Linda Steiner, eine junge, aber bereits über die Bezirksgrenzen hinaus bekannte Malerin und Skulpteurin, hofft mit der Aktion, Menschen zu erreichen, die sonst nicht viel mit Kunst am Hut haben. „Es ist schön, wenn Leute ihre Berührungsängste ablegen und einfach bei uns reinschauen.“ Statt elitärer Kunst setzt sie auf „sehr zugängliche Werke.“ Ein besonders beeindruckendes wird am Samstag im „Studio Walls“ in der Löhrgasse 9, dem größten Gruppenatelier des Bezirks, zu sehen sein. Es handelt sich um eine mehrere Meter große Frauenskulptur, die die Blicke der Besucher definitiv auf sich ziehen wird.
Kunst gegen Leerstand
Dass in dem Gemeinschaftsstudio problemlos Platz für ein 3,80 Meter langes, voluminöses Kunstwerk ist, liegt daran, dass es sich bei den Räumlichkeiten um eine ehemalige Klaviermanufaktur handelt. Derartige Immobilien kreativ weiterzunutzen und so Leerstand in Rudolfsheim-Fünfhaus zu verhindern, ist für Hörburger und den Verein „grätzlgalerie“, mit dem er das „Grätzl Art Open“ veranstaltet, ein wichtiger Bestandteil des Projekts.
Seit der ersten Ausgabe während Corona sei die Veranstaltung ständig gewachsen. Rund 1.000 Gäste schätzt Hörburger, seien allein im Vorjahr gekommen. Und für eine wachsende Anzahl Kunstschaffender werde der 15. Bezirk zum geschätzten Arbeitsort: „Immer mehr wollen her. Einerseits wegen der noch leistbaren zentralen Lage, andererseits aufgrund der für Galerien und Werkstätten idealen Souterrains und Erdgeschoße.“
Berührungsängste mit dem als besonders hip geltenden Nachbarbezirk Neubau hat man übrigens nicht. Erstmals wird nämlich auch der renommierte Maler Daniel Domig auf der anderen Seite des Gürtels sein Atelier öffnen. Mit seiner Malerei will er eine Gegenbewegung zum flüchtigen, von digitalen Medien geprägten Blick des schnelllebigen Bilderkonsums schaffen – und daran Grätzl-Bewohner beider Bezirke teilhaben lassen.
Aber zurück in die Löhrgasse in Rudolfsheim. Die „ultraschönen Räumlichkeiten“ ohne gleichzeitige „Durchgentrifizierung“ haben dort die Osttirolerin Steiner dazu gebracht, ihre künstlerischen Wurzeln in Wien zu schlagen. Anders als in den Vorjahren hofft sie heuer, mehr Zeit für den Austausch mit ihren Kolleginnen und Kollegen zu haben.
Die Höhepunkte
Einer davon ist der 1991 geborene Axel Schindler, der in der Szene längst kein Geheimtipp mehr ist. Mit seinen detaillierten monochromen Illustrationen, die sich durch reiche Kontraste und intensive Farben auszeichnen, wird heuer wohl erneut viele Besucher in seinen Bann ziehen.
Aber selbst für Kunstneulinge gibt es am Samstag viel zu erleben. „Das HDS59 in der Hütteldorfer Straße ist eine wunderschöne ehemalige Lusterschmiede und ebenfalls eine Ateliergemeinschaft“, so Linder. Dort wird ab 19 Uhr mit Musik, Essen und Trinken auch die Abschlussfeier des fünften Grätzl Art Open stattfinden.
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