Polit-Posse zu Ende: Weg durch Grinzinger Weinberge nach 15 Jahren saniert

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Die Mitterbergstiege quer durch die Weingärten ist ab Freitag wieder offen. Mit der Generalsanierung endet auch ein unrühmliches Kapitel der Wiener Politik.

Was lange währt, wird endlich gut, lautet ein altes Sprichwort. Das dieser Tage ganz besonders auf die Döblinger Mitterbergstiege zutrifft, die eine 200 Meter lange Direttissima durch die Grinzinger Weinberge hinauf zum Kahlenberg darstellt und nun endlich generalsaniert ist. Denn „lange“ bedeutet in diesem Fall: 15 Jahre lang. Kaum zu glauben, aber wahr: Schon anno 2010 wurde die marode Stiege, die es seit Kaisers Zeiten gibt, aus Sicherheitsgründen abgesperrt.

Wenn nun am Wochenende der Wiener Weinwandertag in Szene geht und sich die Massen die Weinstöcke entlang bewegen, geht damit auch eine unrühmliche Polit-Posse zu Ende. Denn nach der Zwangssperre stritten das rote Rathaus und der schwarze Bezirk, wer denn nun die Kosten für die Sanierung – zunächst auf 890.000 Euro taxiert – bezahlen müsse. Die Wiener Wandersleut’ ließen sich indes von den Absperrungen wenig beirren und kämpften sich entweder daran vorbei über das holprige Pflaster oder parallel dazu in den ausgetrampelten Rebzeilen nach oben, weil sie den 800 Meter langen Umweg über die Wildgrube scheuten. Oder vielleicht auch aus Protest gegen das politische Unvermögen in der Sache.

Schließlich fasste sich Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) im Vorjahr ein Herz und ließ die Mitterbergstiege provisorisch sanieren und rechtzeitig zum Weinwandertag (und der Nationalratswahl) wieder freigeben. Die Kosten für die kurzzeitige Öffnung der „charmanten Abkürzung“ wurden den Medien allerdings vorenthalten.

Wie Sima 2024 posiert nun auch ÖVP-Bezirksvorsteher Daniel Resch freudig auf der komplett erneuerten Stiege. Und musste sich dabei auch durch die Absperrungen winden, da die Bauarbeiter noch gar nicht abgezogen sind, wie sich beim KURIER-Lokalaugenschein herausstellt. Denn erst am Freitag erfolgt die offizielle Freigabe, wie ein Sprecher der MA28 (Straßenbau) bestätigt. Ob Sima und Resch dann gemeinsam ein rotes Band durchschneiden, weil es etwas zu feiern gibt, ist ungewiss – bezahlt haben die Sanierung jetzt beide zu gleichen Teilen. Die laut MA 28 übrigens nur noch 700.000 Euro gekostet hat. Diese wundersame Verbilligung sei „durch die Wiederverwendung von Steinmaterial“ und „Synergieeffekte“ beim Wasserleitungsbau entstanden.

Neue Wasserleitungen

Denn zeitgleich erneuerte „Wiener Wasser“ unter der Mitterbergstiege und auch andernorts in den Weinbergen 6,3 Kilometer an Wasserrohren. Dafür beträgt der Kostenrahmen 5,7 Millionen Euro; abgeschlossen soll das Ganze im Dezember sein. Wer also beim Weinwandern noch Bagger sieht, sollte sich nicht wundern.

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