Rotunde im Prater: Ein Wiener Wahrzeichen steht in Flammen

„Auf den Plätzen und in den breiten Straßen, überall, wo man einen freien Ausblick in der Richtung zum Prater hat, sammelten sich die Menschen an“, schrieb die „Illustrierte Kronen Zeitung“ am Samstag, 18. September 1937.
Es war allerdings keine neue Attraktion, die einen Tag davor am Freitag, 17. September 1937, die Wienerinnen und Wiener in den Bann zog. Schwarzer Qualm, der den Himmel emporstieg, war weit über den Prater hinaus in der Stadt zu sehen. Die Praterrotunde, einst das zentrale Gebäude der Wiener Weltausstellung im Jahr 1873, stand in Flammen. „Eine Brandkatastrophe, wie sie die an Bränden überreiche Wiener Ortsgeschichte kaum je zu verzeichnen hatte“, war am nächsten Morgen in der „Kleinen Volks-Zeitung“ zu lesen. Doch was ist eigentlich passiert?
Ein Großbrand entsteht
Ein Tischler, der mittags gerade dabei gewesen sein soll, die von der Herbstmesse übrig gebliebenen Kojen abzumontieren, soll laut einem Bericht der „Arbeiter-Zeitung“ das Feuer entdeckt haben. Sofort wurde die Feuerwache Donaustadt verständigt, während gemeinsam mit Aufsehern vor Ort versucht wurde, den Brand zu bekämpfen – jedoch erfolglos. Nur wenig später brannte ein Pfeiler in der Halle des Gebäudes lichterloh, da das Holz der Verschalungen die Flammen nährte. Auch nach dem Eintreffen der Einsatzkräfte gelang es vorerst nicht, den Brand unter Kontrolle zu bringen. Die Flammen griffen schließlich auf weitere Pfeiler über.
Zehn Minuten vor 13 Uhr war es dann so weit: Der Hallenbrand in der Rotunde war zum Großbrand ausgeartet. Nicht nur die brennende Hitze machte den Feuerwehrleuten mittlerweile zu schaffen: Rauch, der nicht nach draußen dringen konnte, verschlechterte die Sicht und machte das Atmen nahezu unmöglich. Auch das Einsturzrisiko der Kuppel wurde mittlerweile als zu gefährlich bemessen. Es blieb also nur eine Option: Rückzug und die Flammen von außen bekämpfen.
Nur drei Minuten, nachdem die letzten Einsatzkräfte die Rotunde verlassen haben sollen, stürzte die Kuppel, in der ungefähr 400 Tonnen Holz verbaut gewesen sein sollen, ein. An die Rettung der Rotunde war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu denken. Bis zum Abend brannte schließlich auch der letzte Eckturm nieder. Das einst 84 Meter hohe Gebäude war nicht mehr. astro
Kommentare