In Saal 307 muss sich ein 44-jähriger Türke wegen Geldwuchers verantworten. Der (unbescholtene) Kredithai hatte Geld zu Wucherzinsen verliehen. Ein Opfer hatte sich 18.000 Euro geliehen – und sollte dafür 10.000 Euro Zinsen zahlen. Als der Mann das nicht konnte, sollte er plötzlich 1.000 Euro täglich an Zinsen berappen. Die Drohung: „Ich werde dein Haus anzünden und deine Fenster einschlagen.“ Zudem bekam er einen Faustschlag ins Gesicht.
Eine andere Kreditnehmerin hatte sich 3.000 Euro geborgt – und zahlte in Summe 5.000 Euro zurück.
Andere Personen, die nicht zahlen konnten, bedrohte der 44-Jährige mit einer Pistole. Einem sagte er: „Du bist nicht der Erste, den ich töte, weil er nicht gezahlt hat.“ Einem anderen: „Verabschiede dich von deiner Familie und allen, die du noch sehen willst.“ 41.000 Euro soll sich der Türke auf diese Art und Weise „erarbeitet“ haben.
Neuer Job: Immobilienmakler
Der Angeklagte selbst, ein stämmiger Mann mit viel Selbstvertrauen, zeigt sich geständig. „Es tut ihm irrsinnig leid, aber er wird keine Aussage machen“, sagt Anwalt Philipp Wolm. Seit einem Jahr hat der Mann von Kredithai auf Immobilienmakler umgesattelt.
„Sie haben ein Geschäftsmodell mit wucherischen Zinsen betrieben und auch nicht davor zurückgeschreckt, Gewalt einzusetzen“, wirft ihm der Staatsanwalt vor. „Sein Geständnis muss man ihm hoch anrechnen. Und die Kreditnehmer waren keine Leute, die kein Geld mehr zum Essen hatten. Die waren von ihrer eigenen Gier getrieben und wollten schnell Geld, um Zinshäuser zu kaufen“, kontert Anwalt Wolm.
Urteil: 18 Monate bedingt; nicht rechtskräftig. Der Mann verlässt den Gerichtssaal mit einem breiten Grinsen.
Ein Stockwerk tiefer. Saal 211. Ein 22-jähriger gebürtiger Bosnier sitzt schlotternd und zitternd vor der Richterin. Ihm bricht die Stimme. „Das ist einer der skurrilsten Fälle, die ich seit langer Zeit zu verteidigen habe, der patschertste Raub des letzten Jahrzehnts“, sagt Anwalt Elmar Kresbach.
Der 22-Jährige, der noch bei der Mutter lebte, hat eine „Vorliebe für teure Parfüms“, wie es in der Anklageschrift heißt. Er ging in eine Bipa-
Filiale in Wien-Landstraße, legte Parfüms auf das Fließband. Dann verließ er das Geschäft um eine Minute später zurückzukehren und der Mitarbeiterin ein Messer unter seinen Achseln zu zeigen. „Das ist ein Überfall. Sie können die Polizei rufen“, sagt er.
Kein Geld verlangt
„Ich hab ihn am Anfang gar nicht ernst genommen. Er wollte gar kein Geld aus der Kassa, das hat mich gewundert“, sagt die Zeugin. Schlussendlich rannte er mit sechs Parfüms weg.
„Hätte er das gleich getan, wär’s ein Ladendiebstahl und er hätte eine Diversion bekommen“, schüttelt sein Anwalt den Kopf. „ Doch weil er das Messer zeigte, war es ein Raub.“ „Es tut mir so leid. Ich will meine Eltern wieder stolz machen“, stottert der junge Mann. Urteil: 3 Jahre Haft. Rechtskräftig.
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