Hauspost in der Josefstadt
"Wir wissen von anderen Zellengenossinnen von Ihrem regen Briefverkehr in der Untersuchungshaft", sagt die Richterin. Schon knapp nach der Tat habe die Frau einem anderen Mann geschrieben, wie sehr sie ihn liebt. Und die Angeklagte bekam von einem weiteren Häftling sogar einen Heiratsantrag. Überbracht mit der inoffziellen Hauspost in der Justizanstalt Josefstadt. Vermutlich durch Hausarbeiter. Ausgerechnet Zubaidullah R. wollte sie zu seiner Frau machen.
"Den habe ich gar nicht geliebt. Mit dem habe ich nur geschrieben", sagt die Angeklagte. "Er war mit Leonie zusammen. Er hat mich angelogen", so ihre Version der Geschichte.
Vor Gericht steht der Mann allerdings nicht, weil er mit der 13-Jährigen "zusammen" war. Sondern weil er sie mit zwei weiteren afghanischen Landsmännern unter Drogen gesetzt und vergewaltigt haben soll. Leonie starb.
Spazierhof
Doch wie kommen die beiden Personen in Haft überhaupt in Kontakt? "Im Alltag eigentlich gar nicht", heißt es aus der Justizanstalt. Es könne maximal eine Begegnung am Gang bei einer Vorführung oder einem Arztbesuch gegeben haben. Oder man hat sich quer über den Spazierhof verständigt. "Dass dann Zettelchen im Haus ausgetauscht werden, kommt immer wieder vor."
Doch zurück zur Angeklagten: Die 20-Jährige Slowakin soll im vergangenen Mai ihren Lebensgefährten mit einem Messer attackiert haben. "Es war eine toxische Beziehung", hält die Staatsanwältin fest. Zuvor soll die Frau mehrfach von dem Mann verprügelt worden sein. An dem Tag feierte man das Ende des Ramadan mit reichlich Alkohol. Die Stimmung kippte, erst gab es Beschimpfungen, später kam es zu Übergriffen. Auch vonseiten der Frau, wie ein damals anwesender Zeuge schilderte. Als der Mann die Angeklagte an den Haaren in die Küche zog, habe sie zu einem herumliegenden Messer gegriffen und auf ihn eingestochen.
Das Urteil fiel Donnerstagabend: zwei Jahre Haft, nicht rechtskräftig.
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