"Die Verdächtigen gehören genau zur Zielgruppe dieser Prediger. Sie sind jung und haben sich auf TikTok oder anderen Social-Media-Kanälen selbst radikalisiert", betonte der Direktor der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst, Omar Haijawi-Pirchner.
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Bei den 14, 17 und 20-Jährigen Burschen handelt es sich um österreichische Staatsbürger mit tschetschenischen bzw. bosnischen Wurzeln. Sie alle sollen mit dem Islamischen Staat (IS) sympathisiert haben. Und sie alle gehören der sogenannten Generation Z an, auf die es die Prediger aus dem Netz abgesehen haben.
Der IS geht mit der Zeit
Denn wurde früher "klassisch" in Moscheen radikalisiert, so geht auch der IS mit der Zeit und hat TikTok und andere Social-Media-Kanäle für sich entdeckt. Denn das Ziel von Terrororganisationen ist es weiterhin, Anschläge in Europa durchzuführen, wie auch aus dem aktuellen Verfassungsschutzbericht hervorgeht.
Zwar kam es gerade im Jahr 2022 in Europa verstärkt zu Inhaftierung hochrangiger Mitglieder der IS-Szene und somit auch zu einem Machtverlust, doch dieser wurde von den Influencern des Terrors geschickt genutzt.
"Insbesondere Prediger, die primär Social-Media-Plattformen nutzen, um konservativ-islamisches beziehungsweise salafistisches Gedankengut zu verbreiten, in den vergangenen Jahren erfolgreich in dieses Vakuum vordringen und stellen damit ein vergleichsweise neues Phänomen im deutschsprachigen Raum dar", heißt es im Verfassungsschutzbericht.
Das Kalifat als Fast-Food-Info
Der große Unterschied zu "normalen" Predigten bestehe vor allem in zwei Punkten: Des Einsatzes moderner Medien und die stark vereinfachte Botschaft des Islams im Hintergrund. Fast-Food-Infos über das Kalifat für hungrige Jugendliche, die leichte Antworten auf komplizierte Fragen wollen, sozusagen.
Darf man als Mann Nagellack tragen?
Ein Beispiel dafür bietet ein TikTok-Video, in dem ein Prediger Fragen seiner Fan-Gemeinde beantwortet. Es gilt eine Antwort zu finden, ob man sich als Mann die Nägel lackieren darf. Die klare Antwort des Mannes mit weißer Kopfbedeckung: "Der Prophet hat die Männer verflucht, die den Frauen ähneln."
Vor den aktuellen Ereignissen, eine schockierende Antwort. Das 13-Sekunden-Video hat 277 Herz-Bekundungen.
Ziel hinter diesen Videos ist es klar, religiös und ideologisch nicht gefestigte Jugendliche und junge Erwachsene zu extremistisch und terroristisch motivierten Straftaten zu verleiten.
Die Internet-Prediger setzen dabei ganz bewusst auf Falschinformationen, sogenannte Fake News. Darauf machte auch erst kürzlich ein Präventionsgipfel aufmerksam, bei dem auch der DSN-Direktor darauf hinwies, dass Fake News die öffentliche Meinung manipulieren sollen. Das Ziel sei es: "Die Gesellschaft zu spalten und die Demokratie zu unterwandern."
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Doch auch Gruppen wie Generation Islam, Realität Islam und Muslim Interaktiv setzen bewusst auf Spaltung und Desinformation, wie erst kürzlich ein Bericht der Dokumentationsstelle Politischer Islam belegte. In sozialen Medien folgen diesen Gruppen Zehntausende, vereinzelt wurden Beiträge mehr als eine Millionen Mal aufgerufen. Immer wieder finden sich Verschwörungstheorien. Immer wieder wird der Westen als durchgängig islamophob abgetan, der Säkularismus wird abgelehnt.
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Die zentrale Erkenntnis der Studie: Die Jugendlichen sollen "kaum merkbar oder gar unbewusst mit islamistischem Gedankengut vertraut gemacht werden".