Wiener Kindergarten-Skandal: "Vorfälle wurden bagatellisiert"

Wiener Kindergarten-Skandal: "Vorfälle wurden bagatellisiert"
Eltern kritisieren Aufarbeitung durch Behörde und Betreiber. Neos fordern externe Meldestelle

Im Stich gelassen fühlen sich Eltern jener Kinder, in deren Meidlinger Betriebskindergarten es zu schweren Missständen gekommen sein soll. Wie berichtet, sollen überforderte Pädagoginnen weinende Kinder strafweise in einen Waschraum verbracht haben. Die beiden Betreuerinnen wurden entlassen, mittlerweile wird gegen sie strafrechtlich ermittelt (Verdacht auf Quälen oder Vernachlässigen unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen). Einige Eltern haben ihre Kinder aus dem Kindergarten genommen.

„Wir wissen immer noch nicht, was genau passiert ist“, sagt nun eine empörte Mutter, deren Sohn ihr gegenüber die Vorfälle geschildert hatte. „Das Krisenmanagement des Betreibers Kiwi war chaotisch, allen Eltern wurde etwas anderes erzählt, die Vorfälle bagatellisiert.“

Auch die MA 11 (Kinder- und Jugendhilfe) habe nicht im Sinne der Eltern gehandelt, kritisiert eine andere Mutter: „Die Behörde ist nicht auf unserer Seite: Wir haben von ihr Akteneinsicht gefordert, doch sie wurde uns verweigert.“

Die Causa ruft nun die Neos auf den Plan: Sie fordern eine unabhängige Meldestelle für Missstände in Kindergärten, an die sich Eltern und Personal gleichermaßen wenden können. Vorbild könnte die Kinder- und Jugendanwaltschaft sein.

Kontrollen von Kindergärten sollen künftig durch unabhängige externe Experten erfolgen, die nach klaren Richtlinien vorgehen. Deren Fehlen habe der Rechnungshof kritisiert, sagt Neos-Bildungssprecherin Bettina Emmerling. „Bereiche wie Finanzen oder Hygiene werden oft penibelst kontrolliert, während auf die Qualität der Pädagogik viel weniger geschaut wird.“

Wiener Kindergarten-Skandal: "Vorfälle wurden bagatellisiert"

Bettina Emmerling

Pädagogen-Mangel

Weiters fordern die Neos, dass der Betreuungsschlüssel in Kindergärten verbessert wird. Derzeit käme in der Regel auf 25 Kinder nur eine pädagogische Fachkraft, die höchstens noch von einer Assistentin unterstützt werde. „Das Ziel ist ein Schlüssel von 1:8“, sagt Emmerling. „Leider gibt es dafür zu wenig Pädagogen.“ Deshalb müsse auch der Beruf attraktiviert werden, etwa mit höherem Gehalt.

Kiwi, der Betreiber des Meidlinger Kindergartens, weist den Vorwurf zurück, die Eltern mangelhaft informiert zu haben: Man habe umgehend die MA 11 kontaktiert und auch die Eltern schriftlich über das Geschehen informiert, betont eine Sprecherin. Für Nachfragen sei die Nummer des Geschäftsführers und einer Psychologin angegeben worden.

Interne Maßnahmen

Auch intern habe man eine Reihe von Maßnahmen ergriffen. Etwa einen Wechsel der Leitung am betroffenen Standort, Supervision aller Mitarbeiter und eine eingehende Schulung des gesamten Teams betreffend „Kinderrechte“ und „Bild des Kindes“, betont die Sprecherin des Betreibers.

Keinen unmittelbaren Handlungsbedarf nach den Neos-Forderungen sieht indes die MA 11. Die Kinder- und Jugendhilfe fungiere bereits als unabhängige Meldestelle für Missstände, betont eine Sprecherin.

Auch den Vorwurf, die Kontrollen würden willkürlich ablaufen, weist man zurück: „Die Kontrollen sind standardisiert und werden von Experten ausgeführt“, sagt die Sprecherin. Basis dafür sei das Wiener Kindergartengesetz.

Dem Wunsch der Eltern in der Causa Meidling nach Akteneinsicht könne man nicht entsprechen. Sie stehe nur der Partei des Verfahrens zu. Im konkreten Fall sei dies der Betreiber.

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