Wienerin der Woche: Busfahrerin im Schienenersatzverkehr

Offen gesagt, „auf der Linie“ im Süden von Wien und auch im nördlichen Burgenland geht es ruhiger zu als in Wien. Berichtet Nicole Wolf, die seit acht Jahren für die Österreichische Postbus AG arbeitet: „Die Fahrgäste am Land sind entspannter als in Wien. Und du hast auch nicht alle 300 Meter eine Ampel.“
Während der Sperre der Wiener Schnellbahn in diesem Sommer bringt Wolf Fahrgäste vom Praterstern nach Floridsdorf. Sie ist eine von rund 40 „SEV Lenker:innen“, wie man intern, im Jargon der ÖBB die Chauffeure „im Schienenersatzverkehr“ nennt.
16, 17 Minuten sieht der Fahrplan für eine Busfahrt vor. „Das schaffen wir nur dann nicht, wenn es auf der Straße einen Stau gibt“, erzählt die Lenkerin. Anders als mancherorts gerne erzählt wird, fährt sie ohne ein Stau erkennendes Navi die immer selbe Route. Und das zehn Mal pro Tag, und manchmal auch öfter.
Ihr Dienst heute beginnt beispielsweise um 8.30 Uhr in der Früh und endet erst um 23 Uhr. Zwischen jeder Fahrt ist eine kurze Stehzeit eingeplant. Pausen gibt es natürlich auch.
Aber was macht man beispielsweise eine Stunde lang auf dem Franz-Jonas-Platz in Floridsdorf? Und was macht man an derart langen Arbeitstagen mit den zutiefst menschlichen Nöten unterwegs?
Für die Neo-Schwechaterin, die im Herzen der Leopoldstadt aufgewachsen ist und elf Jahre lang Busse der Wiener Linien gelenkt hat, ist das eine täglich neue Herausforderung.
Ihr „Ferialjob“ ist auch eine Art Heimkommen: „Wien hat sich sehr stark verändert“, befindet Nicole Wolf.
Nur der Grant sei eine Konstante. Zu einer Frau mit Schoßhund sagt sie höflich: „Sagen Sie mir gerne, was Sie stört, aber bitte, schreien Sie mich nicht an.“
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