Vandalenakt in der Jesuitenkirche: Religiöser Hintergrund vermutet
Zerstörtes Kunstwerk in der Jesuitenkirche.
"Der Täter muss mit einer gewaltigen Aggression vorgegangen sein." Gustav Schörghofer, Künstlerseelsorger der Jesuiten, ist auch am Tag nach der "noch nie dagewesenen Zerstörung" einer Kunstinstallation im Kirchenraum der Jesuiten am Dr.-Ignaz-Seipel-Platz in der Inneren Stadt betroffen.
Er selbst war am Samstag noch bis etwa 18.30 in der Kirche, gegen 21 Uhr wurde ein Mitbruder von Schörghofer telefonisch informiert, dass es einen Vandalismusakt in der Kirche gegeben hätte. Dieser Bruder eilte ins Gotteshaus - und sah das Ausmaß der Zerstörung.
"Die Vitrinen wurden regelrecht zu Boden geschleudert", schildert Schörghofer auch seine Eindrücke dem KURIER. Dabei hätte sich die Aggression "nur gegen die Objekte" gerichtet. Deshalb vermutet der Jesuitenpater auch ein religiöses Motiv hinter dem Angriff.
"Als Angriff gegen Glauben gesehen"
"Es kann sein, dass Menschen diese Objekte als Angriff gegen ihren Glauben, oder sogar gegen Gott deuten", hält Schörghofer eine gezielte Attacke gegen die gewählte Form der Ausstellung an diesem Ort für möglich.
Zerstörtes Kunstwerk in der Jesuitenkirche.
Denn die von Elias Franziskus Grüner dargestellten Tiere finden sich auf Altären im Kirchenraum, die zwar nicht mehr für Heilige Messen in Verwendung sind, allerdings durch ihre Machart "Parallelen zu den Reliquien in der Kirche" darstellen.
Anzeige bei der Polizei
Die Jesuiten erklären die Ausstellung auf ihrer Webseite so: "Die Aufstellung der Arbeiten von Elias Franziskus Grüner im Kontext der in der Jesuitenkirche ausgestellten Reliquien ist gewählt worden, weil sich beide Welten durch eine Parallele aufeinander beziehen lassen. Die Verwandtschaft ist optisch durch Blattgold und Klosterarbeit gegeben. Materielle Reste von Lebewesen werden von Grüner kostbar behandelt. Die Reliquien ihrerseits sind die materiellen Reste des Körpers von Heiligen oder Dinge, die mit diesen Körpern in Berührung gekommen sind."
Schörghofer hat Anzeige bei der Polizei erstattet, die Objekte wurden gesichert und sind in der Sakristei sicher verwahrt. "Wir haben in drei Stunden wieder Ordnung gemacht", blickt der Pater zurück, "der Sachschaden war schnell aufgeräumt. Aber die Aggressivität gegen diese schutzlosen Dinge, die ist körperlich schmerzhaft für uns. Das bleibt."
Was auch bleibt, ist die Öffnung der Kirche und die Liebe zur Kunst. "Wir werden die Kirche weiterhin bis 21 Uhr offen lassen. Und wir werden uns nicht kleinkriegen lassen und weiter Kunst in der Kirche zeigen. Das ist Teil meiner Aufgabe", betont Schörghofer.
Es war übrigens nicht der erste Akt der Zerstörung einer Ausstellung der Jesuiten. 2008 wurde das Legokreuz, ein damals umstrittenes modernes Kreuz des Künstlers Manfred Erjautz, zerstört und Teile davon gestohlen.
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