Warum Wiens schönster Wanderweg ohne Gastronomie und Klos bleibt

46-215789424
Stadtwanderweg 8 auf die Sophienalpe: Die Forstdirektion hat eine Verlegung der Route geprüft - sich dann aber doch dagegen entschieden.

Selbst in Wien sollte niemand die gekennzeichneten Wege verlassen. Diese leidvolle Erfahrung musste vor einigen Tagen eine 67-jährige Frau machen, die sich beim Aufstieg auf die Sophienalpe im dichten Wald verirrte – und erst nach intensiver Suche mit Polizeihunden und Drohnen aufgespürt werden konnte.

Auf besagtem Stadtwanderweg 8 geht es mitunter auch recht einsam zu, vor allem wochentags. Ein Grund dafür ist, dass es auf der elf Kilometer langen Runde, für die drei bis vier Stunden einzuplanen sind, keine einzige geöffnete Gaststätte mehr gibt. Dabei gilt der „8er“ im Penzinger Wienerwald – mit dem Anstieg von Mauerbach via Mostalm zur Sophienalpe (477 Meter Seehöhe) und retour – als die vielleicht schönste Gehstrecke der Bundeshauptstadt.

Allerdings mit dem Schönheitsfehler, dass alle vier Gaststätten entlang des Weges derzeit (oder für immer) die Sperrstunde ausgerufen haben: Auf der Sophienalpe hat der Einkehrgasthof seit 2021 zu – genauso wie die unweit daneben befindliche Mostalm (Besitzer 2021 verstorben); der „Jägerwirt“ an der Mauerbachstraße wich schon vor Jahren einer Wohnhausanlage. Und auch die Rieglerhütte unterhalb der Sophienalpe sperrte vergangene Saison nicht mehr auf – Grund war Personalmangel.

Wie der KURIER vor einem Jahr berichtete, ergab sich durch diese elf Kilometer lange „Durststrecke“ aber nicht nur ein gastronomisches, sondern ein notdürftiges Problem: Denn der Weg verfügt seither auch über keine Toiletten mehr. „Damit muss die Botanik herhalten. Die diesbezüglichen Plätze sehen auch entsprechend aus“, erzählen Wanderer.

Von dem KURIER-Bericht auf den Plan gerufen, kündigte schließlich die für die Stadtwanderwege zuständige MA 49 (Forst- und Landwirtschaftsbetrieb) an, eine Verlegung zu prüfen. Was wurde aus der Idee?

„Positive Meldungen“

Nichts, wie ein MA-49-Sprecher jetzt mitteilt: „Aufgrund der durchgehend positiven Rückmeldungen der Erholungssuchenden und der schönen Routenführung und Aussichtspunkte im Wienerwald wird der Stadtwanderweg 8 auch ohne Gastro-Infrastruktur so belassen.“ Alles im grünen Bereich also.

Und so verhallte auch der zuletzt geäußerte Wunsch nach mobilen Öko-Toiletten einsam im Wienerwald. Damit sollten Wanderer noch zusätzlich aufpassen, wenn sie den Weg verlassen – sie könnten sich auch eine menschliche Hinterlassenschaft eintreten.

Kommentare