Kagran bis Karlsplatz: Eine Wiener Rad-Route zu Ehren von Otto Wagner
 
            
            Los geht diese Fahrrad-Tour bei einer ehemaligen „Bauchstich-Hütte“, dem heute aber absolut gewaltfreien Café Falk am Kagraner Platz. Und wie es losgeht! Der neue Zwei-Richtungs-Radweg ist gut vier Schritte breit.
Der große Architekt und Stadtplaner Otto Wagner hätte wohl seine Freude mit derart viel Großzügigkeit. Sein Plan war es, die historisch gewachsene Innenstadt rechts der Donau drüben in Kagran zu spiegeln und den Kagraner Platz als das repräsentative Zentrum auszubauen.
Des Professor Wagners Vision wurde – wie wir wissen – so gut wie nicht umgesetzt.
Immerhin gibt es jetzt eine für Wiener Maßstäbe relativ großzügig ausgebaute Radroute, die vom Kagraner bis zum Karlsplatz führt.
 
            
            
            Sieht der Radfahrer rot
Baulich mustergültig von der stark befahrenen Wagramer Straße getrennt, führt der sogenannte „Radweg Kagran“ stadteinwärts bald an der Steigenteschgasse vorbei. Gesäumt wird er von alten und jungen Bäumen, bunten Sträuchern und einigen öffentlichen Sitzgelegenheiten.
Mühsam sind die drei Ampeln bis zum Donauzentrum. Bei allen drei sieht der Radler rot. Und damit sind wir auch beim größten Unterschied zwischen dem Wiener „Mega Rad-Highway“ (© Stadt Wien) und einem „Rad-Highway“ in Kopenhagen: In der dänischen Hauptstadt haben die Rad- zumeist Vorrang gegenüber den Autofahrern.
Und die nächste Ampel folgt sogleich – an der Kreuzung mit der Siebeckstraße. Die hält besonders lange auf.
 
            
            
            "Radweg Kagran": Eine von wenigen Tafeln auf dem Weg von Kagran nach Kaisermühlen.
Gewiss, das ist Jammern auf sehr hohem Niveau, aber wir sind halt in Wien. Apropos: Verbesserungswürdig ist auch die Beschilderung der neuen Radroute. Die erste Tafel steht etwas versteckt nach der Wagramer Brücke, bei der Arbeiterstrandbadstraße.
Das Rad fahrende Redaktionskollektiv des KURIER ist daher für eine Umbenennung und Beschilderung dieses Verkehrsangebots: Wie wäre es zum Beispiel mit Otto-Wagner-Gedächtnis-Radweg?
Er hätte es verdient.
 
            
            
            Vier Schritte breit: Zwei-Richtungs-Radweg neben der Wagramer Straße.
Der weitere Verlauf der Radstrecke zum Karlsplatz wurde schon früher gebaut. Weiterhin nicht Highwaylike ist der Umweg, der in Kaisermühlen durch die Häuserschlucht der Donauplatte führt. Auch die Passage auf der Reichsbrücke, die die Stadtradler mit Fußgängern teilen, wird in der schönen Jahreszeit längst viel zu eng.
Zuletzt wurde immerhin eine Schikane am Praterstern (bei der Abzweigung der Nordbahnstraße) ein wenig entschärft. Ganz ist das leider noch immer nicht gelungen.
Ein Volksfest für Radler ist dafür die Praterstraße. Otto Wagner hätte wohl seine Freude damit. Er plante eine Stadt für ihre Bewohner, nicht für Autos.
Der Ring-Radweg? Luft nach oben.
 
            
            
            Im Kaffeehaus rechts gab es früher den einen oder anderen Bauchstich. Heute ist es eine Empfehlung.
Träumt der Radfahrer
Nachtrag: Eigentlich beginnt der „Rad-Highway“ bereits bei der Einmündung der Seyringer bzw. Aderklaaer Straße. Und es wäre baulich ein Leichtes, ihn bis zur Julius-Ficker-Straße zu verlängern. Ein Radweg bis Süßenbrunn wäre ein Traum, dessen Erfüllung der Verfasser dieser Zeilen aber wohl nicht mehr erleben wird.
Kommentare