Der siebente Bezirk ist bekannt für die vielen Cafés und coolen Geschäfte. Unterwegs ist man meist mit dem Fahrrad oder zur Fuß, sind doch viele betonierte Ecken möglichst grün bepflanzt und verkehrsberuhigt.
„Ich nenne den Bezirk gerne mein Wohnzimmer“, sagt Martin (29). Theoretisch müsse er das Grätzl gar nicht verlassen, weil es hier ohnehin alles gebe. Und das ziehe die Menschen an. „Ich glaube, dass der Bezirk gerade für junge Menschen interessant ist, weil sich hier viel tut.“ Einziges Manko im Bezirk sei der begrenzte Grünraum.
Anders ist das politisch: Da sei das grüne Pflaster – Neubau wird seit 24 Jahren von den Grünen regiert – durchaus ein Attraktionsfaktor: „Es gibt viele Menschen mit künstlerischen Berufen, junge Eltern und Studierende. Das zieht Leute an, die ähnlich denken.“
Grüne Hochburg bleibt
Neben den pinken und roten Regalen eines hippen Geschäfts in der Neubaugasse zeichnet Fiona ein ähnliches Bild vom Bezirk: „Die Atmosphäre ist sehr entspannt und offen.“ Das sei über die Bezirksgrenzen hinweg bekannt und einer der Gründe für das abermals grüne Wahlergebnis, vermutet sie. Am Wahlsonntag konnte Bezirkschef Markus Reiter mit 48,13 Prozent ein Plus von 3,23 Prozentpunkten zu 2020 erzielen. Weit dahinter liegt die SPÖ mit einem Abstand von über 20 Prozent (20,40 Prozent) auf Platz zwei. Die Grünen bleiben in ihrer Hochburg klar die unangefochtene Nummer eins.
„Dämpfer verpassen“
Einer, der davon langsam genug hat, ist Michael (65): „Die Grüne brauchen einen Dämpfer in Neubau“, sagt er zum Bezirksergebnis. Das Neubauer Kardinalproblem – der Verkehr – ist immer noch ungelöst: „Man kann nicht alle Autos verbannen. Da braucht es eine andere Lösung“, ist er überzeugt. Ein Nebeneffekt von autofreien jungen Menschen sei falsch entsorgter Sperrmüll – vor allem in Innenhöfen. Michales Wunsch an die neue, alte Bezirksvorstehung: „Eine Sperrmüllcontainer-Aktion zweimal im Jahr wäre da schon eine Verbesserung.“
Vor dem Urnengang
Politisch ist es dem 65-Jährigen „zu grün“, er schätze aber die „Grätzelgespräche“, bei denen man sich mit Reiter austauschen kann. Erwischt man ihn dort nicht, dann eventuell anderswo im Bezirk: „Er schaut immer mal wieder in den Lokalitäten vorbei“, erzählt Sabine (53), Angestellte in einem Plattengeschäft.
In Kontakt mit der potenziellen Wählerschaft trat der Bezirksvorsteher auch am Sonntag vor dem Urnengang. Wie für Neubau typisch, auf eine eher unkonventionelle Weise: Mit handgeschriebenen Klebezetteln an den Eingängen wandte er sich an die Bevölkerung. Nicht erfreut über den Klebezettel – und das Wahlergebnis – zeigt sich eine Bewohnerin: „Finde ich beides nicht gut.“
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