Wie das neue Science Center zum Publikumsmagneten werden soll
So soll künftig der Eingangsbereich bei der Wollzeile aussehen.
Die Wissenschaft raus aus dem Elfenbeinturm zu befördern – das ist wohl das vorrangigste Ziel des neuen Science Communication Centers. Dieses ab 2027 geplante Zentrum für Wissenschaftskommunikation will diesen Schritt aber nicht bloß inhaltlich, sondern auch faktisch im Wiener Stadtbild setzen: Das am Montag präsentierte Architekturkonzept sieht nämlich eine radikale Öffnung des jahrhundertealten Gebäudes der „Alten Aula“ vor, das sich zwischen Wollzeile und Bäckerstraße befindet und derzeit unter „Aula der Wissenschaften“ firmiert.
So soll es künftig einen öffentlichen Durchgang geben, um gleichsam eine doppelte Magnetwirkung auf die Bevölkerung zu entfalten.
Durchhaus-Lösung siegte
„Damit wird die ursprüngliche Idee als Durchhaus wieder aufgenommen. Konzeptionell und architektonisch wird das Gebäude so zum Tor zur Wissenschaft“, erklärt Geschäftsführer Christopher Lindinger. Das Siegerprojekt des von der Bundesimmobiliengesellschaft als Bauherr ausgelobten Wettbewerbs stammt aus der Feder des Büros Mohr-Niklas Architekten (die sich übrigens als einzige für die Durchhaus-Lösung entschieden hatten).
Ob der öffentliche Durchgang auch tatsächlich durchgehend geöffnet werden kann (oder nur zu den Betriebszeiten des Science Centers), werde sich laut Lindinger erst weisen. Auch Fragen des Denkmalschutzes sind noch nicht geklärt, zumal rückseitig zur Bäckerstraße – wo derzeit nur ein Notausstieg ist – zwei große Mauerdurchbrüche nötig sein werden. „Ich bin zuversichtlich, dass uns dies gelingen wird, die ersten Gespräche waren positiv“, berichtet Lindinger, der eine Öffnung auch deshalb als unerlässlich sieht, um gleich drei Wissenschafts-Institutionen fußläufig miteinander zu verbinden: Der neue Campus Akademie der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in der Bäckerstraße litt bisher unter seiner Unsichtbarkeit im Stadtbild. Und auch der Uni-Standort in der Otto-Wagner-Postsparkasse soll künftig Teil dieser Forschungs-Perlenkette werden und durch das Science Center aufgewertet werden.
Helnwein-Museum
Die jüngere Geschichte des Objekts Wollzeile 27a ist einigermaßen turbulent: Im Juni 2024 deckte der KURIER Pläne für ein Museum für den austro-irischen Künstler Gottfried Helnwein auf. Dabei war die „Aula der Wissenschaften“ eigentlich schon für das Science Communication Center reserviert gewesen. Letztlich protestierte die Wissenschafts-Community erfolgreich.
Alte Universität
Die Alte Aula der Universität Wien war zudem früher schon ein Ort der Wissensvermittlung: Zunächst ab dem 15. Jahrhundert als Teil der Alten Universität Wien. Im 17. Jahrhundert errichteten die Jesuiten das Haus neu, um dort das älteste Theater Wiens zu etablieren („Jesuitentheater“).
Generalsanierung
Vor rund 20 Jahren erfolgte eine Generalsanierung, allerdings scheiterten Pläne für eine „Galerie der Forschung“, weshalb die „Aula der Wissenschaften“ zur Veranstaltungslocation wurde.
Das neue Science Center
Künftig wird das Haus zum Zentrum der Wissenschaftskommunikation (Baustart 2026, Eröffnung 2027). Die Ausstellungsfläche beträgt 4.500 m². Ziel sind 70.000 Besucher pro Jahr, wobei vor allem jüngeres Publikum die Zielgruppe sind. Das Haus soll jedenfalls „mehr als ein Museum“ sein.
Auch der Hauptzugang von der Wollzeile inklusive Vorplatz soll umgestaltet und attraktiviert werden: Eine schmälere Stiege schafft mehr konsumfreie Aufenthaltszonen, die mit Bäumen und Grünflächen behübscht werden. Zusätzlich soll es im Erdgeschoß ein neues Café geben; zu ebener Erde und im 1. Stock sind wechselnde Ausstellungsflächen geplant, im 2. Stock bleibt der Jesuitensaal weiterhin für Veranstaltungen (vorrangig mit Wissenschaftsbezug) reserviert.
Die "Aula der Wissenschaften" derzeit.
Grätzl-Transformation
Für das Bäckerviertel wird das Science Center so etwas wie der Schlussstein einer überfälligen Grätzl-Sanierung: Der schmuddelige Hinterhof-Look zwischen Alter Post und Alter Universität war einer Weltstadt längst unwürdig. 2022 begann die Transformation mit dem neuen ÖAW-Campus, soeben wurde die Umgestaltung der Postgasse (mehr Grünflächen und Bäume) abgeschlossen. Und im Herbst steht in der Riemergasse die Eröffnung des Luxushotels Mandarin Oriental an, nachdem das ehemalige Gerichtsgebäude zwei Jahrzehnte lang verwaist war.
Die umgestaltete Postgasse.
Politik reagiert erfreut
Angetan von der Entwicklung ist naturgemäß die Politik, die für das Projekt 17 Millionen Euro locker macht. VP-City-Bezirksvorsteher Markus Figl sieht „einen Bildungsimpuls“ für das Grätzl; SPÖ-Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner „ein zukunftsweisenden Vorhaben“ und „ein starkes Signal für Wissenschaft und Gesellschaft“.
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