Warum Thomas Szekeres für Neuwahl in Wiens Ärztekammer wirbt

In dem seit Monaten tobenden Machtkampf um die Führung der Wiener Ärztekammer betritt ein neuer, alter Akteur die Bühne: Thomas Szekeres, bis 2022 Präsident der Wiener und der Österreichischen Kammer, startet eine Petition für Kammer-Neuwahlen in Wien. Ziel sei es, in der Vollversammlung wieder klare Mehrheiten herzustellen, die zuletzt aufgrund der inneren Wirren verloren gegangen sind.
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Hintergrund sind die Querelen um die Beschaffungsplattform Equip4Ordi (E4O), die zur Kurie der niedergelassenen Ärzte gehört. Wegen einer Reihe von Ungereimtheiten ermittelt die Staatsanwaltschaft unter anderem wegen des Verdachts der Untreue – auch gegen Kammerpräsidenten Johannes Steinhart, in dessen Zeit als Kurienobmann die möglichen Malversationen gefallen sind.

Johannes Steinhart
Im Streit um Steinharts mögliche Verantwortung hatte sich zuletzt sogar eine Gruppe um den jetzigen Kurienobmann Erik Randall Huber von der Steinhart-Fraktion „Vereinigung“ abgespalten. Damit ist nicht mehr sie, sondern das Team Szekeres stärkste Kammer-Fraktion.

Erik Randall Huber
Kenner der Wiener Kammer schreiben der nun von Szekeres gestarteten Petition allerdings nur eine symbolische Wirkung zu. Denn egal, wie viele unterschreiben: Neuwahlen können nur mittels einer aktuell sehr unwahrscheinlichen Zweidrittelmehrheit in der Kammer-Vollversammlung beschlossen werden. „Möglicherweise will Szekeres mit diesem Schritt Steinhart, den er in der jüngsten Auseinandersetzung immer verteidigt hat, signalisieren, dass er mehr als nur dessen Steigbügelhalter ist“, ist aus dem Umfeld des Ex-Präsidenten zu hören.
Hinter der Aktion könne aber auch der Versuch Szekeres’ stehen, auszutesten, ob er selbst bereit für ein Comeback auf der großen Polit-Bühne ist. Denn während der Pandemie war Szekeres als Befürworter sehr strikter Maßnahmen massiven Attacken aus dem Eck der Corona-Leugner ausgesetzt.
Er selbst schließt eine Rückkehr an die Kammerspitze jedenfalls nicht aus – allerdings nur im Fall von vorangegangenen Neuwahlen.
Planspiele
Das heißt auch: Szekeres stellt sich nicht jener Gruppe in der Kammer zur Verfügung, die Steinhart wegen seiner möglichen Verwicklung in der Causa E4O lieber heute als morgen per Zweidrittelmehrheit in der Vollversammlung als Präsidenten stürzen will. Denn dies würde wohl nur dazu führen, dass postwendend Vizepräsident Stefan Ferenci zum neuen Chef der Wiener Standesvertretung gekürt würde. Und Szekeres gilt als scharfer Gegner des Kurienobmanns der angestellten Ärzte.

Stefan Ferenci
„Es käme für ihn daher auch nicht in Frage“, so ein Kammer-Insider, „nach einem Sturz Steinharts selbst Präsident zu werden. Denn dies wäre wohl nur von Ferencis Gnaden möglich.“
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Jetzt wartet die Kammer jedenfalls auf die für September angekündigte Rückkehr Steinharts. Er hatte sich im April wegen einer Herz-OP vorübergehend von deren Spitze zurückgezogen.
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