Nebenverdienst: Blaue und rote Gagenkaiser im Wiener Gemeinderat

Als vor einigen Tagen die Nebenverdienste der Nationalräte publiziert wurden, reagierte man in der SPÖ mit Häme. Der Grund: Ausgerechnet die FPÖ – die Partei des kleinen Mannes – verzeichnet im Bund die meisten Abgeordneten mit teils kräftigen Nebenverdiensten. Die SPÖ hatte kaum Mandatare mit Zweit-Jobs...
Für Wien lässt sich sagen: Zumindest hier muss man sich um die Finanzlage der roten Abgeordneten keine Sorgen machen.
Denn: Auch im Gemeinderat sind die Mandatare verpflichtet, ihren Zuverdienst zu melden. Bis Ende Juni hatten sie dafür Zeit. Nun liegt die aktuelle Liste vor, auf die der KURIER einen genauen Blick geworfen hat.
Das Transparenzgesetz sieht vor, dass Gemeinderäte ihre monatlichen Nebeneinkünfte einmelden müssen. Gemeldet werden müssen die Bezüge des Vorjahres; manche Gemeinderäte haben zudem ihr Nebeneinkommen des laufenden Jahres gemeldet.
Kategorie 1: 1 bis 1.150 Euro brutto
Kategorie 2: 1.151 bis 4.000 Euro
Kategorie 3: 4.001 bis 8.000 Euro
Kategorie 4: 8.001 bis 12.000 Euro
Kategorie 5: mehr als 12.000 Euro.
Die genaue Höhe des Zuverdiensts müssen die Abgeordneten nicht einmelden – aber sie müssen eine Einkommensgruppe bekannt geben.
Gemeldet werden muss per Gesetz das Einkommen aus 2024. Zu leichten Verzerrungen führen neue Abgeordnete, die für 2024 keine Meldung abgeben müssen, aber (wie alle anderen) vorab den bisherigen Nebenverdienst im Jahr 2025 melden können. Nicht jeder tut das. (So hat etwa Leo Lugner, als Schwiegersohn der berühmten Lugner-Familie in deren Einkaufszentrum tätig, noch keine Meldung abgegeben.)
Das Ergebnis: Von den insgesamt 43 SPÖ-Abgeordneten sind lediglich neun Mandatare ohne Zuverdienst. Das entspricht 21 Prozent. Das ist der geringste Anteil unter allen fünf Gemeinderatsparteien. Bei der FPÖ haben 27 Prozent keinen Zuverdienst gemeldet – wobei gerade hier neue Mandatare das Bild verzerren können.
Bei den Neos sind 40 Prozent ohne bezahlten Nebenjob; bei der ÖVP sind es 50 Prozent. Die Fraktion mit den anteilig wenigsten Mandataren, die neben dem Polit-Job noch Geld verdienen, sind die Grünen. Hier haben neun von 15 Mandataren keine Zuverdienste eingemeldet – 60 Prozent.
Insgesamt ist ein Drittel der Mandatare ohne Zuverdienst; gefolgt von Kategorie 2 (27 Mandatare) und Kategorie 3 (25 Mandatare).
Rote Spitzenverdiener
Auch bei den Spitzenverdienern nach Einkommensklassen liegt die SPÖ im vorderen Feld. Fünf Mandatare (also 12 Prozent aller Roten) haben Nebenverdienste der Kategorie 4 eingemeldet – also monatlich zwischen 8.001 und 12.000 Euro brutto. Darunter sind etwa Omar Al-Rawi, der als Vorsitzender des Angestellten-Betriebsrates der Strabag freigestellt ist, und Marcus Gremel, Geschäftsführer der gemeinnützigen Reintegra-GmbH. Auch Georg Niedermühlbichler fällt als Präsident der Mietervereinigung in Kategorie 4.
Bei der ÖVP fallen zwei Mandatare in die zweithöchste Stufe: Der Hietzinger Arzt Michael Gorlitzer und Ex-Parteichef Manfred Juraczka, der als Geschäftsführer im Luxus-Golf-Resort Fontana werkt.
Ex-Parteichef Karl Mahrer, der nun im Gemeinderat sitzt, fällt in Kategorie 3. Er war 2024 nach Eigenangaben als Geschäftsführer und Gesellschafter der 2019 gegründeten Mahrer Communications tätig.
Wer die Liste anführt
In anderen Parteien gibt es keine Mandatare in der zweithöchsten oder höchsten Einkommensgruppe. Freilich mit Ausnahme eines Mannes, der der neue Spitzenverdiener im Gemeinderat ist: Der FPÖ-Mann Dietbert Kowarik fällt als einziger in Kategorie 5. Kowarik ist Notar im 22. Bezirk.

Dietbert Kowarik: Der FPÖ-Mandatar ist Notar im 22. Bezirk.
Kowarik löst damit jenen Mandatar ab, der in früheren Jahren als Spitzenreiter der Kategorie 5 bekannt war: Thomas Reindl. Er war Mitarbeiter der Nationalbank, mittlerweile ist er als solcher in Pension. Sein Zuverdienst liegt nun in Kategorie 2.
Als Vorsitzender des Gemeinderats verdient Reindl auch in seinem Polit-Job mehr als die Kollegen: Monatlich erhält er brutto 10.762 Euro; normale Abgeordnete verdienen rund 8.600 Euro.
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