Trotz Beschwerden: Warum Taxifahrer so schwer zu kontrollieren sind

Taxidemo
Das Marktamt hat kürzlich wieder Taxis kontrolliert. Zu beanstanden gab es wenig. Die Kontrolleure stehen dabei aber vor einem Problem.

Rund 6.000 Taxis sind in Wien täglich im Einsatz. Ein Bruchteil davon – nämlich 212 Taxis – ist jetzt unter die Lupe genommen worden, insgesamt gab es dieses Jahr schon 700 Kontrollen. Aus gutem Grund: Es gab eine Reihe von Beschwerden aus der Bevölkerung.

Aber nicht nur. Auch im Regierungsprogramm von Rot-Pink ist die „Aktion scharf“ festgeschrieben. Gesetzlich geregelte Mindeststandards sowie die Einhaltung von Fahrgastrechten soll in Zukunft „strenger kontrolliert und Missachtung hart bestraft“ werden, ist dort zu lesen.

Gute Bilanz?

Kontrolliert wurde nun seitens des Marktamtes Wien. Und das brachte einige Übertretungen zutage: Taxitarife waren nicht sichtbar im Innenraum der Taxis angebracht, Taxilenker haben in den Taxis geraucht und diverse Fahrgastsitze waren vollgeräumt. Anzeigen gab es aber auch aufgrund von Übertretungen der Gewerbeordnung. Etwa fehlende Geschäftsführer oder fehlende Gewerbeberechtigungen.

Insgesamt gab es in zehn Prozent der Fälle Beanstandungen. Damit sei man recht zufrieden, sagt der Marktamtsprecher. „Wir versuchen das natürlich weiter zu senken. Aber zehn Prozent Beanstandungen sind wir im Bereich Konsumentenschutz gewohnt.“ Besonders positiv habe hervorgestochen, dass der Taxitarif in Wien mittlerweile eingehalten wird, berichtet das Marktamt. Bei der Begutachtung von Rechnungen sei keine Übertretung bezüglich des Taxitarifs festgestellt worden.

Der Haken an der ganzen Geschichte ist allerdings: Das Marktamt kann nur teilweise kontrollieren. „Wir dürfen nichts vorgaukeln bei einer Kontrolle“, sagt der Marktamtsprecher. Das bedeutet: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Marktamtes dürfen sich nicht als vermeintliche Kunden ausgeben. Weil es sich also von vorneherein klar um eine Kontrolle handelt, bleiben manche Probleme vor den Augen der Kontrolleurinnen und Kontrolleure verborgen.

Karte? Geht nicht!

So mehren sich unter Taxi-Kunden in Wien die Vorwürfe, dass Taxler die Zahlung per Bankomatkarte verweigern. Und das, obwohl diese in der Verordnung verpflichtend und ausnahmslos in allen Taxis angeboten werden muss. Die Ausrede der Fahrer ist immer die gleiche: Das Kartenlesegerät sei „leider“ kaputt gegangen.

Den Kunden sind gerade an Standplätzen oft die Hände gebunden: Immer wieder sprechen sich die wartenden Taxifahrer ab und verweigern kollektiv die Zahlung mit Karte. Der Kunde muss von Wagen zu Wagen marschieren, bei jedem Taxler nachfragen – und hoffen, doch noch gegen Kartenzahlungen transportiert zu werden. An einigen Standplätzen – etwa beim Schottentor in der City – ist dies geübte Praxis.

Nur wenige Taxler sprechen offen aus, warum sie gegen die Kartenzahlung sind: Sie geben an, die Kartengebühren selbst tragen und oft lange auf ihr Geld warten zu müssen.

Für Aufregung sorgt aber auch das Thema Taxameter. Wie ein KURIER-Leser kürzlich erfahren musste, dürften einige Taxifahrer vehement das Taxameter verweigern. „Wir waren überrascht, dass kein einziger Taxifahrer mit Taxameter fahren wollte“, schreibt der Leser. Dabei sind Taxi-Fixpreise nur möglich, wenn die Fahrt vorbestellt wurde – online oder per Telefon. Ansonsten gilt Taxameter-Pflicht, wie auch die Taxi-Innung der Wirtschaftskammer Wien (WKW) immer wieder betont.

Auch sie führt Kontrollen durch. Verdeckt geben sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der WKW als Kundinnen und Kunden aus. Allerdings nur, um ein Stimmungsbild zu erhalten. Wirklich befugt für Kontrollen ist die Wirtschaftskammer nämlich nicht.

Wer ist zuständig?

Wer aber kontrolliert dann, ob Taxifahrerinnen und Taxifahrer ihren Kunden Kartenzahlung ermöglichen und nach Taxameter fahren?

Eigentlich niemand. Auch die Polizei ist dafür nicht zuständig. Im Bereich der Taxis werde vieles kontrolliert – von der illegalen Beschäftigung bis hin zur Fahrtüchtigkeit. Dass Polizisten aber als „verdeckte Ermittler“ in Taxis einsteigen und die Einhaltung des Taxi- und Mietwagengewerbes kontrollieren, kommt nicht vor, heißt es.

Beschweren könne man sich aber jederzeit unter www.taxifeedback.at

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