Therapie beim Wuzzeln: Psychologen unterstützen Jugendzentren

Therapie beim Wuzzeln: Psychologen unterstützen Jugendzentren
In vier Einrichtungen in Floridsdorf stehen Psychologen Jugendlichen zur Seite. Es fanden bereits 150 Einzelgespräche statt.

Die Gespräche mit Psychologen finden im Jugendtreff Miho in der Mitterhofergasse selten hinter verschlossener Tür statt. 

Die ersten Annäherungen passieren etwa beim Wuzzeln oder beim Kaffeekochen in der Küche, sagt Manuela Smertnik, Leiterin des Vereins Wiener Jugendzentren. 

Hintergrund ist das Projekt „Flopsy“, das von Jugendlichen aus Floridsdorf selbst initiiert wurde, indem sie die Idee im Rahmen der Kinder- und Jugendmillion einreichten. 

Ansprechpartner für Teenager ab 14

„Die Kinder- und Jugendmillion gibt jungen Menschen die Möglichkeit, aktiv zu bestimmen, was in Wien umgesetzt wird. Und wir sehen auch, dass der Austausch zwischen Kindern und Jugendlichen mit den umsetzenden Einrichtungen und städtischen Dienststellen für alle ein Gewinn ist“, so Nada Taha Ali Mohamed, Projektleiterin Junges Wien bei Wienxtra. So auch in Floridsdorf: Seit Februar stehen in vier Jugendeinrichtungen klinische Psychologen als Ansprechpartner für Teenager ab 14 Jahren zur Verfügung. 

„Die Themen, mit denen die Jugendlichen zu uns kommen, sind sehr unterschiedlich. Von Gewalterfahrungen, Leistungsdruck, Einsamkeit bis hin zu Problemen bei der Bewerbung für eine Lehrstelle“, schildern Ulrich Gallischnig und Yasmin El-Senosy, die beiden Psychologen. 

150 Einzelgespräche

Bisher erreichten die Psychologen in allen vier Jugendzentren rund 100 Jugendliche, 150 Gespräche wurden in Einzelsettings geführt, 30 in Gruppensettings. „Es geht vor allem um Beziehungsaufbau. Die meisten haben schon viele Beziehungsabbrüche erfahren“,  sagt El-Senosy. Es gehe auch darum, Geduld und Präsenz zu zeigen, ergänzt ihr Kollege Gallischnig. 

  • Am Mittwoch versammelten sich zahlreiche Kinder und Jugendliche im Arkadenhof des Wiener Rathauses, um den Sieg ihrer Projektideen zu feiern, die im Rahmen der Kinder- und Jugendmillion umgesetzt werden. Sie ist eine der 193 Maßnahmen der Wiener Kinder- und Jugendstrategie und geht nun das zweite Jahr ins Rennen. Zehn stolze Siegerprojekte wurden schließlich ausgewählt. 
  • Vizebürgermeister und Jugendstadtrat Christoph Wiederkehr stellte die Gewinner vor. Doch welche Ideen waren gewünscht? Grundsätzlich dürfen alle Projekte insgesamt nicht mehr als eine Million Euro kosten. Außerdem muss das Projekt der Allgemeinheit zugutekommen. 
  • Es darf nicht gewaltvoll sein, niemanden ausgrenzen und kein ständiges Personal brauchen. Was die Umsetzbarkeit betrifft, so muss es innerhalb von zwei Jahren realisierbar sein. 
  • Dieses Jahr wurden 148 Ideen eingereicht, die zehn Gewinner werden nun mit insgesamt einer Million Euro aus dem Stadtbudget finanziert. „Das ist ein Pionierprojekt, bei dem Kinder und Jugendliche die Stadt mitgestalten können“, sagt Wiederkehr über die Kinder- und Jugendmillion, die aus seiner Sicht in Europa einzigartig sei. Gefallen hätten ihm alle Ideen sehr gut, vor allem das Freiluftkino für Jugendliche von 13 bis 21 Jahren, das in drei Parkanlagen stattfinden wird, streicht er hervor. 
  • Weitere Gewinnerprojekte sind etwa die Hygieneartikel für Mädchen an Schulen (hat auch schon letztes Jahr gewonnen und wird weitergeführt), Apfelbäume mit Früchten für alle auf der Donauinsel, gratis Selbstverteidigungskurse für Jugendliche an Schulen und in Jugendzentren oder auch kostenlose Schwimmkurse in sieben städtischen Bädern für Kinder zwischen acht und 15 Jahren.   

Das Budget für das Projekt beträgt insgesamt 100.000 Euro, das je zur Hälfte durch die  MA 13 und den PSD-Wien (Psychosoziale Dienste Wien) getragen wird. Nach dem Start im ersten Jugendzentrum im Februar ist die Projektlaufzeit bis 31. Dezember 2024 festgesetzt. Wie es danach weitergeht, steht noch nicht konkret fest.  

Wie geht es weiter?

„Die Frage wird nicht sein, ob es weitergeführt wird, sondern wie es weitergeführt bzw. ausgebaut wird. Solche Angebote müssen auch über mehrere Bezirke verstreut sein, das wird dann mit der Politik ausverhandelt werden müssen“, sagt Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien. Gesundheitsprävention sei auch Aufgabe der Stadt und nicht der Bezirke, ergänzt Georg Papai, der Floridsdorfer Bezirksvorsteher.

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