Kurz zuvor war jedoch ein Raunen durch den Raum gegangen, als das mögliche Ergebnis des roten Koalitionspartners zu sehen war. Die SPÖ hätte laut erster Prognose nicht nur schmerzlich Stimmenanteile verloren, sondern auch Mandate. Eine gemeinsame Mehrheit war vorübergehend verloren und damit die Fortsetzung der „Punschkrapfen“-Koalition in Gefahr.
Erleichterung dann nach der ersten Hochrechnung, die nicht nur das Ergebnis der Neos verbesserte (9,6 Prozent und zwei zusätzliche Mandate), sondern auch jenes der SPÖ. Beide Parteien könnten also gemeinsam weiter regieren. Für die Neos war also zunächst Zittern angesagt. „Ich bin gespannt, ob es sich doch ausgeht“, sagt ein junger Mann zu seinem Begleiter. Das bange Warten hat sich für die von Selma Arapović und Bettina Emmerling in die Wahl geführten Neos ausgezahlt. Bei der Hochrechnung um 20.37 Uhr erreichten die Neos dann bereits 9,9 Prozent.
„Etwas zu feiern“
Laute „Selma-Rufe“ gab es kurz vor der ersten Hochrechnung. „Ich glaube, wir werden später etwas zu feiern haben“, erwiderte die Spitzenkandidatin – und behielt recht. Großer Jubel brach bereits dann beim SPÖ-Ergebnis aus (39,3 Prozent). Gesprungen und gerufen wurde aber spätestens beim vorläufigen Ergebnis der Neos selbst: Mit 9,6 Prozent und 10 Mandaten fuhren die Pinken ihr bislang bestes Ergebnis ein. Eine Weiterführung von Rot-Pink wäre mit insgesamt 53 Mandaten doch noch möglich.
Erstmals in der Geschichte der Neos wurde 2020 – damals mit 7,47 Prozent – ein Stadtrat pink gefärbt. Bis zu seinem Wechsel in den Bund widmete sich Christoph Wiederkehr dem Kernthema der Partei – der Bildung. Mit einem pinken Unterrichtsministerium und einem pinken Bildungsstadtrat „wird das gut werden“, ist Wiederkehr in Hinblick auf eine mögliche erneute Koalition überzeugt.
Nach seinem Wechsel in die Bundesregierung ist Wiederkehr aktuell damit beschäftigt, die Mängel im Bildungssystem als Minister zu bekämpfen.
Pläne für die Fortsetzung
Daran möchten die Neos nicht nur im Bund arbeiten: Erst am Dienstag gab Bettina Emmerling als Wiederkehrs Nachfolgerin im Bildungsressort einen Ausblick für eine mögliche kommende Amtszeit: So wolle man das Gratis-Mittagessen auf alle Pflichtschulen und die Wiener Bildungschancen, also externe Angebote für Schulen, auf die Kindergärten ausweiten.
"Ein tolles Ergebnis" nennt Emmerling am Sonntagabend den Wahlausgang. Man habe sich ein Plus erhofft, "dass es so groß wird, hätte ich selbst nicht gedacht", sagte sie in einer Reaktion. "Natürlich" sei es weiter Anspruch der NEOS, mit der SPÖ die Koalitionsarbeit weiterzuführen.
Gratulation von Bundesparteichefin
Im Mirage, wo die Pinken ihr Plus feierten, meldete sich auch die derzeitige NEOS-Bundeschefin und Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (Neos) zu Wort. "Es ist großartig. Wir haben voll zugelegt", zeigte sie sich erfreut. Dank gab es für den ehemaligen Bildungsstadtrat Wiederkehr und sein Team. "Wir wollen die Arbeit fortsetzen und Wien an die Spitze bringen", sagte sie zur Wiederholungsmöglichkeit der rot-pinken Koalition.
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