Offline miteinander verbinden
Mit „Befriend Vienna“ organisiert Stephanie Rettenegger kostenlose Spaziergänge in der Stadt. Das Ziel: Menschen bei lockerer Atmosphäre und ohne Druck kennenzulernen. „Leute über Apps oder beim Fortgehen kennenzulernen, ist einfach nicht dasselbe“, sagt sie.
Gekommen sei ihr die Idee nach einem Umzug nach Lissabon. Außerhalb vom Job sei es gar nicht so einfach gewesen, junge Menschen kennenzulernen: „Mir ist aufgefallen, wie schwer es sein kann, in einer neuen Stadt Anschluss zu finden.“ Über Umwege ist die gebürtige Pongauerin, die Marketing und Kommunikation studiert hat, ist Ende des Jahres 2024 wieder in Wien gelandet. Inspiriert von vier niederländischen Freundinnen (@amsterdamgirlies auf Instagram), die Treffen für junge Frauen organisieren, entschloss sich Rettenegger, ihr Glück auch in der Bundeshauptstadt zu versuchen: „Ich wollte das aber nicht nur auf Dirndln beschränken, sondern alle abholen“, sagt sie.
Das Eis brechen
Lilo und Luca aus München sind erst im April nach Wien gezogen. „Zum Treffen zu kommen, war schon eine Überwindung“, sagt Lilo. Außerhalb des Kreises haben sich mittlerweile weitere Grüppchen gebildet. Immer wieder stoßen neue Leute mit derselben Frage hinzu: „Wartet ihr auf Befriend?“. Gemeinsam spaziert die Menschenmenge durch den Prater. Erste schüchterne Gespräche werden gestartet. Gebrochen wird das Eis endgültig bei einem Sitzkreis in der Wiese, bei dem die Fremden sich besser kennenlernen können.
Viral und wachsend
Erstmals rief Rettenegger Anfang März auf Social Media dazu auf, sie auf einem Spaziergang in Schönbrunn zu begleiten. „Ich wusste nicht, ob überhaupt jemand kommen wird.“ Nach wenigen Wochen ist der Instagram-Account auf 6.700 Nutzer gewachsen. Mittlerweile ist ein Ticketsystem für die Treffen notwendig, da der Andrang so groß geworden ist.
Rettenegger und ihr Team, bestehend aus Sebastian und Fabian Stranger, wollen „Befriend“ deshalb auch bald in die Bundesländer bringen. Neue Freunde bei Spaziergängen kennenzulernen, ist zudem nicht mehr die einzige Option: Mittlerweile organisiert Rettenegger auch andere Aktivitäten, vom Sport im Park über das gemeinsame Kaffeetrinken oder Feiern in einer Bar – alles mit demselben Ziel: Fremde zu Freunden zu machen.
Hemmungen überwunden
„Und ist das gelungen?“, fragt der KURIER Luca am Ende des Abends. „Es war eine coole Erfahrung“, ist sein Fazit. Anfangs habe er durchaus Hemmungen empfunden. Die waren jedoch schnell beseitigt. „Ich habe schon fünf Leute getroffen, die ich gerne noch mal sehen würde, wie etwa Stefan“, sagt er, kurz bevor seine neue Bekanntschaft Stefan zum Gespräch hinzustößt, um weiterzuplaudern.
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