Ein bissl Message Control fürs Wiener Rathaus

Ein bissl Message Control fürs Wiener Rathaus
Michael Ludwigs neuer „starker Mann“ sorgt für Irritationen.

Nicht nur die Opposition beäugt die jüngste Personalentscheidung von Bürgermeister Michael Ludwig mit Skepsis – auch innerhalb der SPÖ mehren sich die kritischen Stimmen: Es geht um die Rolle von Raphael Sternfeld. Bisher war er Pressesprecher der Wiener SPÖ, vor wenigen Wochen hat ihn Ludwig (wie berichtet) direkt ins Rathaus geholt.

Die offizielle Jobbeschreibung: Er soll als Bereichsleiter für strategische Kommunikation die „übergeordnete Kommunikations- und Medienstrategie der Stadt“ weiterentwickeln. Das Bürokratendeutsch verschleiert, was Sternfeld eigentlich machen soll: Er soll die Stadträte auf Linie bringen und übermütige Alleingänge verhindern.

Das kommt einem bekannt vor: Ludwig hat sich ausgerechnet vom politischen Lieblingsgegner, der Bundes-ÖVP, inspirieren lassen. Im Rathaus, heißt es aus der SPÖ, solle jene „Message Control“ Einzug halten, die man gemeinhin dem engsten Umfeld von Kanzler Sebastian Kurz zuschreibt.

Dass Ludwig diesen Schritt jetzt setzt, verwundert nicht. Seit der Wahl steigen in Umfragen nicht nur die Werte der Wiener SPÖ, sondern vor allem jene des Bürgermeisters selbst. In einer Umfrage für den Stadtsender W24 kam die SPÖ zuletzt auf 46 Prozent. Ludwig hält bei der (fiktiven) Bürgermeister-Direktwahl bei 68 Prozent. Das macht ihn innerparteilich derzeit fast unangreifbar. Die Idee, die Wiener SPÖ stärker auf seine Person zuzuschneiden, liegt da nicht ganz fern.

Ob das gelingen kann? „Die Charaktere in der SPÖ sind für diese Form der Kommunikation nicht gemacht“, sagen manche. Zudem seien viele der führenden Funktionäre schon vor Ludwig erfolgreich gewesen. „Er hat, anders als Kurz die ÖVP, die Wiener SPÖ nicht gerettet.“ Sich nun gänzlich unterzuordnen, „wird nicht lange gut gehen“.

Fraglich sei auch, ob Sternfeld der Richtige für den Job ist: Nicht überall ist Sternfeld, der schon für den damaligen Bundeskanzler Werner Faymann und für Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil tätig war, gut angeschrieben. Er gilt nicht gerade als Verbinder und tritt vielen zu exzentrisch auf.

Fraglich ist, wie sich Sternfeld mit den Mediensprechern der Stadträte abstimmen wird. (Auch Ludwig selbst hat parallel ein eigenes Presseteam.) Offen ist zudem, ob Sternfeld versuchen soll, die Kommunikation des pinken Vizebürgermeisters Christoph Wiederkehr zu überwachen.

Spannend: Beim jüngsten Gemeinderat wollte die ÖVP den Neos-Chef – in seiner Rolle als Transparenzstadtrat – zu Sternfeld befragen: War er in die Bestellung eingebunden?

Die Antwort? Unklar. Stellen durfte die ÖVP die Frage nämlich nicht, entschied der rote Gemeinderatsvorsitzende Thomas Reindl. Der Grund: Das falle nicht in Wiederkehrs Zuständigkeitsbereich.

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