Blackout lange nach den Arbeiten
Durchtrennt ein Bagger ein Erdkabel, ist das betroffene Gebiet ohne Strom, bis der Kabelstrang repariert ist oder das Grätzel über eine andere Leitung versorgt wird. Der Stromausfall kann allerdings auch Monate oder Jahre nach den Bauarbeiten eintreten, und das ist eine Folge des Klimawandels, erklärt Christian Call, Sprecher der Wiener Netze.
"Wegen der Erwärmung trocknet das Erdreich aus, dadurch nimmt die Temperaturleitfähigkeit des Bodens ab", sagt Call. Wenn Strom mit hoher Spannung durch ein Kabel fließt, wird dieses erwärmt. "Wird die Isolierung eines solchen Erdkabels bei Bauarbeiten nur leicht beschädigt, bleibt dies oft unbemerkt, und der Strom fließt weiter" führt Call aus.
Wenn es dann besonders heiß - und damit trocken - wird, kann das ausgetrocknete Erdreich die Temperatur nicht mehr ableiten, die Isolierung schmort auf und es kommt zum Erdschluss. Ein Stromausfall ist die Folge.
Und so passierte die Kaskade an Stromausfällen der vergangenen 24 Stunden: Am Dienstag um 13.17 Uhr durchtrennte ein Bagger in Döbling ein Erdkabel; rund 2.600 Haushalte waren ohne Strom. Gegen 15 Uhr war der Schaden weitgehend behoben, nur noch 600 Haushalte waren betroffen.
Allerdings fiel als Folge des ersten Vorfalls ab 15.20 Uhr im 18. Bezirk der Strom aus; rund 1.000 Haushalte in Währung, Weinhaus, Gersthof und Pötzleinsdorf hatten Blackouts. Um 16.44 Uhr schmorte dann ein Erdkabel durch, insgesamt 5.700 Haushalte in den Bezirken 17, 18 und 19 waren stromlos. Erst um 18.30 Uhr war der Schaden behoben.
Unabhängig davon führte ein Kurzschluss bei einem Großverbraucher zum Auslösen eines Leistungsschalters im Umspannwerk Nord - in rund 350 Haushalten und Betrieben rund um den Floridsdorfer Spitz blieb es etwa 46 Minuten dunkel.
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Licht an, Licht ab in Neubau
Ab 22 Uhr fiel dann in Teilen von Neubau der Strom aus - ein Folgeschaden früherer Erdarbeiten. Betroffen waren zwar "nur" 800 Haushalte, bis zur finalen Behebung des Schadens dauerte es allerdings bis kurz vor 1.30 Uhr. Vorher gab es insgesamt sechs Versuche, den Strom wieder einzuschalten - nach ein paar Minuten war es aber stets wieder dunkel.
Damit nicht genug: Mittwochfrüh kappte wiederum ein Bagger auf der Wieden ein Erdkabel; etwa 600 Haushalte waren knapp zwei Stunden lang betroffen. Und ab 11.30 fiel im Hietzinger Ortsteil Speising in 600 Haushalten der Strom aus. Bis 14 Uhr war der Schaden weitgehend behoben, die Ursache war Mittwochnachmittag noch unbekannt.
Mittwochnachmittag gab es schließlich in Teilen von Simmering und Schwechat ein weiteres Blackout; 2.100 Haushalte waren ab 14 Uhr etwa zwei Stunden lang betroffen.
Auch nach dieser Pannenserie zählt das Wiener Stromnetz zu den sichersten der Welt, sagt Christian Call: "Im Jahr 2021 (neuere Daten sind noch nicht verfügbar, Anm.) hatten wir in Wien 18 und in ganz Österreich 23 Minuten Stromausfall. Damit lagen wir weltweit auf Rang fünf."
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