Großeinsatz an Wiener Gymnasium: Zwei Messer sichergestellt

Polizeiautos vor Gymnasium in Brigittenau
Eine 16-Jährige wurde mit Stichverletzungen in einer Schule in der Karajangasse in der Brigittenau aufgefunden. Sie ist außer Lebensgefahr.

Vor dem Gymnasium am Augarten in der Karajangasse 14 versammeln sich am Dienstag immer mehr besorgte Eltern. Sie warten darauf, dass ihre Kinder sicher aus dem Gebäude kommen und nach Hause gehen dürfen. Einige von ihnen haben direkt von ihren Kindern die Nachricht über einen Angriff auf eine Mitschülerin erhalten. 

Um 10 Uhr vormittags ging bei der Wiener Polizei ein Notruf ein: Ein 16-jähriges Mädchen wurde mit Stichwunden in einem Gymnasium in der Karajangasse in Brigittenau aufgefunden. Sie erlitt laut einem Sprecher der Berufsrettung „oberflächliche Stichverletzungen am Oberkörper“.

Polizeisprecherin Julia Schick bestätigte kurz vor 12.00 Uhr einen laufenden Einsatz. Nach einem Verdächtigen oder einer Verdächtigen wird derzeit immer noch gesucht, die Fahndungsmaßnahmen sind nach wie vor aufrecht. 

"Das Mädchen wurde in ein Spital gebracht, sie ist außer Lebensgefahr", so die Polizeisprecherin. Laut Angaben von Mitschülern habe sich das Opfer bereits in einer WhatsApp-Gruppe gemeldet, dass sie operiert wurde und es ihr gut gehe.

Schulgebäude und Rucksäcke durchsucht

Die 16-Jährige war laut Angaben der Exekutive mit einem spitzen Gegenstand attackiert worden, mutmaßlich mit einem Messer. Laut KURIER-Informationen wurde die Jugendliche auf dem Mädchen-WC gefunden. Sie soll mit einer Freundin auf die Toilette gegangen und – während die Freundin am WC war – attackiert worden sein.

Polizei durchsuchte Gymnasium

Das gesamte Schulgebäude wurde von der Polizei durchsucht.

Für die Polizei war die Einsatzlage vorerst völlig unklar, mehrere Kräfte wurden für eine Durchsuchung hinzugezogen. Im Einsatz standen unter anderem die WEGA sowie Diensthunde, um das gesamte Gebäude abzusuchen. Der Unterricht war während der Durchsuchung unterbrochen. Am frühen Nachmittag konnte der Unterrichtsbetrieb wieder aufgenommen werden. 

Berichte von Morddrohung und Mobbing

In der Zwischenzeit kursieren rund um die Schule zahlreiche Mutmaßungen, wie es zu der Attacke kommen konnte, wie ein KURIER-Lokalaugenschein zeigt. Einen Monat vor den Sommerferien soll auf Tiktok eine Morddrohung gegen die Schülerin und einen Lehrer veröffentlicht worden sein, berichtet eine Schülerin. 

Sowohl die 16-Jährige als auch der Lehrer seien daraufhin vom Unterricht befreit worden, die Polizei sei informiert worden. Es sollen aber weitaus mehr Vorfälle von Mobbing bzw. Cybermobbing gegen die Jugendliche passiert sein. Der Angriff so kurz nach den Sommerferien habe sie erschrocken, berichtet die Mitschülerin.

Eltern warten vor der Schule auf ihre Kinder

Eltern warten vor der Schule auf ihre Kinder.

So wie sie haben sich am Montagnachmittag zahlreiche Jugendliche, Eltern, Nachbarn sowie Lehrkräfte vor dem Schulgebäude versammelt.

"Täter soll graue Hose und FFP2-Maske getragen haben"

Zwei weitere Schüler, beide aus der 6. Klasse, berichten dem KURIER  von den erschreckenden Ereignissen. Alle Schüler seien angewiesen worden, in den Klassen zu bleiben. "Die Polizei hat Schultaschen von Schülern durchsucht, die auf die Täterbeschreibung passen: er soll eine graue Hose und eine FFP2-Maske getragen haben", berichten zwei Jungs.

Bei dem Opfer könnte es sich um ein Mädchen aus der 7. Oberstufenklasse handeln, spekulieren sie. 

Großeinsatz bei Wiener Schule

Der Unterricht war nur während des Polizeieinsatzes unterbrochen, am Nachmittag wurde er fortgesetzt. 

Vater per Laptop informiert 

Ein Vater beschwert sich dabei, dass den Kindern in dieser schwierigen Situation nicht ihre Handys gegeben wurden, um ihre Eltern anzurufen. Seine Tochter habe ihn über den Laptop kontaktiert. Eine einheitliche Vorgangsweise gab es diesbezüglich aber wohl nicht: Andere Schüler berichten dem KURIER, dass sie ihr Handy bei sich gehabt hätten und so ihre Eltern informieren konnten. 

Auch gegenüber der APA beklagen Eltern aus ihrer Sicht unzureichende bzw. mangelnde Informationen seitens des Gymnasiums zu dem Vorfall. Sie habe davon lediglich „über eine Facebookgruppe erfahren“ und sei dann in Sorge um ihr Kind zu der Schule geeilt, sagte eine Mutter vor Ort. 

Eine Sprecherin der Bildungsdirektion verwies darauf, dass derartige Informationen immer in Abstimmung mit der Polizei erfolgten und dies naturgemäß Zeit in Anspruch nehme. „Die Information an die Eltern geht demnächst raus. Die Schulleitung arbeitet gerade daran“, erklärte die Sprecherin. Laut Bildungsdirektion gelten für alle Schulen in Wien bei besonderen Vorfällen eigene Krisenleitfäden

Polizei sichert Spuren am Tatort

Polizei sichert Spuren am Tatort

Um kurz vor 14 Uhr trafen erneut zwei Polizeiautos an der Schule ein. Auch der Direktor Árpád Krämer tritt kurz vor das Gebäude und spricht mit den Eltern. "Der Unterricht läuft normal weiter, es hat zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Schüler bestanden", sagt der Schulleiter dem KURIER. 

Zwei Messer sichergestellt

Wenig später trifft auch die Spurensicherung ein und ein Bereich inklusive Parkplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite wird abgesperrt. Wie die Polizei mitteilt, wurde ein Messer in der Schule, in der Nähe der Verletzten aufgefunden und sicherstellt, „ein weiteres draußen vor dem Gebäude“, sagte Schick.

Ob es sich bei einem der beiden Messer auch um die Tatwaffe handelt, sei noch nicht klar. Zuvor hatte das Nachrichtenportal oe24.at berichtet, dass ein Journalist des Mediums ein blutiges Messer im Umkreis der Schule in einem Gebüsch gefunden hatte. Das Landeskriminalamt Wien, Außenstelle Zentrum Ost hat die Ermittlungen übernommen.

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