Drei Tipps: Taxifahren in Wien? So geht's richtig

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Die Beschwerden über Wiens Taxler häufen sich. Einige nehmen die Kritik der Fahrgäste ernst, anderen ist sie komplett egal, wieder andere rechtfertigen sich.
Von Uwe Mauch

Die Frage, ob er auch eine Kreditkarte akzeptiert, fasst ein Fahrer beim Taxistand am Hauptbahnhof als Kränkung seiner Ehre auf: „Jetzt hören Sie gut zu: Setzen Sie sich in meinen Wagen – und stellen Sie mir keine Fragen mehr.“

Der Mann mit türkischem Akzent betont, dass er schon seit dreißig Jahren mit dem Taxi durch Wien fährt – und das „bitte immer nach dem Buchstaben des Gesetzes“.

Nach dem Hinweis auf weniger redliche Kollegen in seinem Gewerbe wird der Eigentümer des sichtlich sehr gepflegten Taxis mit jedem Satz freundlicher. Am Ende ist seine Belehrung nicht mehr schroff, sondern fast konsumentenfreundlich.

  • Erstens: „Wo Sie hin möchten, das sagen Sie erst im Taxi. Als Fahrer muss ich Sie überall hinbringen.“
  • Zweitens: „Vor dem Wegfahren kontrollieren Sie, ob ein Taxameter installiert ist. Der ist ebenso gesetzlich vorgeschrieben.“
  • Drittens: „Erst am Ende der Fahrt sagen Sie, dass Sie mit der Kreditkarte bezahlen möchten. Wenn der Fahrer kein Lesegerät mit sich führt, rufen Sie die Polizei, oder melden Sie den Fahrer bei der Wirtschaftskammer.“

Schnell wird klar: Da ist einer stinksauer auf seine Kollegen. Man muss ihn auch nicht fragen, er ärgert sich von selbst: „Neunzig Prozent hier am Bahnhof fahren ohne Lesegerät und Taxameter.“

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Erinnert Kollegen an ihre gesetzlichen Pflichten: Taxifahrer-Lehrer Serhat Sen.

Der Unwirsche

Auch Serhat Sen hat keine Freude mit jenen Fahrern, die sich über die gesetzlichen Vorgaben hinwegsetzen: „In meiner Fahrschule lernt jeder angehende Fahrer, dass er Karten akzeptieren und den Taxameter einschalten muss.“

Sen, der seit kurzem auch Fachgruppenobmann-Stellvertreter in seiner Innung ist, appelliert an die Vernunft der Kollegen: „Wer sich nicht an die Regeln hält, schadet dem Image von uns allen.“

Standplatzwechsel: Der erste Lenker vor dem Hotel Sacher scheint sich nicht um das Image zu scheren. Einen Taxameter hat er nicht. Auf die Frage nach dem Warum kontert er unwirsch: „Wenn Ihnen bei mir etwas nicht passt, suchen Sie sich doch ein anderes Taxi.“

Der große Vorteil dieser Recherche im Vergleich zu den jüngsten Kontrollen des Marktamts (der KURIER hat berichtet): Die Mitarbeiter des Amts mussten sich bei ihren Nachforschungen eindeutig deklarieren. Das öffnete den von ihnen ausgewählten Taxifahrern auch Tür und Tor für Vertuschungen.

Die beiden Fahrer hinter dem Unwirschen führen ein Kartenlesegerät und einen Taxameter mit sich. Lieber als den Kollegen, der vor ihnen aus der Reihe fällt, wollen sie die Fahrgäste in die Pflicht nehmen: „Vor allem die, die einen Fixpreis haben wollen, weil die Fahrt mit Taxameter teurer kommt als bei Uber.“

Keine Freude haben sie auch mit Kunden, die sich nur ums Eck kutschieren lassen und dann die fünf Euro mit einer Kreditkarte bezahlen möchten. Zu den zuletzt laut gewordenen Vorwürfen an ihrem Berufsstand sagen sie: „Das Geschäft haben nicht wir, sondern Uber und unsere Innung kaputtgemacht.

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Nach der Kritik an den Taxlern am Standplatz Schottentor rechtfertigt sich ein Fahrer.

Der Unglückliche

Besonders viel Kritik gab es an den Taxlern am Standplatz beim Schottentor. Und in der Tat: Gleich der erste Fahrer verwehrt die Bezahlung mit Kreditkarte. Da hilft nur eines, wie man gelernt hat: Die Drohung wirkt sofort.

Schnell kommt das kleine Gerät doch zum Vorschein. Und der Fahrer, auch schon seit 25 Jahren im Taxi, teilt sein Leid: „Gestern hat ein Fahrgast 23 Euro mit seiner Kreditkarte bezahlt. Nach Abrechnung der Kartengebühr bleiben für mich 22,68 Euro übrig. Für das Finanzamt muss ich dennoch 23 Euro verbuchen. Also verliere ich hier gleich doppelt.“

Die Hälfte der Fahrgäste wollen mittlerweile bei ihm mit Karte bezahlen, klagt der Fahrer: „Ihr Geld landet im Schnitt erst drei Tage nach der Fahrt auf meinem Konto. Das ist nicht lukrativ.

Uber kommt auch beim Unglücklichen schlecht weg: „Diese Plattform zahlt in Österreich keine Steuern. Ihre Computer sind manipuliert.“

Seit eineinhalb Stunden wartet er beim Schottentor, ohne die Klimaanlage aufdrehen zu dürfen: „In meinem Wagen hat es bald 50 Grad. Gestern konnte ich in acht Stunden gerade einmal vier Fahrgäste führen. Auch das sollte man einmal sagen.“

Sagen sollte man jedoch auch, bevor endlich ein Fahrgast in seinen Wagen steigt, dass auch der Taxler privat mit der Kreditkarte bezahlt.

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