lupe genommen. „Es kam auch schon vor, dass sich Verdächtige wochenlang bei Verwandten verschanzt haben und lange nicht gefunden wurden“, ergänzt der Polizeisprecher.
Zuletzt gesehen wurde der 49-Jährige von den zwei Söhnen der Frau am vergangenen Mittwoch in der Wohnung der Familie in der Mollardgasse. Die zwei Söhne im Alter von sieben und neun Jahren brachten den Fall ins Rollen. Sie tauchten allein in einer Arztpraxis auf, woraufhin Polizisten die Buben nach Hause brachten und auf die Leichen stießen.
Jugendamt involviert
Nun kümmert sich das Jugendamt in einem Krisenzentrum um die Buben. Die Familie war dem Jugendamt bereits vor der Tat bekannt. „Sozialarbeiter statteten der Familie hin und wieder Besuche ab, da es Konflikte zwischen Mutter und Tochter gab“, berichtet Sprecherin Andrea Friemel. „Wir schauen uns immer an, ob das Kind körperlicher oder sexueller Gewalt ausgesetzt ist oder ob es vernachlässigt wurde. Nichts davon traf auf diese Familie zu, wir konnten keine Hinweise auf Gewalt finden“, betont Friemel. Aus Datenschutzgründen könne sie nicht sagen, wo die Kinder untergebracht werden. Die Buben sollen jedenfalls zusammenbleiben.
Naheverhältnis
Laut Experten besteht in zwei Drittel der Mordfälle eine Beziehung zwischen Tätern und Opfern. Da die Täter oft aus dem nahen Umfeld der Opfer stammen, ist auch die Aufklärungsquote bei Mordfällen sehr hoch. Im Jahr 2021 lag diese sogar bei 100 Prozent.
„Es ist äußerst selten, dass es in einem Fall keine unmittelbare Verbindung zwischen Täter und Opfer gibt. Ein Beispiel wäre der Terroranschlag vom 2. November 2020 oder ein Auftragsmord“, erklärt Paul Eidenberger vom Bundeskriminalamt. Oder eine Home-Invasion, wie bei einem ungeklärten Fall in Wien.
Offene Fälle in Wien
Zwei mutmaßliche Täter sind in Wien übrigens noch auf der Flucht. In einem Fall geht es um einen 46-jährigen Schulwart einer Volksschule in der Hoefftgasse. Der Mann wurde vom Schulpersonal mit Stich- und Schnittwunden aufgefunden – er verstarb kurze Zeit später.
Bei einem anderen Fall geht es um eine Frau, die in ihrer Wohnung überfallen wurde und einige Tage später im Spital ihren Verletzungen erlag. Auch von diesem Täter fehlt jede Spur.
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