Viele Flüchtlinge feiern das erste Mal Weihnachten

Im Wiener Haus „Damaris“ der Caritas beschenkte der Weihnachtsmann jedes einzelne Flüchtlingskind.
In Großquartieren war schon vor Heilig Abend Bescherung. Es ging primär darum, die Sorgen kurz zu vergessen.

76.522 Menschen befinden sich zurzeit in Österreich in der Grundversorgung. Dazu kommen weitere 10.000, die zwar einen Asylantrag gestellt haben, aber mangels Platzangebot in Transit- und Notquartieren untergebracht sind. Für eine große Mehrheit der hauptsächlich muslimischen Flüchtlinge ist es das erste Weihnachten – und vor allem in organisierten Quartieren trachten Hilfsorganisationen danach, das Fest auch zu feiern.

Um dessen religiöse Bedeutung geht es dabei nicht. Zumindest nicht vordergründig. Ob der Weihnachtsmann oder das Christkind den Flüchtlingskindern Geschenke bringt, ist diesen egal. „Es ist einfach ein Tag zum gemeinsamen Feiern, an dem Kinder wieder Kinder sein dürfen und an dem die Menschen von ihren Sorgen abgelenkt werden“, sagt Klaus Schwertner, Generalsekretär der Wiener Caritas.

"Die Leute sind weltoffen"

Die betreut zum Beispiel das Haus Damaris in der Döblinger Bachofengasse, das zurzeit noch als Notquartier für Asylwerber fungiert, demnächst aber zum Grundversorgungsquartier aufgewertet werden soll. Die Immobilie gehört einer großen Versicherung, deren Mitarbeiter fast ein Monat Zeit investiert haben, um für die 220 Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Irak ein stimmungsvolles Weihnachtsfest vorzubereiten.

Zwei Tage vor dem Heiligen Abend – den ein Gutteil der ehrenamtlichen Helfer mit den eigenen Familien verbringt – wurde dann gefeiert. Mit gespendeten Geschenken für jedes Kind (vom Weihnachtsmann in diesem Fall, weil einer der Helfer das passende Kostüm besitzt und einen echten Bart hat), mit Weihnachtsliedern und einem gemeinsamem Essen in einer ehemaligen Lagerhalle, die sich für ein paar Stunden in einen Festsaal verwandelt hat.

„Für die Bewohner ist das Datum ohnehin nebensächlich“, sagt Haus-Leiterin Philippa Wotke. „Wichtig ist nur, dass gefeiert wird.“ Der christlichen Symbolik des Weihnachtsfests stünden alle sehr positiv gegenüber. „Die Leute sind sehr weltoffen. Viele kennen es bereits und feiern es auch gerne mit.“

Christbäume im Dusika-Stadion

Auch in den Großquartieren für Flüchtlinge fanden dieser Tage zahlreiche Weihnachtsfeiern statt. Im Haus Sidra des Arbeitersamariterbundes (ASBÖ), wo unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht sind, wurde der Christbaum feierlich aufgeputzt, es gab ein arabisches Festessen, jede Menge Süßigkeiten und Geschenke für jeden Flüchtling.

In der Fun- und-Sport-Halle beim Ferry-Dusika-Stadion, wo viele Familien wohnen, werden heute gleich mehrere Christbäume aufgestellt, die Kinder bekommen kleine Geschenke, es wird gebastelt und Weihnachtsliedern gelauscht.

Im Flüchtlingsquartier vom Wiener Roten Kreuz in der Vorderen Zollamtsstraße wurde „sehr unorthodox“, gefeiert, wie Alexander Tröbinger vom Roten Kreuz erklärt. Der Christbaum, zum Beispiel, wurde mit Papiergirlanden behängt, die die Kinder im Spielzimmer der Einrichtung selbst gebastelt haben. „Uns geht es um Information, nicht um Missionierung“, betont Tröbinger.

Zeit mit der Familie

Für den 18-jährigen Sayed und den 19-jährigen Ali aus Afghanistan ist es bereits das zweite Weihnachten in Österreich, aber das erste, an dem sie bei Ranthild Salzer-Fölß wohnen. Die 70-jährige Pharmazeutin ließ die jungen Männer im Februar ins Dachgeschoß ihres Hauses in Währing ziehen. Seitdem wird gemeinsam gegessen, auf Urlaub gefahren und auch gefeiert.

Viele Flüchtlinge feiern das erste Mal Weihnachten
Flüchtlinge
„Das Fastenbrechen im Ramadan war sehr schön und spannend zu erleben“, sagt Salzer-Fölß. Mit Weihnachten kennen sich Sayed und Ali schon aus: „Eigentlich ist es wie unser Neujahrsfest. Es geht darum, die Arbeit und den Stress einmal zu vergessen und eine schöne Zeit mit der Familie zu verbringen.“

Kommentare