Mädchen in Haus gelockt und vergewaltigt: Haft

Prozess Vergewaltigung Minderjährige
Der Notruf, der im vergangenen Oktober bei der Polizei einlangte, ließ das Schlimmste befürchten: Ein Mädchen berichtete davon, gemeinsam mit einer Freundin in ein Haus in Wien-Brigittenau gelockt, unter Drogen gesetzt und vergewaltigt worden zu sein. Wenig später nahm die WEGA an der Adresse zwei Männer (32 und 24 Jahre) fest. Die Mädchen waren zu dem Zeitpunkt 14 und 15 Jahre alt.
Beim Prozess im Landesgericht für Strafsachen in Wien am Mittwoch bestreiten die Angeklagten, es handelt sich um Asylwerber aus Algerien, die Vorwürfe. Sie hätten mit den Mädchen Party gemacht, der Sex sei freiwillig gewesen.
Was fest steht: Die Mädchen stammen aus schwierigen Verhältnissen. Das betont auch die Staatsanwältin. Dennoch seien ihre Angaben glaubwürdig. Auch deshalb, weil bei der 15-Jährigen einige Verletzungen festgestellt wurden. Darunter Würgemale am Hals, Hämatome und zahlreiche Abschürfungen. Ein Zeuge, der ebenfalls in dem Haus lebte, schilderte zudem, dass sich ein Mädchen hilfesuchend an ihn gewandt hätte.
Treffen am Keplerplatz
Kennengelernt hatten die Mädchen die Angeklagten am Keplerplatz. "Die Männer haben die jugendliche Naivität der Mädchen gezielt ausgenutzt", ist die Privatbeteiligten-Vertreterin überzeugt. Ein Mädchen sprach davon, wahnsinnige Angst bekommen zu haben, als sie ein Messer und eine Pistolen-Attrappe am Tisch gesehen hätte. Die 14-Jährige leidet noch immer an Schlafstörungen.
Die 15-Jährige erklärte, dass sie der Vorfall "kaputt gemacht" habe. "Das wird sie ein Leben lang begleiten."
Doch es gibt Widersprüche. Für Rechtsanwältin Iris Augendoppler sind diese sogar "extrem". Sie beruft sich unter anderem auf Tiktok-Videos von dieser Nacht. Da schmiegt sich eines der Mädchen an den Erstangeklagten. "Sie ist ihm recht angetan", stellt die Verteidigerin fest.
"Alles andere als naiv"
Auch Rechtsanwalt Andreas Reichenbach zieht die Naivität der Mädchen in Zweifel. "Die sind alles andere als naiv. Sie waren täglich am Keplerplatz, haben Drogen konsumiert und treffen sich mit Leuten zu den unmöglichsten Zeiten." Auch das Treffen damals war um 0 Uhr.
Bei Blutuntersuchungen wurden bei beiden Mädchen Rückstände von unterschiedlichen Drogen festgestellt. Allerdings keine Betäubungsmittel.
Doch das Schöffengericht glaubt den Mädchen. "Es kann schon sein, dass anfangs eine angenehme Atmosphäre geherrscht hat", sagt die Richterin. "Und es ist möglich, dass die Mädchen mitgekommen sind, weil sie sich Drogen versprochen haben." Aber an der Vergewaltigung gebe es keine Zweifel. "Sie haben ihr gesagt, wenn sie schreit, bringen Sie sie um", ist die Richterin überzeugt. "Es ist ein Wahnsinn, was da passiert ist."
Urteile: 5,5 Jahre Haft für den 32-jährigen Erstangeklagten wegen Vergewaltigung und geschlechtlicher Nötigung. 3 Monate für den Zweitangeklagten wegen sexueller Belästigung - ihm konnte kein Tatbeitrag bei der Vergewaltigung nachgewiesen werden.
Die Urteile sind rechtskräftig.