Gefahr im Straßenverkehr: Wo Radfahrer in Wien schikaniert werden

Gefahr im Straßenverkehr: Wo Radfahrer in Wien schikaniert werden
Wenn zwei mobile Welten aufeinandertreffen: Der VCÖ ruft bis Ende April auf, Gefahrenstellen für Radfahrer in eine Online-Karte einzutragen. In Wien sind bereits mehr als 1.500 Kritik-Punkte zu sehen.
Von Uwe Mauch

Zwei mobile Welten treffen in der Linken Wienzeile beim Auer-Welsbach-Park hart wie Asphalt aufeinander: Sechs Spuren sind insgesamt für Autos stadtauswärts und stadteinwärts vorgesehen. Der Zwei-Richtungs-Fahrradweg ist hingegen nur ein Meter und fünfzig Zentimeter breit.

"Das ist gefährlich", warnt Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich.

Der 300 Meter lange Engpass ist ein Teil des Wiental-Radwegs. Laut einer Verkehrszählung kamen hier im Vorjahr 528.000 Radler vorbei – um 200.000 mehr als noch vor zehn Jahren. Daher auch die Gefahrenmomente.

VCÖ-Sprecher Gratzer, ein geübter Alltagsradler, macht sich dennoch Sorgen. Weil er hier auf dem Weg zur Arbeit schon oft brenzlige Situationen erlebt hat: "Eine kurze Unachtsamkeit – schon stürzt man bei der Radfahrt stadtauswärts vor ein Auto." 

Der Luftzug vorbeibrausender Lkws kann indes Kinder aus dem Gleichgewicht bringen: "Weil sie noch nicht so gut die Spur halten können."

Die Gefahren-Karte

Diese Gefahrenstelle im 15. Bezirk bereitet auch anderen Radfahrenden Sorge. Sie ist daher in einer Online-Gefahren-Karte, die der VCÖ erst vor einem Monat eröffnet hat, markiert.

Bis dato sind auf dieser Karte österreichweit 6.600 Kritik-Punkte zu sehen, davon 1.500 in Wien.

Noch bis Ende April, sagt Christian Gratzer bei seiner Weiterfahrt ins Büro, das sich in Margareten befindet, kann man in die interaktive Karte noch auf weitere Engpässe und Schikanen aufmerksam machen. „Danach stellen wir alle Meldungen den jeweils zuständigen Behörden in den Bezirken zur Verfügung.“

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Vom VCÖ-Büro ist es nur ein zwei- bis dreiminütiger Ritt mit dem Rad bis zu einer weiteren in der Karte markierten Unwegsamkeit, und zwar in der Margaretenstraße.

Die hat es auch in sich: Wer vom Margaretenplatz in Richtung Innenstadt radeln will, muss zunächst auf einem urbanen, nur schrittbreiten Singletrail seine Fahrkünste beweisen. Um diese Aufgabe noch etwas diffiziler zu gestalten, wurde auch noch die eine oder andere Schrägfahrt eingebaut.

Der Radweg, der sich um viele parkende Autos rankt, stimmt Gratzer nachdenklich: „Zwar haben sich die Rad-Bedingungen in Wien verbessert. In Amsterdam gibt es aber kaum noch eine Straße mit derart vielen Parkplätzen. Und in Paris wird viel schneller auf den Klimawandel reagiert.“

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Auf ein weiteres Wiener Schmankerl weist der langjährige Mitarbeiter des VCÖ in der mehrspurigen Straße Am Heumarkt hin.

Wer von dort zur Ungargasse oder zur Landstraßer Hauptstraße will, endet ohne Vorwarnung im fahrradverkehrstechnischen Nirwana, muss also hoffen, möglichst unbeschadet in den hektischen Fließverkehr der Automobile eintauchen zu können.

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Die Gefahren-Straße

Ein Kapitel für sich ist auch die Landstraßer Hauptstraße. Hier verweist Gratzer auf eine amtliche Statistik, wonach bereits jeder zweite Wiener Haushalt kein Auto besitzt, aber zwei von drei Haushalten zumindest ein funktionstüchtiges Fahrrad.

Die Hauptstraße des dritten Wiener Gemeindebezirks trägt dieser Veränderung des Mobilitätsverhaltens kaum bis gar nicht Rechnung. Das Radfahren bleibt hier – wie auch in der Karte 13 Mal zu sehen – an gleich mehreren Stellen sehr gefährlich.

„Die Qualität jeder Radinfrastruktur kann auch an der Anzahl der Kinder und Jugendlichen abgelesen werden, die mit dem Fahrrad fahren“, zitiert der VCÖ-Sprecher aus Studien. In der Landstraßer Hauptstraße sind radelnde Kids selten.

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