Waluliso: Ein Botschafter des Guten ist gestorben

Mit Zepter in der Hand und Olivenkranz im Haar wanderte „Waluliso“ einst durch Wiens Straßen. Für die einen eine Kultfigur, für die anderen ein „Spinner“ – gewiss ist, „Waluliso“ war ein Stadtoriginal.
Der Umwelt- und Friedensaktivist, dessen Pseudonym sich aus den ersten beiden Buchstaben der Wörter Wasser, Luft, Licht und Sonne zusammensetzte, verstarb kurz nach seinem 82. Geburtstag am 21. Juli 1996.
Letzte Ruhestätte selbst gewählt
Beigesetzt wurde Waluliso, geboren Ludwig „Wickerl“ Anton Weinberger, am Zentralfriedhof. Seine letzte Ruhestätte hatte er sich noch zu Lebzeiten selbst ausgesucht. Seinen Lebensabend verbrachte der Wiener in seiner Wohnung, die nur neun Quadratmeter groß gewesen sein soll, und einem Pensionistenheim auf der Schmelz.
Der Mann in der Toga
In seiner weißen Toga predigte Waluliso den Wienern regelmäßig am Naschmarkt oder Stephansplatz über die Wichtigkeit der Nächstenliebe und den Schutz der Natur. Vor allem Letzteres war ihm bekanntlich ein großes Anliegen: In den 1970er-Jahren sammelte er beispielsweise Unterschriften für die Erhaltung der Wiener Donauinsel als Naherholungsgebiet.
Ein Wunsch ging erst nach seinem Tod in Erfüllung: Eine Verbindung vom Hubertusdamm am nördlichen Ufer über die Neue Donau zur Donauinsel, im Bereich des FKK-Geländes, der sogenannten Hirscheninsel. 1998 wurde die Brücke für Fußgänger und Radfahrer offiziell als „Walulisobrücke“ eröffnet.
„Eine Stadt, die sich nicht todernst nimmt, braucht solche Originale“, sagte der Helmut Zilk einst über den selbst ernannten Friedensapostel. Ein Original, das auch internationale Bekanntschaften machte: Bei einem Wien-Besuch 1986 mit Prinzessin Diana soll auch der heutige britische König Charles von dem Mann in der Toga beeindruckt gewesen sein.
Neben der Natur war die Nächstenliebe wahrlich seine Herzensangelegenheit. Um die Botschaft zu verbreiten, bereiste Waluliso die Welt, besuchte unter anderem Konferenzen in Reykjavik und Genf. Im hohen Alter wurden das Flanieren und Predigen in der City weniger. Nach seinem 80. Geburtstag zeigte er sich nur mehr selten. Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt verteilte er Geld mit dem Hinweis „Charakter zählt und nicht Geld. Politiker sind Spekulanten.“ Was heute vom Stadtoriginal bleibt, sind seine Botschaften: Die Natur zu achten und einander zu lieben.
Kommentare