Weltmeisterlich im D-Wagen mit Straßenbahn-WM-Starterin unterwegs

Tram WM Wiener Linien
Elisabeth Urbanitsch und Florijan Isaku vertreten die Wiener Linien bei der ersten Straßenbahn-WM im September in Wien.

Wer im D-Wagen unterwegs ist, könnte bald schon weltmeisterlich gefahren werden. Denn Straßenbahnfahrerin Elisabeth Urbanitsch fährt "am liebsten die Linie D, besonders in der Porzellangasse mit den historischen Gebäuden." 

Warum weltmeisterlich? Die 48-jährige Wienerin hat sich gegen 100 Bewerber und 40 Fahrerinnen und Fahrer, die in die Qualifikation gekommen sind, durchgesetzt und wird Österreich, Wien und die Wiener Linien bei der ersten Straßenbahn-Weltmeisterschaft gemeinsam mit Florijan Isaku vertreten. 

"Die Konkurrenz wegfegen"

"Dabei sein ist alles, aber wir wollen die Konkurrenz wegfegen", lässt Urbanitsch keinen Zweifel daran, dass der Weltmeistertitel das erklärte Ziel der beiden Straßenbahnfahrer ist. Für Urbanitsch, die im "Rudiheim-Bahnhof", wie sie ihren Heimatstandort liebevoll nennt, ist es quasi eine Verpflichtung. 

Denn 2023 wurde Andreas Kainrad Tram-Europameister, auch er kommt aus der Remise Rudolfsheim. 

Tram WM Wiener Linien

Der Blick der Straßenbahnfahrerin

Urbanitsch ist auf insgesamt 20 Linien in Wien mit dem 41 Tonnen schweren Gefährt, das bis zu 213 Personen befördern kann, unterwegs. "Ich kann das ganze Netz der Wiener Linien in meinem Kopf verbinden", schmunzelt sie. Auf die WM am 13. September bereitet sie sich im täglichen Betrieb auf den Straßen, oder besser gesagt Schienen der Stadt vor. 

Training im Alltag auf der Schiene

Die Disziplinen sind noch nicht festgelegt, aber es geht unter anderem um gleichmäßiges Tempo, genaues Halten in der Haltestelle, Zielbremsen. "Das müssen wir in unserer Arbeit auch gut können", sagt  Isaku, der ebenfalls Weltmeister werden will. 

Er ist in der Remise Hernals stationiert, fährt auf zehn verschiedenen Linien durch Wien. Am liebsten auf den Ringlinien. Ein gutes Omen? Vielleicht, denn ebendort findet die Weltmeisterschaft statt. Für die WM wird am Samstag, den 13. September, der Ring gesperrt.

Teilnehmer aus aller Welt

Neben Österreich treten noch 24 andere Städte mit einem Zweier-Team in Wien an: Berlin und Leipzig (Deutschland), Casablanca (Marokko) sind ebenso dabei, wie ein Team aus Melbourne (Australien), Rio de Janeiro (Brasilien), San Diego (USA) und Hongkong (China). Und auch aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew fährt ein Duo mit der Straßenbahn zumindest für kurze Zeit dem Krieg davon. 

Tram WM Wiener Linien

Tram WM Wiener Linien

Gefahren wird ausschließlich mit österreichischen Straßenbahnen, die WM-Teilnehmer dürfen an den Tagen vor dem Bewerb mit den Wiener Straßenbahnen trainieren. Diese zu lenken, ist für ausgebildete Straßenbahnfahrer aus der ganzen Welt kein allzu großes Problem, weiß Isaku. 

Was er auch weiß: Einfach einsteigen und losfahren geht mit der Straßenbahn nicht. "Dazu braucht es eine gute Ausbildung", betont er. 

Diese dauerte drei Monate, Isaku ist einer der "Lehrfahrer" bei der Straßenbahnfahrer-Ausbildung. Aktuell sind wieder Posten bei den Wiener Linien ausgeschrieben. Urbanitsch hat sich 2019 erst beworben, bei der WM wird sie gerade ihr 6. Dienstjubiläum absolviert haben. Sie hat früher schon Personen befördert, aber mehr nach oben, erzählt sie: "Ich war vorher Lift-Girl im Donauturm."

Lift-Girl wird Straßenbahnfahrerin

In Wien ist die Mutter einer 21-jährigen Tochter, mit der sie (mit ein paar hundert Pflanzen, darunter einer vier Meter hohen Geigenfeige) in einem Wiener Altbau lebt, nur mit den Öffis unterwegs. "Ich habe gar kein Auto", sagt sie. 

Weltmeisterlich kollegial ist ihre Antwort auf die Frage, ob sie Unterschiede bei den Fahrerinnen und Fahrern merkt, mit denen sie unterwegs ist: "Nein, die fahren alle sehr gut." Was wohl nicht alle Fahrgäste der knapp 1.400 Fahrerinnen und Fahrer, von den weniger als 20 Prozent Frauen sind, bestätigen werden. 

Entspannte Fahrerin

Die beiden potenziellen Weltmeister gehen ihre Sache als Fahrerin jedenfalls sehr entspannt hat. "Obwohl ich einen wachen Kopf habe und sehr aufmerksam bin, kann ich beim Fahren gut abschalten", versichert Urbanitsch. 

Isaku pflichtet ihr bei. Auch die Konflikte mit Fahrgästen seien nicht arg. "Vieles bekommen wir vorne gar nicht mit", sagt er.

Die WM findet übrigens auf Wunsch der Wiener Linien in Wien statt - anlässlich 160 Jahre Straßenbahn. Im Zuge der WM findet auch der traditionelle Öffi-Tag statt. Wie viel sich die Wiener Linien diese Veranstaltung kosten lassen, wird nicht bekanntgegeben. 

Klarheit: Die wichtigsten Begriffe

Die Wiener Linien betreiben das sechstgrößte Straßenbahnnetz der Welt. Dazu gibt es 109 U-Bahn-Stationen und rund 880 Kilometer Buslinien. Zu Spitzenzeiten sind rund 1.000 Fahrzeuge unterwegs. Sie können gleichzeitig mehr als 260.000 Menschen transportieren. Allein in einer der 160 U-Bahn-Garnituren haben 900 Menschen Platz. 

2023 besaßen rund 1,2 Millionen Menschen eine Jahreskarte oder ein anderes Dauer-Ticket. Mit rund 8.700 Mitarbeitern sind die Wiener Linien einer der größten Arbeitgeber der Stadt Wien. 

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