Teurer Punsch und leiser Protest am Rathausplatz

Teurer Punsch und leiser Protest am Rathausplatz
Am Samstag wurde der Christkindlmarkt eröffnet -erstmals mit Karussell. Die „ausgebooteten“ Standler protestierten.

Über die Schönheit des Wiener Christbaums war im Vorfeld schon viel diskutiert worden. Die 130 Jahre alte Fichte aus Admont war stellenweise ein wenig kahl und musste mit zusätzlichen Ästen verschönert werden. Samstag, zur offiziellen Eröffnung, störte sich allerdings niemand daran. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler übernahmen die traditionelle Illuminierung.

Um 17.30 Uhr war es soweit, der Weihnachtsbaum leuchtete. „Die Illuminierung des Weihnachtsbaums auf dem Rathausplatz hat heuer einen ganz besonderen symbolischen Wert: Licht ist ein Zeichen für Hoffnung. Ein Symbol für den Frieden. Und Hoffnung auf Frieden brauchen wir heuer mehr denn je“, sagte Ludwig. 

Die Wienerinnen und Wiener hätten aber bewiesen, „dass durch Zusammenhalt und Mitmenschlichkeit auch echte 'Herkules-Aufgaben' - von Corona bis zu den Auswirkungen des Krieges - erfolgreich zu stemmen sind."

Teurer Punsch und leiser Protest am Rathausplatz

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und der Steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) bei der Illuminierung des Christbaums am Wiener Rathaus

Die ersten Schneeflocken am Rathausplatz

Fast wie bestellt fielen Samstagnachmittag ein paar Schneeflocken auf den Rathausplatz. Tausende Wiener und Touristen ließen sich weder von den Temperaturen um dem Gefrierpunkt noch vom teuren Punsch – fünf bis sechs Euro, zuzüglich vier Euro Pfand für die herzförmigen Becher – abschrecken und bildeten lange Schlangen vor den Punschhütten. Noch länger stellten sich Familien beim zweistöckigen Nostalgie-Karussell an, das heuer seine Premiere am Christkindlmarkt feiert.

Teurer Punsch und leiser Protest am Rathausplatz

Standler, die nicht zum Zug kamen, protestierten

Doch nicht alle Anwesenden waren in besinnlicher Stimmung. Vor dem Burgtheater versammelten sich rund ein Dutzend Standler, die nicht zum Zug gekommen waren. Sie haben sich zur Initiative „Rettet den Christkindlmarkt“ zusammengeschlossen und verteilten vor einem mobilen Verkaufsstand Zuckerl, Kerzen und Schals, die sie für den Christkindlmarkt eingekauft hatten, nun aber nicht mehr verkaufen dürfen.

„Ich habe 1972 zu den Pionieren gehört und hatte seither jedes Jahr einen Stand. Heuer wäre mein 51. Jahr gewesen, doch nun haben sie mich einfach rausgeschmissen“, sagt Standler Wilhelm Stöger.

Neuer Veranstalter

Wie der KURIER berichtete, zeichnet für die Veranstaltung des Christkindlmarkts – und damit auch für die Vergabe der Stände – heuer erstmals die gemeindeeigene „Stadt Wien Marketing GmbH“ verantwortlich. Der als SPÖ-nah geltende „Verein zur Förderung des Marktgewerbes“ kam nicht mehr zum Zug, einige alteingesessene Marktfahrer verloren ihre Stände.

Die holten nun zum Rundumschlag aus: Scharfe Kritik an der Stadt und Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), Klage gegen den Verein, Rücktrittsaufforderung an Wirtschaftskammer-Präsident Walter Ruck.

Großes Echo löste die Protestaktion freilich nicht aus. Die Tausenden Besucher auf der anderen Seite der Ringstraße bekamen davon nichts mit.

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